Blue
brachten es zum Bluten. Entspannt schloss er die Augen und schmiegte sich an sie .
„Ich habe euch immer geliebt“, flüsterte er, „deine Mutter und euch be i de.“
Sie horchte auf, glaubte etwas falsch verstanden zu haben. „Was meinst du damit, Vater?“, fragte sie.
Er schien sie nicht mehr zu hören. Stattdessen wiederholte er immer wi e der dieselben Worte wie sein persönliches Mantra. „Ich habe euch drei i m mer geliebt.“
Nach entsetzlichen Minuten, in denen sie noch immer die Hoffnung g e hegt hatte, dass er es schaffen könnte, erschlaffte sein Körper und beendete seine Agonie. Leanders Kopf sank an ihre Schulter und er atmete ein letztes Mal aus. Eisige Kälte breitete sich in ihrem Herzen aus. Leander war weg, ihr Vater tot. Der Verlust der verpassten Gelegenheit ihn kennenzulernen schmerzte sie und fraß sich wie Säure durch ihre Adern. Noch nie im Leben war sie so rasend vor Zorn gewesen wie in diesem Moment. Nicht als Boss über sie hergefallen war, nicht als Tom verschleppt worden war und nicht als sie Mattys Verrat erkannt hatte. Der Druck in ihrer Brust wurde unerträglich. Deshalb legte sie den Kopf in den Nacken und schrie.
Als Blue sich wieder im Griff hatte, zog sie den Ledermantel aus, faltete ihn zu einem Kissen zusammen und legte ihn unter Leanders Kopf. Dann nahm sie seine Hände, küsste sie und faltete sie auf seiner Brust. Seine Züge entbehrten jeder Anspannung, er wirkte zufrieden.
Das Energiefeld drang noch immer pulsierend aus ihr heraus. Es gab ihr die Kraft sich zu erheben. Ihr Handeln kannte nur noch ein Ziel: Mattys Vernichtung.
Langsam wandte sie sich ihm zu und ging in seine Richtung. Dark hatte ihn im Schwitzkasten. Als der Schattenlord sie ansah, wich alles Blut aus seinem Gesicht und er trat von Matty weg. Blues Schritte waren lautlos. Es schien, als ob sie über den Asphalt schwebte. Matty taumelte rückwärts und landete unschön auf seinem Hintern. Im Hintergrund, zu weit weg für ihr Bewusstsein, konnte sie die a nderen aufgeregt flüstern hören.
„Du Ratte“, zischte Blue leise, „du hast meinen Vater ermordet!“
Matty sah sie verständnislos an. „Deinen Vater? Aber du bist doch Waise?“
Inzwischen stand sie über ihm. „Dieser Mann war Leander Delcours , mein Vater und Igors Bruder. Sein älterer Bruder , um genau zu sein.“ Nun begriff Matty anscheinend einen Teil dessen, was sich abspielte. „Ich bin Siria Lea n dra Sangualunaris . Tochter von Leander Delcours und Andromeda Sang u alunaris . Schwester des Königs der Vampire. Somit bin ich die Thronerbin und auch die rechtmäßige Anführerin der Outlaws.“
Mattys Gesicht war vor Angst ve r zerrt und er begann rückwärts zu kri e chen. Der Wurm würde aber nicht entkommen. Mit einem Satz war sie wi e der über ihm. Sie kauerte sich hin.
„Etwas weißt du noch nicht. Ich bin ein Assassine und jetzt, mein ehemals bester Freund, wirst du sterben.“ Mit diesen Worten stieß sie ihm den Dolch ins Herz und sah zu , wie das Leben in seinen Augen erlosch.
*
Tom konnte es kaum glauben, als er sah, wen Shadow aus dem Labor getr a gen hatte. Er hatte Leander sofort erkannt, denn er erinnerte sich an die Fotos in Blues Medaillon und den gestohlenen Unterlagen. Mit einem kurzen Blick auf Leander hatte er bemerkt, dass es um dessen Gesundheit nicht zum Besten stand.
Kurz entschlossen eilte er zu Blue. Er geriet jedoch ins Stocken, als er sah, in welchem Zustand sie sich befand. Sie war geladen und bis zum Zerreißen angespannt. Er hatte große Mühe ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und sie dazu zu bewegen , von Matty einen Moment abzulassen.
Als Leander dann gestorben war, war ihre Traurigkeit für ihn physisch zu spüren gewesen. Der Schrei, den sie ausgestoßen hatte, brachte die Fenste r scheiben der Kaserne und des Jaguars zum Bersten. Sie mussten sich die Ohren zuhalten , um si e vor Schaden zu schützen. Niemand wagte es, sich ihr zu nähern.
Nachdem sie Leander sanft auf ihren Mantel gebettet hatte, stand sie plöt z lich auf. Ihr Energiefeld umfloss sie noch immer. Sie strahlte schiere Macht aus. Und Zorn, unendliche n , tödliche n Zorn. Noch nie hatte Tom Blue so gesehen.
Die Luft um sie herum knisterte und dort wo das Kraftfeld den Boden b e rührte, begann der Asphalt zu schmelzen und Blasen zu werfen. Sie hinte r ließ auf dem Weg zu Matty Bonnet eine breite Rinne im Boden.
Das Erschreckendste waren jedoch ihre Augen. Sie leuchteten wie weißer Stoff in einer
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