Blue
melte sie.
Boss sah sie aus den Augenwinkeln an. „Dir ist aber klar, dass die Kugel noch in deinem Fleisch steckt und du zu allem anderen Scheiß zu schwach bist, um sie dir zu entfernen , weil du zu wenig trinkst ? Ergo: Nicht, dass du es nicht schon wüsstest, wirst du hier langsam verbluten. Und das, mein Schätzchen, kann ich nicht zulassen.“
Ehe sie sich versah, biss er sich in die dünne Haut an der Innenseite des Handgelenks. Sein Blut drang aus der Vene an die Hautoberfläche und leuchtete verführerisch rot auf Boss ’ heller Haut. Wie ein guter Bordeaux im Kerzenlicht. Verlangen breitete sich brennend in ihr aus.
„Nein“, rief sie. Das wollte sie nicht. Niemals! Sie hatte noch nie von e i nem Menschen getrunken, geschweige denn von einem Vampir. Doch Boss ließ ihr keine Wahl. Er drückte ihr das blutende Handgelenk auf die Lippen und wartete . Drei Sekunden später übernahmen ihre Instinkte die Kontrolle. Selbst wenn sie stark genug gewesen wäre ihn wegzudrücken , hätte sie sich nicht gegen diese Urgewalt wehren können. So trank sie und trank und trank und trank … Vampirblut war anders als das menschliche Konservenblut. Viel aromatischer und beinahe so dickflüssig wie Sirup. Es rann ihre Kehle hinunter, füllte sie mit Wärme und Kraft. Sie keuchte vor Genuss. Tief in ihrem Inneren schämte sie sich für ihr Verhalten, konnte aber nichts dagegen unternehmen.
Boss kniete neben ihr auf dem Boden und ließ entspannt den Kopf hä n gen. Er streichelte ihr tatsächlich mit der anderen Hand über die Haare. Die ganze Situation war unangenehm. Sie war verwirrt und hatte das Gefühl, dass nichts mehr so war, wie es sein sollte. Ihr ganzes Universum war plötzlich aus dem Lot.
„Was zum Teufel geht denn hier ab?“
Im Schreck ließ sie Boss ’ Handgelenk los. Tom stand schnaubend und mit geballten Fäusten in der Tür. Die lauten Beats drangen vom Club ins Büro, bis Tom eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Was hast du mi t ihr gemacht? Lass sie gefälligst in Ruhe!“
Tom zog die falschen Schlüsse , und bevor er etwas tat, was er bereuen würde , wollte Blue die Lage klären. Mit Boss war nicht zu spa ß en.
„Tom, hör mir zu . “ S ie erschrak über die Heiserkeit ihrer Stimme . „Boss versucht nur, mir zu helfen. Verstehst du? Er hat mir nichts getan. Wirklich.“
Toms Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihrem Hals. Als er an ihrer li n ken Schulter angekommen war, fluchte er tonlos . Er ließ sich ebenfalls neben ihr auf die Knie. „Wie ist das passiert?“ Toms Stimme war rau und Blue konnte sein rasendes Herz hören.
„Outlaws“, antwortete Boss an ihrer Stelle, „aber bevor wir eine gemütl i che Kaffeerunde abhalten, müssen wir zuerst die Kugel aus ihr herausholen. Und du, lieber Tom, wirst mir dabei helfen.“
Sie konnte Tom schlucken hören , als Boss ihm bereits weitere Befehle e r teilte.
„Setz dich hinter sie und halt sie fest. Es wird wehtun und sie darf sich nicht bewegen. Sonst werden wichtige Blutgefäße verletzt oder ihre Lunge n beschädigt.“
Tom rutschte hinter sie, stützte ihren Oberkörper an seiner Brust ab und hielt sie in einem eiserne n Griff. A ls Boss mit einer langen Pinzette kam, stoppte Tom ihn.
„Warte, sollten wir sie nicht ins Krankenhaus bringen?“
Boss lachte spöttisch und entblößte seine Fänge. Blue hatte ihn selten so offen in Gegenwart von Menschen gesehen wie jetzt. „In ein Mensche n krankenhaus? Das ist eine wirklich geniale Idee, Homo sapiens.“
Schweißperlen standen auf Boss ’ Stirn , während er angestrengt versuchte , die Kugel aus ihrer Schulter zu holen. Die Schmerzen waren beinahe une r träglich. In regelmäßigen Abständen wurde Blue schwarz vor Augen und sie hatte das Gefühl , jeden Moment kotzen zu müssen.
„Ich krieg das Mistding nicht raus, verdammte Scheiße! Sie rutscht ständig weg.“
„Dann schneid e sie raus, Herrgott noch mal! Ich halt e das nicht mehrlange aus.“ Sie wimmerte und fühlte, dass die Kraft, die ihr Boss ’ Blut gegeben hatte, bald versiegt war. Boss schaute ihr in die Augen , bevor er sich auf die Suche nach etwas machte, was er als Skalpell benutzen konnte.
„Such nicht lange herum. In meinem rechten Stiefel ist ein Messer und in meiner Schreibtischschublade findest du einen Verbandskasten.“
Er stand auf, holte die Erste-Hilfe-Ausrüstung und zog dann das Messer aus dem Stiefel. Ihr Herz hämmerte hart und schnell. Sie hatte Angst vor
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