Blue
Weg zu den Rolltreppen. Ihre Gedanken überschlugen sich.
„Verdammte Scheiße!“, fluchte sie so laut, dass sich eine ältere Dame e m pört umdrehte.
Zurück am Auto tauchte Gabriel wieder auf. Er sah Blue mit schmalen A u gen an. Kommentarlos öffnete er die Fahrertür und stieg ein. Sie folgte ihm auf der Beifahrerseite. Nachdem die Wagentür ins Schloss gefallen war, sac k te sie zusammen. Sie war verzweifelt, wütend und enttäuscht. Es gab keinen Ausweg! Tom würde sterben. So oder so. Ob sie Orion tötete oder nicht.
„Was wirst du jetzt tun?“ Gabriel s Stimme holte sie aus ihrer Trance.
„Wenn ich das nur wüsste“, antwortete sie resigniert.
Er räusperte sich und startete den Motor. Bevor er aus dem Parkfeld fuhr, sah er sie an. „Falls du Igors Angebot annimmst, musst du wissen, dass ich nicht zulasse, dass du Orion umbringst. Ich diene ihm schon seit vielen Hundert Jahren. Wenn du ihm nach dem Leben trachtest, werde ich dich töten.“
„Vielen Dank auch. Jetzt geht’s mir gleich viel besser.“ Wütend drehte sie sich von ihm weg und schaute zum Fenster hinaus, ohne etwas wahrzune h men.
Gabriel fuhr auf den Parkplatz des Clubs , und noch ehe er den Wagen zum Stehen gebracht hatte, war sie schon hinausgesprungen. Sie musste weg, fliehen, einen klaren Kopf bekommen.
„Wo willst du hin? Boss wartet auf unseren Bericht.“
Blue blieb vor d em Auto stehen und musste ihre Hände zu Fäusten ballen , damit sie nicht losschrie. „Ich muss mir über einiges k lar werden. Du hast ja alles gehört, also kannst du es ihm erzählen.“
A ls sie in den Camaro einsteigen wollte, packte sie Gabriel rüde an der Schulter, schleuderte sie herum und drückte sie gegen das Auto. Seine bro n zenen Augen funkelten sie an. „Er wird das nicht akzeptieren, Mädchen. Also bleibt dir nichts anderes übrig , als mitzukommen. Danach kannst du dich in deine Ecke verziehen und heulen.“
Das war zu viel . Blue schlug Gabriel die Faust ins Gesicht. Sein Kopf wu r de zurückgeschleudert und als Reaktion darauf warf er sie knurrend zu B o den. Sie kam sofort wieder auf die Füße und rannte auf Gabriel los. Sie rammte ihm ihre Schulter in die Brust und brachte ihn zu Fall. Reflexartig rollte er herum und saß auf ihrem Oberkörper.
„Denk ja nicht“, keuchte er, „dass ich keine Frauen schlage.“
Als Antwort holte sie erneut aus und schlug zu. Er fing den Schlag ab. Sie wälzten sich am Boden und prügelten aufeinander ein. Okay, meistens schlug Blue. Er verteidigte sich nur.
„Was, zum Teufel, soll diese Scheiße?“ Boss’ Stimme drang wie durch Watte in ihr Bewusstsein. „Seid ihr total übergeschnappt? Los, rein in mein Büro. Sofort !“ Boss’ Tonfall ließ ihnen keine andere Wahl , als voneinander abzulassen.
Boss schloss die Bürotür und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. „Ich höre.“ Er blickte zwischen ihnen hin und her.
Blue lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und suhlte sich genüsslich in ihrem Elend. Währenddessen berichtete Gabriel bis ins kleinste Detail , wie das Treffen mit Igor verlaufen war.
Irgendwann w u r de es ihr zu warm und sie zog die Jacke aus. Darunter trug sie nur ein T-Shirt mit Rollkragen. Boss sah sie an und sein Mund klappte auf . Gabriel war dabei zu erzählen , wie es zu ihrer Rangelei gekommen war, als Boss ihm mit einer Hand Einhalt gebot.
„Seit wann hast du diese Tätowierung, Blue?“, fragte er.
Blue zuckte zusammen und warf zuerst einen Blick auf die Innenseite des linken Oberarms , auf dem Tom stand, dann sah sie Boss an. „Seit letzter Nacht. W as geht es dich an ?“
Boss kam zu ihr und nahm sanft den Arm in seine Hände. „Und woher hast du die Vorlage für diese Abbildung?“
Er zeigte auf die Tätowierung des Medaillons. Stumm griff Blue in den Kragen und holte die Kette heraus, an der der Anhänger hing. Sie zog d ie se über den Kopf und gab sie Boss. Er betrachtete das Medaillon eine Zeit lang und öffnete es danach , ohne wirklich hineinzusehen . „Woher hast du diese Kette?“
„Von meiner Mutter“, antwortete Blue und hörte das Zittern in ihrer Stimme.
„Ich dachte, du wärst eine Waise . “
Sie nahm ihm die Kette wieder ab und beobachtete, wie er in seine Hose n tasche griff. Er holte seine Hand wieder heraus, öffnete sie und hielt ihr e i nen Ring entgegen. Der Ring trug dasselbe ovale Wappen mit dem rubinb e setzten Sichelmond wie das Medaillon.
„Das ist ein Familienwappen, Blue. Mein Familienwappen.
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