Bloody Mary.
eigentlich gekommen war. Erst nachdem er den Obertutor überredet hatte, sich noch einen sehr großen Pink Gin zu genehmigen, ihn anschließend mit einer ordentlichen Portion Paté, einem ausgezeichneten Filetsteak und anderthalb Flaschen Chambertin abgefüllt hatte und sie beide bei Kaffee und einem Chartreuse saßen, kam Goodenough endlich auf das Thema Stiftung zu sprechen. Dabei gab er sich ein klein wenig verlegen. »Tatsächlich ist es so, daß uns jemand aus der City, der anonym bleiben möchte, angewiesen hat herauszufinden, wie die leitenden Fellows zu der Einrichtung eines neuen Stipendiums stehen, und da ich, offen gesagt, Ihren Ruf als diskreter Mensch kenne, dachte ich, ein ruhiger Plausch mit Ihnen wäre der beste Anfang.« Er verstummte, damit der Obertutor die passende Zigarre zu einem weiteren Chartreuse auswählen konnte. »Das Gehalt des neuen Fellows würde selbstredend unser Mandant bezahlen, und die Spende an das College beliefe sich auf einen siebenstelligen Betrag.« Wieder hielt er inne, damit der Tutor ausrechnen konnte, daß sieben Stellen eine Million ergaben. »Übrigens hat der Mandant angedeutet, daß nach ihrem ... seinem Tod möglicherweise weitere sechs Millionen Pfund folgen konnten.«
»Sechs Millionen? Sagten Sie sechs Millionen?« erkundigte sich der Obertutor mit ziemlich belegter Stimme. Wäre nicht das Essen gewesen, der teure Chambertin und die Partagas-Zigarre, hätte er sich gefragt, ob er nicht das Opfer eines grausamen Streichs war. Noch nie hatte man Porterhouse eine so gewaltige Summe angeboten.
»Aber ja, mindestens sechs«, sagte Goodenough, der spürte, wie verwirrt der Tutor war. Das nutzte er aus und fuhr fort: »Allerdings unter der Bedingung, daß die Öffentlichkeit nichts davon erfährt. Leider ist mein Mandant ein sehr exzentrischer und öffentlichkeitsscheuer Mensch und besteht auf Anonymität. Darauf muß ich ausdrücklich hinweisen.« Einen Moment lang dachte er daran anzudeuten, der Mandant könnte Getty sein. Dann kam ihm eine bessere Idee. »Sagt Ihnen der Name Getty etwas?«
»Ja.« Der Obertutor flüsterte fast.
»Bedauerlicherweise ist mein Mandant nicht ganz so wohlhabend, aber sie ... er –« (er verfluchte den zweiten Chartreuse) »– ist nichtsdestotrotz außerordentlich vermögend.« »Muß er wohl sein«, murmelte der Obertutor und machte den Fehler, den Rauch seiner Havanna zu tief zu inhalieren. Als sein Hustenanfall verebbte, redete Goodenough weiter: »Ich sage Ihnen das alles vertraulich, weil Sie im Ruf stehen, verschwiegen zu sein. Es ist unbedingt notwendig, daß nichts nach außen dringt. Man weiß sehr wohl, wie einflußreich Sie in Porterhouse sind, und ich bin mir sicher, mit Ihrer Unterstützung ...«
Die wohlüberlegten Worte schwebten angenehm durch das benebelte Bewußtsein des Obertutors. Der Mandant legt allergrößten Wert darauf, daß der Schatzmeister, dessen Ruf nicht so ... nun, um ein wenig indiskret zu sein: der nicht übermäßig zuverlässig sei, nicht ins Vertrauen gezogen werde, aber falls der Obertutor versichern könne, daß man die Spende annehmen – der Obertutor konnte – und den Fellow berufen werde – woran der Obertutor keinen Moment zweifelte –, dann sei die Angelegenheit geklärt, und Mr. Goodenoughs Mandant werde alles Nötige in die Wege leiten. Man werde ein Schreiben mit den Berufungsbedingungen aufsetzen und dem Obertutor zukommen lassen, der, vermutlich über den Collegerat, die nötigen Vorbereitungen zu treffen und die Entscheidung schriftlich zu bestätigen habe. Als Goodenough schließlich schwieg, war der Obertutor geradezu euphorisch. Goodenough nahm ihn in seinem Taxi mit nach Porterhouse und bestieg dann den Zug nach London.
»Was hat er gemacht?« sagte Mr. Lapline tags darauf. »Es geschluckt«, sagte Goodenough.
»Es geschluckt? Wissen Sie das genau?« Mr. Lapline konnte sich nicht vorstellen, daß einer der leitenden Fellows von Porterhouse irgend etwas schluckte, außer Suppe. »Hundertprozentig«, versicherte ihm Goodenough. »Hat den Vorschlag mit Haut und Haaren verschlungen, dazu eine ausgezeichnete Flasche Burgunder und ein halbrohes Steak ...« »Meine Güte, Goodenough, reden Sie nicht von Essen. Wenn Sie wüßten, wie mich mein Magen quält ...« »Verzeihung, Verzeihung. Ich will Ihnen ja bloß klarmachen, daß Sie nicht befürchten müssen, die Lady als Mandantin zu verlieren. Sie wird auf der Liste einen Anwärter finden, der sich als genau die Sorte Mensch
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