Blue
er die Schultern.
„Hallo Gabriel … würdest du bitte so schnell wie möglich herkommen … es gibt Arbeit für dich.“
A ls sie Boss fragen wollte , wer oder was diese Person war, knackte es in ihrem Ohrknopf und die Stimme von David dröhnte. „Blue? Kannst du mich hören?“
Sie drückte den Button für das Mikrofon. „Ja, Da vid . Was ist los?“
Wieder knackte es leise , bevor seine Antwort kam. „Weißt du , wo Tom ist? Wir suchen ihn überall.“
Während sich ein unangenehm ziehendes Gefühl in ihrem Magen ausbre i tete, antwortete sie mit fester Stimme. „Zuletzt habe ich ihn bei Lucinda gesehen.“
„Da ist er nicht mehr. “
„Ich komme“, sagte sie schnell und sprang auf. Boss sah sie fragend an. „Tom ist unauffindbar. Ich werde dieser Sache auf den Grund gehen und komme nachher wieder.“
Noch bevor Boss etwas entgegnen konnte, war Blue aus dem Büro geeilt. Ihr Magen hatte sich zu einem festen Knoten zusammengezogen. Es en t sprach nicht Toms Art, einfach so zu verschwinden .
Blue stellte den ganzen Club auf den Kopf und durchkämmte jeden Raum. Kein Tom. Dann ging sie zu Lucinda, die sich mit einem Kunden unterhielt.
„Lucy, hast du Tom gesehen? Er war bei dir, als ich vorhin gegangen bin. “
„Er ist nur kurz geblieben. Vielleicht fünf Minuten. Estée brauchte seine Hilfe mit ihrem Auto, glaub ich. Am besten fragst du sie“, sie hielt inne und blickte sie scharf an, „und Blue, nur damit du eins weißt, ich mach’s nicht mit den Männern meiner Freundinnen. Egal , ob privat oder geschäftlich.“
Blue schluckte das aufkeimende schlechte Gewissen hinunter und formte mit ihren Lippen stumm das Wort Danke. Dann wandte sie sich um und machte sich auf die Suche nach Estée. Sie blieb jedoch trotz aller Bemühu n gen verschwunden. Genau wie Tom. Brennende Eifersucht nagte an Blues Eingeweiden. Was , wenn Tom und Estée …? Sie wollte den Gedanken nicht einmal zu Ende denken.
Schlie ß lich fand sie sich vor dem Club wieder. Toms Hayabusa stand noch da und auch Estées Subaru Justy war nicht bewegt worden. Es wurde immer mysteriöser. Schließlich zückte Blue ihr Smartphone und wählte erneut Toms Nummer. Sie hatte schon mehrfach versucht, ihn auf dem Handy zu erre i chen. Es klingelte … sie lief inzwischen Kreise in der Novemberkälte. Es klingelte ein zweites Mal … ein drittes Mal. Dann wurde abgenommen. A ls sie losfluchen und nach Toms Grund für sein Verschwinden fragen wollte, meldete sich eine kalte, schnurrende Männerstimme.
„Blue. Schön, deine Stimme zu hören. “
Ihr Kehlkopf hatte sich zugeschnürt, ihr Herz raste und ihr Gehirn schlug Saltos. Was ging hier vor, verflucht? „Wer bist du?“, fragte sie wenig geis t reich. Ein schabendes Geräusch erklang, das wahrscheinlich ein Lachen sein sollte .
„ Igor. “
Das Blut gefror ihr in den Adern und das hatte absolut nichts mit der Kä l te zu tun. „Wie bist du an Toms Handy gekommen?“, fauchte Blue , als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
„Verschwende unsere Zeit nicht mit blöden Fragen, auf die du die An t wort bereits kennst.“
„Ich hoffe für dich, dass es ihm gut geht, du Hurensohn! Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, wirst du keinen ruhigen Tag mehr erleben , und zwar für den Rest deines erbärmlichen Lebens.“ Das Knurren, das am Ende dieses Versprechens aus ihrer Brust drang, erschreckte selbst sie. Ihr Herz raste und ihr Blickfeld zog sich auf Tunnelsicht zusammen.
„ Deine Drohungen lassen mich kalt. Du wirst morgen um fünf zum Hauptbahnhof kommen . Weitere Details folgen. Es versteht sich von selbst , dass du allein zu unserem Rendezvous erscheins t , s onst passiert ihm tatsäc h lich etwas . “
Ehe Blue etwas entgegnen konnte, legte Igor auf . Ihre Gedanken kreisten in einer endlosen Abwärtsspirale. Wo war Tom und wie war er in Igors Hände geraten? In welche m Zustand befand er sich? Was hatte Igor mit ihm vor und was wollte er von ihr?
Sie blieb noch ein paar Minuten in der frostigen Novemberluft stehen. Bewusst vertiefte sie ihre Atmung , um zu fokussieren. Es half Tom nicht, wenn sie jetzt den Kopf verlor. Unwillkürlich drängte sich ihr der Gedanke auf, dass ihr Streit das Letzte war, was sie voneinander hatten . Blues Selbs t beherrschung war wie weggeblasen und sie hatte das Gefühl , explodieren zu müssen. Plötzlich erfüllte sie eine solche Wut auf Igor, dass sie wie eine Ve r rückte in den Club rannte, in ihr Büro stürmte und dort nach dem
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