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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Sicherheit würden wir gewaltige Schadensersatzbeträge zugesprochen bekommen.« »Schon möglich. Aber von wem? Dr. Osbert? Kann ich mir nicht denken. Der Mann wäre bankrott, und wir würden nur eins bekommen, nämlich Publicity von der äußerst unangenehmen Sorte.«
    »Aber Lady Mary hat ihn dazu angestiftet. Sie sagten selbst, sie müsse sein Förderer sein. Die Frau ist ungeheuer reich.« »Aber auch wenn wir beweisen könnten, daß sie das Stipendium gestiftet hat, käme die Verleumdung doch von Dr. Osbert. Von ihrem Gefühlsausbruch bei der Untersuchung abgesehen, hat sie sich in der Öffentlichkeit weder mündlich noch schriftlich geäußert«, sagte der Dekan. »Wir haben es mit einem sehr gefährlichen Feind zu tun.«
    Der Obertutor hielt den Blick beim Gehen gesenkt. Er mußte zugeben, daß die Argumentation des Dekans schlüssig war. Dennoch fand er die Situation unerträglich. »Was sollen wir denn machen?« fragte er schließlich. »Wir können doch nicht einfach einen Menschen herumlaufen lassen, der uns des Mordes bezichtigt, und nichts dagegen tun.« »Ganz meiner Meinung«, sagte der Dekan. »Ich schlage vor, etwas zu unternehmen, um dem einen Riegel vorzuschieben, aber mir fehlte bisher die Zeit, um die richtige Taktik auszuarbeiten. Ich weiß nur, daß wir warten müssen, bis er den nächsten Schritt tut. Ich jedenfalls beabsichtige, ihn in der Zwischenzeit betont freundlich zu behandeln und rate Ihnen, das gleiche zu tun. Das wird ihm unendlich peinlich sein.« Als sie sich trennten, hatte sich der Obertutor dazu durchgerungen, seinen Anwaltsbesuch abzusagen und seine wahren Gefühle gegenüber Purefoy hinter einer Maske aus Entgegenkommen und Freundlichkeit zu verbergen. »Ich werde mir die größte Mühe geben«, sagte er. »Es wird aber ausgesprochen schwer werden. Dieser elende Schuft ...« Und Purefoy Osbert fühlte sich verdammt elend. Sein Zustand war zwar nicht so extrem wie der des Obertutors nach seinem Dinner im Corpus-Christi-College – Osbert kam seine Jugend zu Hilfe –, doch er war beklagenswert genug und wurde dadurch noch verschlimmert, daß er sich weder erinnerte, was er dem Dekan gesagt hatte, noch auch nur, ob er überhaupt etwas gesagt oder es nur gedacht hatte. Oder sonstwas. Er wußte allerdings genau, daß er den Fellows verraten hatte, warum Lady Mary sein Stipendium finanzierte und was sie damit bezweckte. Daran erinnerte er sich noch sowie an die entwaffnende Bemerkung des Dekans über Sir Godbers Unfähigkeit, und daß Lady Mary die Direktrice von Porterhouse gewesen sei. Nachdem sich Purefoy Osbert endlich aus dem Bett gequält, sich gewaschen und rasiert hatte, begegnete ihm auf dem Weg in die Bibliothek im Treppenhaus der Obertutor.
    »Guten Morgen, Dr. Osbert«, sagte der und lächelte ihn beunruhigend an. »Hoffentlich hatten Sie eine angenehme Nacht. Wenn ich irgend etwas für Sie tun kann, um Ihr Leben hier angenehm zu machen, wenden Sie sich ohne zu zögern an mich. Ich bin fast immer zu Hause und freue mich über jeden Besuch Ihrerseits. Rudern Sie zufällig, oder betreiben Sie irgendeine andere Sportart?«
    Es gelang Purefoy, matt zurückzulächeln und einzugestehen, daß er nicht ruderte und auch sonst sportlich nicht sehr aktiv war, ehe er nach unten schlurfte, mehr denn je überzeugt, daß
    der Obertutor ein Auge auf ihn geworfen hatte. Und was den Dekan betraf, hatte er auch so seine Zweifel, als er dem zufällig beim Rektorenhaus begegnete. Er begrüßte Purefoy beinahe überschwenglich. »Ein wirklich angenehmer Abend und sehr unterhaltsam, wenn wir dem auch am nächsten Morgen leider mit einem Kater unseren Tribut zollen müssen. Ein geringer Preis für eine so erfreuliche Gesellschaft. Ganz wunderbar.« Und damit ging der Dekan weiter, scheinbar ein fröhliches Männlein, und ließ einen Purefoy Osbert stehen, dem Porterhouse immer rätselhafter wurde. Egal, was man von den leitenden Fellows hielt, gelassen waren sie. Purefoy betrat die Straße durch das Haupttor und ging langsam über die Brücke an der Garret Hostel Lane auf die Universitätsbibliothek zu. Auf dem Fluß schwammen ein paar Boote, in denen aber vor allem Touristen saßen. Hinter ihm tat der Dekan etwas, was er sich selten zuvor erlaubt hatte. Er las in Purefoys Zimmer dessen Post, während der Obertutor am Fenster Wache hielt.
    »Hier ist etwas Interessantes«, sagte der Dekan schließlich. »Lesen Sie sich das durch, und sagen Sie mir, was Sie davon halten. Ich passe auf.« Damit

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