Blue
sie an der linken Schu l ter nach hinten. Ohne sich umzusehen , schleuderte sie ihre Arme hoch, drehte sich in Janus’ Richtung und schoss. Die Schüsse zerrissen die Stille und hallten in der Dunkelheit nach. Inner halb von drei Sekunden waren vier der fünf Outlaws außer Gefecht gesetzt. Allein Janus stand noch da, die Hände zu Fäusten geballt und warf grimmige Blicke in ihre Richtung.
Bevor sie ins Auto sprang , hörte sie ihn rufen: „Das ist nicht das letzte Mal, dass du mir begegnest. Und das nächste Mal wirst du nicht so viel Glück haben. Das ist ein Versprechen!“
Dann knallte sie den ersten Gang ins Getriebe und raste mit quietschenden Reifen davon. Wenn man bei diesem Auto überhaupt von Rasen reden konnte.
Freddy saß schwer atmend neben ihr , und sein Schweiß stach ihr in der Nase. Doch da war noch ein anderer Geruch, der das Wageninnere ausfüllte. Blut! „Bist du verletzt, Freddy?“ Sie spie die Frage geradezu aus. Denn ein blutender Mensch mit ihr im selben Auto war problematisch. „Los, antworte gefälligst!“
Er schüttelte mit weit aufgerissenen Augen den Kopf und deutete auf sie. Sie folgte seinem Finger und erschrak. Es war ihr Blut, das sie gerochen ha t te. Unter ihrem linken Schlüsselbein quoll Blut aus einer Schusswunde.
„Verfluchte Vollscheiße!“, fauchte sie und schlug auf das Lenkrad. Sie wollte unter keinen Umständen anhalten. Sie wären ein zu einfaches Ziel. Für Janus und auch für die Polizei. Da aber die Kugel noch in ihrem Körper steckte, würde die Blutung nicht aufhören. Und das konnte definitiv zum Problem werden. Durch das Adrenalin, das in rauen Mengen durch ihre Adern gepumpt wurde, hatte sie zwar keine Schmerzen, doch der Blutverlust würde sich schnell bemerkbar machen.
„Zieh dein T-Shirt aus und gib es mir.“
Freddy zögerte keine Sekunde. Er griff unaufgefordert nach dem Lenkrad, damit sie das Shirt zusammengeknüllt auf die Wunde drücken und es mit dem Sicherheitsgurt fixieren konnte.
Nie zuvor war ihr die Fahrt in die Stadt länger vorgekommen. Durch den zunehmenden Blutverlust verschwamm ihre Sicht von Zeit zu Zeit. Bereits ein paar Minuten nach Verlassen des Rastplatzes schossen scharfe Schme r zen durch ihre Schulter und raubten ihr den Atem.
Der F ette Freddy war klug genug , sich still zu verhalten. Je näher sie Z ü rich kamen, desto elender fühlte sie sich. Sie brachte den Fetten Freddy und das Kokain ins Labor, wo er gleich mit dem Strecken begann. Danach stellte sie den Golf in die Garage und hoffte inständig, dass sie es mit dem Camaro bis zum Club schaffen würde , bevor sie bewusstlos wurde.
Glücklicherweise machte ihr Organismus mit und sie stolperte kurze Zeit später durch den Hintereingang in den Club. In ihrem Büro entledigte sie sich erst ihres Mantels und der Waffen. Ihr Mantel war ruiniert . Ein Loch prangte in der Vorderseite. Janus würde so was von bluten , weil er auf sie geschossen hatte ! Danach zog sie das durch nässt e Shirt über den Kopf. Das Büro hatte ein angeschlossenes Badezimmer. Während sie mit Handtüchern versuchte , sich sauber zu machen und die Blutung zu stillen, konnte sie h ö ren , wie die Bürotür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dann spürte sie nur noch , wie ihre Knie unter ihr nachgaben. Sie hatte das Gefühl, Watte im Kopf zu haben.
„Blue! Scheiße!“, rief Boss .
Jemand schüttelte sie so kräftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Aber ihr Körper war noch nicht bereit , ein Lebenszeichen von sich zu geben.
„Mach endlich die Augen auf, verflucht noch mal!“
Die heisere Stimme duldete keinen Ungehorsam und deshalb öffneten sich ihre Augenlider wie von selbst. Nachdem sich ihre Sicht geklärt hatte, e r kannte sie Boss ’ blaue Augen über ihr. Diesmal hatte er den kühlen, berec h nenden Blick abgelegt. In diesem Moment standen nur Sorge und Wärme in diesen Augen, die sie schon so oft eingeschüchtert hatten. Wieder hatte sie das Gefühl, dass die Augen sie an jemanden erinnerten.
„Na endlich“, brummte er.
Sie probierte sich aufzusetzen, gab den Versuch jedoch schnell auf.
„Bleib einfach liegen.“ Boss rollte ihren Mantel zusammen und schob ihn ihr unter den Kopf. „Du brauchst Vampirblut. Das weißt du doch, oder?“ Während er das sagte, zog er das Jackett aus und rollte den Hemd s ärmel hoch. Hätte sie genug Kraft gehabt, hätte sie die Flucht ergriffen.
„Das wird nicht nötig sein. Ich komm auch so wieder in Ordnung“, sta m
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