Blue
Blut ergoss sich auf den Boden und sammelte sich in einer dunklen Pfütze. Ein Röcheln drang aus seiner Brust, dann kippte er vornüber und landete mit dem Gesicht voran in se i nem eigenen Blut.
„Nichts anderes als Monster seid ihr“, zischte Matty. „Ausrotten sollte man euch.“
Voller Zorn schlug Blue ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Von der Wucht des Schlags wurde er zu Boden geschleudert und blieb benommen liegen. Fauchend stürzte sie sich auf ihn. Den Dolch drückte sie ihm hart gegen die Brust. Die Messerspitze grub sich tief in sein Hemd. „Du schimpfst uns Monster? Das steht dir nicht zu, du Satan !“
Ihre Stimme versagte ihr vor Wut den Dienst, weshalb die Worte wie ein Zischen über ihre Lippen kamen. Irgendwo hinter ihr konnte sie Tumult hören und gleich darauf rief jemand ihren Namen.
Das Letzte , was sie jetzt wollte, war, dass sie jemand bei ihrem Triumph störte. Diesen Moment wollte sie ungestört auskosten. Irgendjemand legte ihr seine Hände auf di e Schultern. Ein vertrauter Duft stieg ihr in die Nase und Blue erkannte, dass es Tom war .
„Du solltest jetzt kurz mitkommen und dir etwas ansehen.“
Seine Stimme war eindringlich, konnte sie aber nicht von ihren Plänen a b bringen. Deshalb knurr t e sie . „Das kann warten , bis ich den hier fertigg e macht habe!“
Toms Gesicht kam in ihr Blickfeld. „Nein, kann es nicht. Vertrau mir. Di e ses Arschloch wird noch da sein, wenn du zurückkommst.“
Fluchend gab sie Matty einen letzten Stoß und erhob sich. Tom hatte i n zwischen Dark zu sich gerufen und ihm den Befehl erteilt , auf die Ratte Matty aufzupassen.
„Also, was ist so unglaublich wichtig, dass es nicht warten kann?“
Ohne eine Antwort führte Tom sie zu Shadow, der am Boden kniete. N e ben ihm lag ausgestreckt eine Gestalt. Sie bewegte sich kaum. Als Shadow Blue kommen hörte, erhob er sich und sah sie gequält an. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zu der Person zu ihren Fü ß en. Ein großer Mann, g e schunden, voller alter und neuer Narben und blutende r Wunden. Das Haar hatte man ihm abrasiert. Die geschlossenen Augen lagen tief in den Höhlen und er atmete flach. Er würde sterben, da bestand nicht der geringste Zwe i fel. Kaum hatte sich dieser Gedanke in Blues Kopf eingenistet, hob der Mann die Lider. Sein rotbrauner Blick brannte sich in ihre Netzhaut und die Knie versagten ihr d en Dienst. Sie sank vor ihm zu Boden und bettete unb e holfen seinen Kopf in ihrem Scho ß .
„Leander“, presste sie hervor, am Klo ß vorbei, der sich in ihrer Kehle g e bildet hatte.
Er nickte schwach. Seine Augen schwammen in Tränen. „ Siria , meine Tochter.“
Seine Stimme war ein raues Flüstern und jedes Wort kostete ihn Mühe. Mit zitternden Händen fuhr sie ihm über die Wange.
„Scht, nicht sprechen“, sagte Blue.
Er schüttelte den Kopf. „Mir bleibt keine Zeit mehr.“ Ein schwaches Hu s ten unterbrach ihn. Als er wieder zu Atem gekommen war, fuhr er fort. „Du musst mit Ignaz Meier Kontakt aufnehmen. Er ist Rechtsanwalt und hat seine Kanzlei an der Fraumünsterstraße . Von ihm wirst du alles erfahren, was du wissen musst.“ Ein weiterer Hustenanfall schüttelte seinen gepeini g ten Körper. Leander fühlte sich kalt an. Er lag im Sterben. So viele Jahre hatte er Folter und Qual überstanden und im Moment seiner Rettung gab sein Körper auf.
„Vater, bitte halte durch. Gib nicht auf. Nicht jetzt.“
Er lächelte schwach und hob mühsam die Hand , um Blues Haar zu berü h ren. „Sei stark, Siria . Wenigstens hatte ich ein einziges Mal die Gelegenheit mit dir zu sprechen. Was könnte ich mir mehr wünschen?“
Seine Augen konnten sie nur mit Mühe fokussieren, während sich ihr Blickfeld durch Tränen trübte.
Jemand hatte ihr erneut die Hand auf die Schulter gelegt. Blue schüttelte sie jedoch mit einem Fauchen ab. In dieser Minute wollte sie niemanden in ihrer Nähe haben. Sie ertrug es einfach nicht. In ihrer Trauer griff sie nach der Energiekugel in ihrem Inneren und breitete sie aus. Ließ sie aus ihrem Körper ausbrechen und hüllte Leander und sich darin ein. Alle Geräusche erstarben und wohlige Stille umgab sie. Einzig Leanders rasselnder Atem unterbrach die Ruhe.
Verzweifelt schob Blue ihren Ärmel zurück und wollte sich ins Handg e lenk beißen, damit er von ihr trinken konnte. Er hielt sie zurück.
„Dafür ist es zu spät. Sei einfach bei mir und halt mich fest.“
Seine geflüsterten Worte drangen tief in ihr Herz und
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