Blue
erzählte sie den b eiden von Toms Anruf und ließ sie von seinem Zustand wissen.
Den Weg zum Bahnhof legten Blue und Gabriel in Gabriel s Suburban z u rück. Er redete auf sie ein, sie verstand aber kein Wort. Ihre Gedanken w a ren bei Tom. Wie sollte sie ihn nur lebend da rausholen? Sie wusste nicht einmal, was Igor von ihr wollte. Sie hatte das Gefühl, eine zentnerschwere Last würde auf ihren Schultern liegen .
Gabriel hatte inzwischen den Wagen geparkt und sie betraten den Bahnhof über den Haupteingang. Auf ihr Zeichen hin legte er sein Energiefeld um sich und war nicht mehr zu sehen.
Reisende eilten an ihnen vorbei und aus den Lautsprechern drangen Durchsagen. Der kalte Novemberwind zog durch die Hallen und riss an Blues gespannten Nerven. A m Haupteingang waren Handwerker damit b e schäftigt , die häuschenartigen Stände für den Weihnachtsmarkt aufzustellen. Gabriel und Blue gingen zu den Rolltreppen, die ins Untergeschoss führten. Am Gleis 21 angekommen, bahnten sie sich den Weg durch die Menge der Wartenden , i mmer darauf bedacht, niemanden zu berühren.
Im Sektor D, am Ende des unterirdischen Bahnsteigs, standen keine Me n schen mehr. Hinter dem Plattformende gähnte der schwarze Tunnelschlund wie der Eingang ins Pandämonium.
Igor, Janus und Tom standen an einer Säule. Janus hatte Tom am Kragen gepackt und es war nur zu deutlich, dass er sich anders nicht aufrecht halten konnte. Tom ließ den Kopf hängen. Die dunklen Haare fielen ihm in Strä h nen ins Gesicht. Es drückte Blue schwer aufs Herz, ihn in diesem Zustand zu sehen , und die Wut darüber engte ihr Blickfeld ein.
Igor grinste siegessicher und Janus’ Blick hatte etwas Anzügliches. Als Tom bemerkte, dass sie da war, hob er mühsam den Kopf. Das rechte Auge war zugeschwollen, die Lippe aufgeplatzt und an seiner Stirn prangte eine Platzwunde. Als sich ihre Blicke trafen, versagten seine Knie ihm den Dienst. Janus riss ihn jedoch grob wieder hoch und Tom stöhnte gequält.
Verärgert wandte sich Blue an Igor. „Wie du siehst , bin ich gekommen. Jetzt verschwende nicht unsere wertvolle Zeit und sag schon, was du von mir willst.“
Igor lachte und trat einen Schritt näher. „Eins muss man dir lassen. Bei dir gibt’s kein überflüssiges Weibergeschwätz. Ich kann mir gut vorstellen, was Boss an dir so gefällt.“
Sie schnaubte. „ Komm zur Sache, Schwätzer. “
„Okay. Ich nehme an, dass du Tom wiederhaben willst“, begann er. Als sie nickte, fuhr er fort. „Das passiert aber nur unter zwei Voraussetzungen. Du sagst mir, wer Boss’ Lieferanten und Großabnehmer sind und wirst dich für mich mit ihnen in Verbindung setze n . Und d u trittst in meinen Dienst, das heißt natürlich, dass dein erster Auftrag die Beseitigung von Orion sein wird.“
„ Warum sollte ich das tun und was versprichst du dir davon?“
Er lächelte verschlagen. „Wie gesagt, wenn du den Typen wiederhaben willst, tust du , was ich will. Und was ich mir davon verspreche, geht dich nichts an. Wenn du dich als vertrauenswürdig erweist, wirst du es vielleicht erfahren.“
Was sollte sie tun? Wenn sie Igors Angebot annahm, musste sie ihren O n kel töten, der, obwohl er sich ihr gegenüber nicht immer richtig verhalten hatte, eigentlich kein schlechter Kerl war. Wenn sie ablehnte, würde Tom sterben. Und zwar qualvoll. Das war sicher. Egal , wie sie sich entschied, sie würde zur Verräterin werden.
„Nein, Blue“, rief Tom, „lass dich nicht darauf ein. Das ist es nicht wert. Ich bin das nicht wert.“
Janus holte aus und schlug Tom hart in die Nieren. Tom keuchte auf und fiel zu Boden.
„Hey, du Bastard! Lass das!“
„Du kannst mich mal, Schlampe“, entgegnete Janus.
Blue wandte sich Igor zu . „Du verlangst sehr viel von mir und eine solche Entscheidung kann ich nicht einfach so treffen. Vor allem ist sie abhängig von Toms Gesundheitszustand. Wenn Janus ihn weiter misshandelt, könnt ihr alle Deals sowieso vergessen .“
Igor nickte und warf Janus einen warnenden Blick zu. „In Ordnung . D u hast vierundzwanzig Stunden. Ich warne dich aber. Kein Ton zu irgendj e mandem . Andernfalls ist Tom tot. Und jetzt geh ! “ Er wedelte mit seiner Hand, als ob er eine lästige Fliege wegscheuchen wollte.
Während Blue Schritt für Schritt rückwärtsging, behielt sie Tom im Blick. Er hob langsam den Kopf und sah sie schmerzerfüllt an. Sein Anblick brannte sich in ihre Netzhaut. Für immer. Dann wirbelte sie herum und machte sich auf den
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