Bloss kein Kind
war und weil der Mann sehr integer und nett war. Wir haben also einen Plan gemacht, wer wann das Kind hatte. Das ging richtig gut. Ich mochte das kleine Mädchen auch sehr gern, ich hab ihm Brei gekocht, mit ihm gesungen und gespielt und das hat gut funktioniert. Wahrscheinlich auch deswegen, weil ich immer wusste, es ist nicht mein Kind, ich werd irgendwann wieder gehen, aber jetzt mach ich das eben. Es kam dann zur Scheidung und dann kam vom Amt eine Frau, die die familiären Verhältnisse checken musste, ob das Mädchen beim Vater gut aufgehoben ist, weil er das Kind behalten wollte. Und die hat mich dann auch interviewt, war eine ganze Zeit in der Wohnung und hat beobachtet, wie wir mit dem Kind umgehen. Später hat mir der Mann dann die Protokolle zu lesen gegeben. Und über mich stand: Frau S. hat ein nettes, aber distanziertes Verhältnis zu dem Kind. Und da dacht ich: ich bin doch nicht distanziert! Ich dachte immer, ich hätte das Kind gern!
Als er dann eine andere Hilfe gefunden hatte, habe ich das Kind und die neue Frau im Vorbeifahren mal an der Bushaltestelle stehen sehen und obwohl ich mich gefreut hatte, dass ich das Kind „los“ war, habe ich fast geheult, als ich die beiden gesehen habe. Das ist mir dann doch näher gegangen, als ich erwartet hatte.
Sylke, 43 Jahre, Kaufmännische Angestellte, Single
„In der DDR gehörten Kinder automatisch dazu“
Ich hab mit 23 geheiratet und mein Mann war zu der Zeit schon krank. Er hatte Krebs. Ist aber nur 2 Jahre älter gewesen als ich. Und dann haben wir so auf die Schnelle, bevor das mit der Chemotherapie bei ihm losging, versucht, dass ich noch schwanger werde. Weil die Ärzte davon abgeraten hatten, während der Chemo schwanger zu werden. Weil wir nur 3, 4 Wochen Zeit hatten, klappte das natürlich nicht.
Für uns war immer klar gewesen, dass, wenn wir heiraten, auch Kinder dazu kommen sollen. Er hat Kinder sehr geliebt, hat für seine Nichte geschwärmt.
Die Hochzeit fand statt, indem er für einen Tag aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Natürlich hatten wir immer Hoffnung, aber die hat sich leider nicht erfüllt. Während der zwei Jahre unserer Ehe war er mehr oder weniger immer im Krankenhaus. Das hat mich alles ein bisschen überfordert. Die Ärzte, die einem nicht die Wahrheit sagen und all das. Ich hatte bis zuletzt die Hoffnung, dass er wieder gesund wird. Durch einen dummen Zufall bekam ich im Krankenhaus mit, wie eine Schwester sagte, dass er Morphium gespritzt kriegt. Da war mir dann klar: wenn es so weit ist, dann ist nichts mehr zu retten. Als ich 25 war, hat er die Welt verlassen. Und ich war allein und ohne Kinder.
Im Osten, wo ich damals lebte, war es immer selbstverständlich gewesen, Kinder zu bekommen. Man war gesichert und wusste, da passiert einem nichts von wegen Berufs und so. Man kommt dann wieder irgendwann in seine Stellung zurück und bekommt einen Kindergartenplatz und so weiter. Meine ganze Familie ist ja auch im Osten und da hätte ich halt auch Unterstützung gehabt, wenn da was gewesen wäre, von wegen: Kind krank oder so. Da wär immer eine Oma da gewesen.
Ein paar Jahre später hatte ich dann wieder eine Beziehung. Aber mit dem Mann war eigentlich von vornherein, so von meinem inneren Gefühl her klar, dass ich mit dem keine Kinder haben wollte.
Vielleicht war das auch noch ein bisschen die Trauer über den Tod meines Mannes, dass ich noch gar nicht bereit war, mit einem anderen eine Familie aufzubauen.
Dieser Mann hatte schon 2 Kinder, und aus dem Grund hat er auch nicht darauf gedrängt und gesagt, er möchte jetzt mit mir unbedingt Kinder.
Mit diesem Mann war ich 3 Jahre zusammen und als es auseinanderging, war ich Anfang 30.
Mit Anfang 20 hatte ich mir mal so einen “Stichtag” gesetzt und gesagt: wenn du bis 30 kein Kind hast, dann lass es sein!
Wobei das heute natürlich eine ganz andere Zeit ist, da sagt man vielleicht: bis 40, weil sich alles nach hinten verschiebt.
Als ich Anfang 30 war, lernte ich meinen nächsten Partner kennen. Der hatte vorher eine Beziehung gehabt zu einer Frau mit Kind, das nicht von ihm war, und deshalb war er schon ein bisschen geübt mit Kindererziehung und so. Aber der hat das halt mir so frei gestellt, hat gesagt: ‘die Entscheidung liegt bei dir.’ Ich hab darauf gesagt: ‘Na toll, wenn du das so auf mich abwälzt. Ich möchte aber nicht nur ein Kind, sondern auch einen Mann dazu haben.’ Also nicht, dass
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