Blue
den zwei SIGs, zwei Dolchen, schmutzigen Tüchern und Waffenöl . V or ihrer Nase glitzerte etwas in Rot und Silber. Sie griff danach und betrachtete den Gegenstand , während sie sich aufrichtete. E in Medaillon. Silber mit einem mit Rubinen besetzten Sichelmond auf der Vorderseite. Vorsichtig klappte sie es auf. Im Inner e n befanden sich zwei Fotos. Rechts Andromeda und links ein Mann, von dem sie annehmen musste, dass es sich um Leander handelte.
Ihre Eltern .
Wow. Unglaublich. Blue war von widersprüchlichen Gefühlen erfüllt. Sie war aufge wühlt , dass sie durch Andromedas Besuch erfahren hatte , wer ihre Eltern waren. Endlich kannte sie ihre Wurzeln und fühlte sich nicht mehr , als wäre sie ein Planet ohne Umlaufbahn. Ihre leibliche Mutter hatte sie we g gegeben. Klar, Andromeda hatte ihre Gründe gehabt, aber das linderte den Druck in Blues Brust nicht. Sollte sie glücklich, wütend oder enttäuscht sein? Sie wusste es nicht. Das alles war so überwältigend, dass sie Zeit brauchte , um dem Ganzen einen Platz zu geben.
Jemand klopfte an die Terrassentür. Sie erschrak fast zu Tode. Doch dann erkannte sie Gabriel s blonden Schopf durch die Scheibe und entspannte sich. Mit knackenden Knien stand sie auf, legte sich das Medaillon um den Hals und schob es unter ihr Shirt. Danach ging sie zur Terrassentür und ließ ihn herein.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich Toms Bike in die Garage gestellt habe. Boss war übrigens nicht glücklich über die Spionin in seinem Haus. Er lässt dir ausrichten, dass du vollkommen freie Hand hast, was ihre Bestrafung angeht .“ Sie kam nicht dazu , etwas zu entgegnen, als er ihr die Hand auf die Schulter legte. „Geh schlafen, Blue. Du musst morgen fit sein. Wir sehen uns am Nachmittag um vier im Club.“
Dann drehte er sich um und … weg war er. S ie blieb mit offenem Mund zurück .
Wenn der Tod anklopft …
Da sie bereits am Tisch geschlafen hatte, fand Blue keine Ruhe. Sie konnte nur warten, bis es Zeit für das Treffen mit Igor war. Auch wenn sie das G e fühl hatte, sofort die ganze Stadt auf den Kopf stellen zu müssen , i hr waren die Hände gebunden. Sie hasste es , untätig herumzusitzen. Deshalb zog sie Schuhe und Jacke an und verließ die Wohnung für einen nächtlichen Sp a ziergang. Die Luft war frisch und es waren nicht mehr viele Leute unterwegs. Sie versuchte an nichts anderes zu denken, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Heute war ihre Welt zusammengebrochen.
Man hatte sie das ganze Leben lang belogen. Zuerst über ihre Eltern, dann über ihre Spezies und jetzt, wo ihr klar geworden war, dass sie ihren Mann gefunden hatte, war er ihr genommen worden. Von den gleichen Hurensö h nen, die ihr bereits ihre Eltern entriss en hatten. Ja, sie hasste ihr Leben als Vampir und was sie dadurch gezwungen war zu tun . Aber an diesem Abend war sie dankbar für die Fähigkeiten, die sie nach ihrer Wandlung erlangt hatte. Sie würde Igor und Janus töten, und sie würde Estée nicht verschonen . Sie musst en dafür bezahlen, dass sie ihr Leben von Anfang an zerstört ha t ten. In dieser Nacht wurde der Racheengel in ihr geboren. Sie ging zum Hauptbahnhof und sah sich um . Es galt, das morgige Treffen vor zu bereiten. Sie lief alle Ebenen ab und beobachtete die Passanten. Zu so später Stunde war nicht mehr viel los und sie musste sich eingestehen, dass das alles nichts nutzte , solange Igor ihr nicht weitere Details über das Treffen mitteilte.
Insgeheim hatte sie gehofft, einen der Outlaws zu entdecken und ihm fo l gen zu können. Zweifellos hätte er sie zu Igors Unterschlupf und somit zu Tom führen können.
Unverrichteter Dinge verließ sie den Bahnhof und setzte einen Fuß vor den anderen. Versuchte an nichts zu denken, damit sie nicht den Verstand verlor.
Als Blue aufblickte, erkannte sie, wo sie ihre Schritte hingeführt hatten. Sie stand vor dem Tattoostudio , in dem sie ihr Oberkörpertattoo hatte machen lassen. Der Tattooartist hatte vierundzwanzig Stunden geöffnet. Er lebte im Studio und stand jederzeit zur Verfügung . Plötzlich hatte Blue eine Idee und betrat das Studio.
Henk war Holländer. Groß gewachsen, blond und blauäugig. In seinem Studio hing immer eine Wolke Gras-Dunst. Er machte fantastische Arbeit en . Als er Blue sah, kam er auf sie zu.
„Blue! Dich hab ich ja ’ne halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?“
Sie musste lächeln. Er war immer freundlich. Fast euphorisch, was sie a l lerdings
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