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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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reichte er dem Obertutor einen Brief und ein Blatt Papier, der beides in Augenschein nahm. »Donnerwetter!« sagte der Obertutor, als er fertig war. »Wer hätte gedacht, daß ein so unscheinbares Bürschchen dermaßen verderbt wäre? Kein Wunder, daß der Dreckskerl nicht rudert oder sonst einen ordentlichen Sport betreibt.« »Na, immerhin kennen wir nun seine kleinen Vorlieben«, sagte der Dekan und eilte nach unten ins Collegebüro, um die beiden Dokumente zu fotokopieren, bevor er sie genau dorthin zurücklegte, wo er sie gefunden hatte.
    »Bimbomädels, hä?« sagte General Sir Cathcart D’Eath später am selben Tag. »Ist immer nützlich zu wissen, welchen Geschmack einer hat. Kann ihm nicht mal einen Vorwurf machen. Kannte zu meiner Zeit ein paar verflixt hübsche schwarze junge Stuten. Beispielsweise eine wirklich scharfe kleine Braut in Sierra Leone. Hieß Ruby. Die gute alte Gummi- Ruby. Lieber Himmel, die wußte, wie man einen Mann scharf macht.«
    Doch den Dekan interessierten die sexuellen Reminiszenzen des Generals nicht. Für ihn waren Mrs. Ndhlovos Ratschläge zur Masturbation gleichermaßen alarmierend wie in psychologischer Hinsicht aufschlußreich. »Können Sie da etwas machen?« fragte er.
    »Hab selber mit Onanie nichts am Hut«, sagte der General, »schätze aber, die Avocadomethode könnte nützlich sein, wenn man mal ohne Gesellschaft ist, es müßte aber eine reife sein. Vermutlich kann man sie in einer Mikrowelle auf die passende Temperatur bringen.«
    »Meine Güte, Cathcart, das interessiert mich nicht im mindesten. Ich will wissen, was wir wegen Dr. Osbert machen können«, erwiderte der Dekan. Manchmal irritierte ihn die Vorliebe des Generals für die schmuddeligen Seiten des Lebens schon sehr. Selbstredend konnte man ihn nicht mit dem gräßlichen Jeremy Pimpole vergleichen, der gehörte in eine ganz andere Liga, aber ... Und Dr. Osbert und seine Geliebte Mrs. Ndhlovo waren offensichtlich Perverse übelster Machart. Jede Frau, die sich so begeistert über Dinge verbreitete, die dem Dekan nicht einmal in Zeiten schlimmster sexueller Notlagen in den Sinn gekommen waren – obwohl es die höchst selten gegeben hatte – mußte zum Abschaum der Gesellschaft gehören. Und Dr. Purefoy Osbert war völlig in sie verschossen. Das ging aus ihrem Brief hervor, mit dem sie offenbar einen Brief Osberts beantwortet hatte. Wie hatte der Dekan zum Obertutor gesagt: »Ich muß schon sagen, seine Eltern haben einen höchst passenden Namen für ihn gewählt. Pure of faith – reinen Glaubens, du meine Güte.« Doch jetzt mußte er Sir Cathcarts Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken als die Zweckentfremdung von Avocados.
    »Mir geht es um folgendes«, sagte der Dekan. »Können wir mit Hilfe dieser Information verhindern, daß er seine Untersuchung der Umstände von Sir Godber Evans’ Tod fortsetzt? Heute morgen gelang es mir nur unter größten Schwierigkeiten, dem Obertutor sein Vorhaben auszureden, seine Anwälte eine Anzeige wegen Verleumdung einreichen zu lassen.«
    Der General war schockiert. »Soll das heißen, der Mann hat geschrieben, Sie und der Obertutor hätten den Mord ...« »Nicht geschrieben. Gesagt. Habe ich Ihnen erzählt. Gestern abend im Gemeinschaftsraum.«
    »In diesem Fall ist es üble Nachrede, keine Verleumdung. Für Verleumdung muß es schriftlich vorliegen. Bin erstaunt, daß Sie den Unterschied nicht kennen.«
    »Was vielleicht daran liegt, daß wir nicht in Kreisen verkehren, wo die Leute übereinander Lügen zuhauf schreiben«, sagte der Dekan. »Zurück zu Dr. Osbert ...« »Jemand soll sich um ihn kümmern, stimmt’s?« Der Dekan zögerte. Er wollte zwar unbedingt, daß etwas unternommen wurde, um Purefoy Osbert abzuschrecken, hatte aber so seine Zweifel, was das »sich um ihn kümmern« anging. Der General hatte beunruhigend viele Freunde in der militärischen Sondereinsatzgruppe SAS. »Nur in dem Sinn, daß er der Lächerlichkeit preisgegeben wird und daß man diese Situation nutzen kann, um ihn zu überreden, seine Nachforschungen einzustellen. Oder wenigstens Skullion nicht mehr zu behelligen, das ja. Ich will aber nicht, daß er irgendeinen körperlichen Schaden nimmt.« »Ich schätze, daß er sich wahrscheinlich viel üblere Verletzungen zufügt, wenn er einige der Ratschläge dieser Schwarzen beherzigt«, sagte der General. »Kannte mal einen Kerl, der hat sich in einer Milchflasche verfangen. Zerbrechen konnte er sie nicht, aus Angst, sich schlimm zu

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