BLUE - toedliche Magie
spürbar gemacht. Körpergefühl war selbstverständlich gewesen und nicht weiter der Rede wert. Doch der Fluch hatte ihm recht bald klar gemacht in welche Einsamkeit er ihn letztendlich trieb. Natürlich war er auch früher manchmal einsam gewesen, doch er hatte stets die Möglichkeit gesehen, etwas daran zu ändern, eine Wahl zu haben. So, wie man sich entscheiden konnte entweder nett zu sein oder nicht. Für ihn war es reine Kopfsache und persönliche Entscheidungskraft gewesen, die sein Leben bestimmt hatte. Doch genau das war ihm genommen worden. Durch den Fluch befand er sich in einer Sackgasse, in der er nicht mehr selbst entscheiden konnte und in der es keine Hoffnung mehr gab. Göttliche Strafe konnte grausam sein und mit ihr hatte er alles verloren: Seinen Job bei der Eliteeinheit, die Frauen zum Vergnügen, das Leben an sich. Und von so etwas wie Liebe brauchte er nicht einmal zu träumen.
Wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, würde er in seinem Leben vermutlich manches ändern, womöglich die Menschen mehr respektieren und sich auf die Schönheit des Lebens konzentrieren. Doch diesen einen, schwerwiegenden Fehler würde er vermutlich wieder begehen. Wieder und immer wieder ... und letztendlich genauso enden wie jetzt. Denn es war ein Ende. Definitiv.
Blue schluckte hart und die Erinnerung an frühere Zeiten überrollte ihn, ohne dass er es wirklich wollte. Damals hatte noch alles so gut angefangen...
Als junger, militärgedrillter Kämpfer hatte er sich bei Evok, der Spezialeinheit für die Bekämpfung von menschenfeindlichen Dämonen beworben. Evok stand für Evokation und stand nicht ausschließlich für Beschwörung, sondern auch für das Recht von übergeordneten politischen Instanzen, Entscheidungen von nachgeordneten Entscheidungsebenen an sich zu ziehen. Natürlich passte das Wort auch zu all dem magischen Kram, der mit abartigen Spezies wie Dämonen zu tun hatte, aber es ging auch darum, im Notfall das absolute Sagen zu haben. Denn, die Menschheit wusste nicht viel über Dämonen und Magie. Das Meiste passierte im Verborgenen und wurde auch bewusst vertuscht, um die Menschen nicht in Angst und Panik zu versetzen. Die Evok-Einheit war eine Ansammlung unterschiedlichster Kämpfer und war stets die höhere Instanz bei ungewöhnlichen und menschenfeindlichen Vorkommnissen. Sie hatten auch den besseren Wirkungsgrad gegenüber herkömmlichen Sonderkommandos, denn sie waren extrem militärisch gedrillt und dämonisch geschult. Sprich, sie wussten die abartigen Viecher richtig an den Eiern zu packen, sofern sie welche hatten.
Damals fühlte sich Andreas noch berufen Menschen zu beschützen und extreme Jobs zu erledigen. Schon in sehr jungen Jahren war er der Mann fürs Grobe gewesen, hatte sich mit Extremkampfsport in die Höhe gearbeitet und sich bei den Evoks mit Arroganz und eisernem Willen bis an die Spitze der zehn besten Kämpfer vorgearbeitet. Dabei war er nur ein einfacher Mensch und nicht etwa ein Halbdämon, wie so manch anderer in der Einheit. Aber er war gut, verteufelt gut sogar. Er legte keinen Wert darauf gemocht zu werden, war ausschließlich zielgerichteter Krieger und ein Gewinner durch und durch. Nettigkeiten waren nur etwas für Warmduscher. Für ihn zählten Effizienz, Fokus und Rücksichtslosigkeit im Kampf. Andreas hatte keinen Gedanken an Ehre oder Gerechtigkeit verschwendet, sondern wie ein Irrer gegen unfassbare Abscheulichkeiten gekämpft, sie brutal und unerbittlich zur Strecke gebracht. Bis zu jenem Tag, wo er einmal an den Falschen geriet und ihn aus purer Angst eliminierte. Ihn , den unverzeihlichen Fehler. Ihn , dessen Name er nicht aussprechen wagte und ihn , dessen Wesensart er nicht einmal in Gedanken zulassen konnte. Auch heute nicht. Selbst nach einem Jahr der Strafe nicht.
Damals hatte er mit einem Schlag alles verloren. Sein Leben, seinen Job und seine angeblichen Freunde.
Blue verzog angewidert den Mund. Er hasste die Erinnerung an sein altes Leben. Was vorbei war, war vorbei und so wie es aussah, krähte sowieso kein Hahn nach ihm. Außer vielleicht Maslov, der es regelrecht auf ihn abgesehen zu haben schien. Zum Teil wunderte er sich über seine Vehemenz, doch auf der anderen Seite war er eine Waffe an seiner Seite, die keine Munition brauchte und ohne Spuren töten konnte. Blue war auch nicht wirklich verwundbar und brauchte kaum Nahrung. Er war er also recht pflegeleicht und sicher ein guter Bodyguard, wenn er erst einmal vertraglich unter Kontrolle
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