Bloss kein Kind
richtig erfreut, er fand das ganz Klasse und so war das auch kein Problempunkt.
Ich bin dann Informatikerin geworden und habe mich nach 5 Jahren selbstständig gemacht. Jetzt bin ich seit 20 Jahren in der Erwachsenenbildung tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit war ich auch bei einigen Maßnahmen für die Familienbildungsstätte und die Volkshochschule dabei, die hießen: „Frauen zurück in den Beruf“ und „Neuer Start ab 35„, das heißt, dort saßen andere Frauen als ich. Die versuchten, nach ihrer Familienphase wieder zurück in den Beruf zu gehen. Und ich fand das dann ganz spannend, diesen Frauen zu begegnen. Sie waren im selben Alter wie ich und ich habe mir diese Frauen angeguckt und mir sind dann einige Unterschiede zwischen den Frauen und mir aufgefallen. Ein Punkt war, dass diese Frauen ein unglaublich schlecht ausgeprägtes Selbstbewusstsein hatten. Das Hauptproblem war nicht so sehr der Stoff, den ich ihnen beibringen sollte, sondern mehr der Kampf gegen: o Gott, ich kann das nicht, ich werd das nie lernen, das hat keinen Wert, das ist zu schwierig für mich! Und ein großer Teil der Zeit ging dafür drauf, diese Sachen abzuwehren, um überhaupt mal zum Inhaltlichen kommen zu können. Es war schockierend für mich zu sehen, wie sich ein Lebensabschnitt so verheerend auf die Psyche auswirken kann. Bei einer Besprechung in der Familienbildungsstätte wurde erklärt, dass im Laufe der "Familienphase" ein Prozess stattfinden kann, bei dem die Frau in der Familienhierarchie irgendwann sogar nach den Kindern kommt. Ich stelle mir vor, dass das natürlich in erster Linie für die Frauen entsetzlich ist, aber nicht zuletzt auch für alle anderen Familienmitglieder. Gar nicht zu reden von dem Frauenbild, das sich da transportiert
Im Laufe der Jahre war mir dann schon klar geworden, dass meine panische Reaktion auf die Vorstellung, schwanger zu werden, Kinder zu kriegen, doch sehr extrem und nicht normal war. Ich bin auch nie einer Frau begegnet, die sich sterilisieren lassen hat. Mich hat interessiert, ob ich auch unabhängig von meinen Kindheitserfahrungen einen Entschluss gegen eigene Kinder getroffen hätte. Und ich habe immer in mich hinein gehorcht, ob da nicht vielleicht doch ein Kinderwunsch schlummert. Mit steigendem Alter, nach Aufarbeitung einiger Sachen, habe ich dann gemerkt, dass diese Schatten verschwunden waren und ich auch eine andere Einstellung zur Schwangerschaft bekommen hatte. Ich habe das auch daran gemerkt, wenn ich Schwangere gesehen habe. Plötzlich habe ich sie nicht mehr, wie früher, als unglaublich hässlich und aufgedunsen empfunden, sondern schön und interessant gesehen. Und es hätte mich auch interessiert, wie sich das anfühlt, schwanger zu sein. Trotz dieser Änderungen meiner Gefühle konnte ich aber nach wie vor keinen Kinderwunsch bei mir feststellen. Ich bin einfach nicht der Typ dafür, ich würd mir das ehrlich eingestehen, wenn das anders wäre.
Ein Aspekt war bei mir auch, dass ich ziemlich genaue Vorstellungen hab, was man als Eltern leisten sollte. Weil man eine sehr große Verantwortung hat. Und ich finde es absolut katastrophal, wie manche Eltern Kinder kriegen und dann läuft es eben so wie‘s läuft, aber sie reflektieren eigentlich gar nicht, was sie so machen und wie‘s den Kindern so geht. Die Ansprüche, die ich habe, denen würde ich selbst nicht genügen. Als bei uns einmal ein Igel überwintert hat, musste ich mich wirklich zwingen, zu schauen, ob er jetzt Fressen hat und der Stall sauber ist. Ich hab gemerkt, das ist nicht in mir, als Bedürfnis. Man kann sich zwar einen Winter lang zwingen für den Igel, aber nicht viele Jahre, wenn man Kinder hat, die man eigentlich nicht wirklich will.
Als ich ungefähr 23 war und studierte, bezog ich ein Zimmer in Untermiete bei einer kleinen Familie. Der Mann lebte mit seiner Tochter, die noch kein Jahr alt war, allein und erzählte, dass seine Frau bei ihrer Mutter sei und bald zurück käme. Die Frau rief dann aber an und sagte, dass sie nicht zurück kommt, sondern sich von ihrem Mann trennt. Jetzt stand der Mann mit der kleinen Tochter da. Er war in der Gastronomie tätig, musste abends und nachts arbeiten. Und da hat er mich in seiner Notlage gebeten, weil ich mir ja als Studentin die Zeiten ganz gut einteilen konnte, zu bestimmten Zeiten auf das Mädchen aufzupassen. Dafür hat er mir die Hälfte der Miete erlassen. Ich habe das also gemacht, weil ich gesehen habe, in welcher Notlage er
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