Blue
nicht vorhandenen Staub von seiner linken Schulter. „Was hast du denn Härteres?“
„Weißt du was, warum stehst du nicht auf und bewegst deinen Arsch selbst zum Schrank?“
Wieder schien er sie auszulachen. „Eben noch hast du mich darauf au f merksam gemacht, dass ich keinen Anstand habe. Und jetzt forderst du mich auf, in deinen Schränken herumzustöbern?“
Knurrend ging sie zum Schrank mit dem Stoff und riss die Tür auf. „Was willst du? Talisker , Grey Goose oder billigen Tequila.“
„ Talisker .“ A ls Blue nach dem Glas griff und die Flasche entkorken wollte, änderte er seine Meinung. „Nein, warte! Ich nehme doch lieber einen Grey Goose .“
Brummend stellte sie die Whisky-Flasche zurück und nahm stattdessen den W odka. Sie stellte ihm das Glas auf den Tisch und ließ sich wieder auf die Couch fallen. „ Zufrieden? Nun erzähl endlich, was Sache ist.“
Gabriel nahm bedächtig einen Schluck und sah sie stirnrunzelnd an. „Was ist mit dir? Du lässt dir doch sonst nie ein gutes Schlückchen entgehen.“
„Ich trinke zurzeit nicht. Ich muss in Form kommen.“
Damit war Gabriel wohl zufrieden und begann endlich mit seinem Bericht. Er erzählte, dass sie zusammen mit Tom in vier Tagen mit der Beschattung von Matty beginnen sollte. Spätestens in zehn Tagen sollte der Standort des Labors und des Hauptsitzes bekannt sein, damit mit der Planung des Übe r falls begonnen werden konnte. Im Groben wollten die Männer das Labor mit mehreren gezielt platzierten Brandbomben zerstören. Und der Hauptsitz sollte zeitgleich hochgejagt werden. Nicht wirklich raffiniert, aber wah r scheinlich umso wirkungsvoller.
Der Plan hatte nur einen Haken, dessen die a nderen sich nicht bewusst waren. Blue würde sich nicht daran halten. Sie hatte nicht vor, drei Tage und Nächte herumzusitzen und nichts zu tun. Sie war damit einverstanden gew e sen, dass sie sich nähren und alles tun würde, damit sie wieder auf die Beine kam. Aber in ihrer Wohnung die Zeit mit Däumchen drehen totzuschlagen, kam nicht in f rage. Schon bevor Gabriel aufgetaucht war, hatte sie ihre eig e nen Pläne geschmiedet. Sobald er wieder verschwunden war, würde sie sich ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Danach wollte sie sich auf den Weg zu Mattys Wohnung machen und dort auf ihn warten. Er würde sie nicht sehen. Sie wollte sich ihm lediglich an die Fersen heften. Nur so konnte sie verme i den, dass sie nachher wertvolle Zeit damit verschwendeten, ihm zu folgen.
Das mit dem Schlafen hätte sich Blue schenken können, denn obwohl sie total fertig war, hatte sie sich im Bett nur hin und her gewälzt. Kurz vor fünf Uhr morgens hatte sie sich aus Toms Armen geschält und angezogen.
Nun saß sie im Camaro am Straßenrand. Mattys Haus war ungefähr fün f zig Meter entfernt. Die Adresse hatte sie durch seine Handynummer übers Internet ausfindig gemacht. Seit einer Stunde wartete sie, dass er das Haus verließ, damit sie ihm folgen konnte. Wohin auch immer ihn sein Weg fü h ren würde. Es hatte die ganze Nacht geschneit und die Welt schien in fla u schige Watte gepackt. Noch immer fielen dicke Flocken vom Himmel. Eins musste man Matty lassen, er hatte den Jackpot ge knackt . Er bewohnte ein luxuriöses Jugendstilhaus am Zürichberg . Mit dem Blut, Leid und Leben von Vampiren ließ sich gutes Geld verdienen.
Blue wollte nicht darüber nachdenken, sonst geriet ihre Selbstbeher r schung in Schieflage und sie würde ihm an Ort und Stelle die Kehle herau s reißen. Da die Dunkelheit des jungen Wintertags sie noch immer verhüllte, musste sie sich keine Gedanken darüber machen , entdeckt zu werden. Matty ging ohnehin davon aus, dass sie das Zeitliche gesegnet hatte. Plötzlich öf f nete sich das Tor zu Mattys Anwesen und ein Jaguar fuhr heraus. Im schw a chen Licht der Straßenlaternen konnte sie nicht erkennen , ob der Wagen schwarz oder dunkelblau war. Als er an Blue vorbeifuhr , konnte sie Matty hinter dem Steuer sitzen sehen. Sie startete den Motor und wendete, um ihm zu folgen.
Sie war darauf bedacht, ein bis zwei Autos zwischen Matty und sich zu h a ben, damit er sie nicht entdeckte. Sein Weg führte aus dem Stadtzentrum hinaus Richtung Urdorf. Dann bog er unvermittelt auf ein Industrieterrain ab und hielt an. Blue blieb auf der Hauptstraße und parkte am Straßenrand. Leise stieg sie aus und schlich auf das Gelände. Matty hatte den Jag uar abg e schlossen und ging mit einem Aktenkoffer auf ein großes Gebäude zu. Sie sah, wie er
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