Blue
Schwarzlichtlampe. Fluoreszierendes Blau. Unglaublich Furcht einflößend . Er hatte immer gewusst, dass Blue gefährlich sein konnte, sie aber so zu sehen, war eine ganz andere Sache.
Toms Magen zog sich bei diesem Anblick zusammen. Sie tat ihm leid, denn er konnte ihre Qual deutlich fühlen und wollte sie ihr am liebsten a b nehmen. Als er mit ansehen musste , wie sie Matty das Messer in die Brust stieß, hätte er sich am liebsten übergeben. Nicht weil ihm Bonnet leidgetan hatte, sondern weil ihm Blues Worte wieder eingefallen waren. Ein paar M o nate zuvor hatte sie ihm erzählt, dass jedes Mal, wenn sie jemanden tötete, ein Teil von ihr starb. Sein Beschützerinstinkt schlug an . Tom eilte zu ihr. Sie war neben Bonnets Leiche zusammengesunken und wischte mit fahrigen Bewegungen ihren Dolch an dessen Kleid ung ab.
Tom kniete sich neben sie und strich ihr einige Haarsträhnen aus dem G e sicht. Er suchte nach den richtigen Worten. Was sagte man in einer solchen Situation? Alles , was ihm in den Sinn kam, war zu schwach. Dann hob sie unerwartet den Kopf und sah ihn an. Seine Arme öffneten sich und sie sank ohne ein Wort an seine Brust. Er drückte sie an sich, fühlte ihre Wärme, aber auch ihre Verzweiflung.
Blue löste sich viel zu schnell wieder aus seiner Umarmung. Auf ihren Z ü gen lag Bedauern. „Wir haben dafür jetzt keine Zeit. Wir müssen unsere Spuren beseitigen und verschwinden, bevor die Menschen auftauchen.“
Abschied
Blues Knie waren weich wie Gummi und jeder Schritt erforderte großen Kraftaufwand. Tom und die Schattenlords starrten sie an. Ihr Blick wanderte zum Leichnam ihres Vaters. Unwillkürlich zog sich ihre Brust zusammen. Mit einem Seufzen nahm sie ihre Funktion als Truppenleiter wieder auf und erteilte Befehle. Sie fühlte sich ausgelaugt und jede Faser ihres Körpers schmerzte. Es mussten aber noch einige Dinge erledigt werden, bevor sie sich einen Zusammenbruch erlauben konnte.
„Shadow, sind alle Brandsätze platziert?“ Er nickte. „Gut, dann zünde sie, sobald wir das Gelände verlassen haben.“ Dann wandte sie sich an Dark. „Schließ den Multivan kurz und leg Leander hinein. Tom wird dir helfen. Und du, Nero, schaffst Bonnets Leiche in die Kaserne. Dann müssen wir ihn nicht entsorgen. Danach kümmerst du dich um die anderen Opfer.“ Die Schattenlords hatten neben Leander noch fünf weitere lebende Opfer aus den Labors geholt.
Alle Männer schwärmten aus und ließen Blue allein zurück. Bei dieser G e legenheit nahm sie das Mobiltelefon in die Hände und rief Boss an. In ku r zen Worten informierte sie ihn über den Stand der Dinge.
„Blue, es tut mir leid , von Leanders Tod zu hören. Bring ihn ins Kremat o rium. Ich werde dort alles für die Zeremonie in die Wege leiten.“
Nachdem sie den Anruf beendet hatte, war ihr elend. Sie ging zum Wagen, wo die a nderen bereits auf sie warteten.
In ihren Augenwinkeln wurde die Nacht zum Tag und d en Bruchteil einer Sekunde später erschütterten die verschiedenen Detonationen der Brandsä t ze das Wageninnere. Die Kaserne brannte lichterloh und somit würden auch alle Spuren ihrer Anwesenheit vernichtet werden. Shadow, Nero und Dark hatten gute Arbeit geleistet.
Die Ladefläche des Multivans war alles andere als komfortabel. Neben Blue lag Leanders lebloser Körper. Sie hatte ihn mit ihrem Mantel zugedeckt und hielt seine Hand, die inzwischen eis kalt war. Dark saß am Steuer und Tom neben ihm auf dem Beifahrersitz. Shadow und Nero kümmerten sich um die beiden anderen Wagen. Doch das war i m Moment Blues kleinste Sorge. Wie ein Echo hallten Leanders letzte Worte in ihrem Kopf. Ignaz Meier … e uch drei immer geliebt … Was sollte das nur heißen?
Eine bleierne Müdigkeit überkam sie und wurde verstärkt durch die G e wissheit , über Wochen hinweg mit ihrem Vater unter einem Dach gewesen zu sein. Beide hatten sie Höllenqualen er litten . Wenn sie es gewusst hätte, hätte sie versucht ihn zu retten. Vielleicht könnte er jetzt noch am Leben sein. Aber was sollte das? Alles Warum und Vielleicht brachte rein gar nichts. Selbst wenn sie es gewusst hätte, wie hätte sie ihm helfen können? Sie war selbst nur knapp dem Tod entronnen.
Die Luft im Krematorium war kühl und roch steril. Leander war inzwischen auf einen Untersuchungstisch gelegt worden und Tom und Blue hatten die rituelle Kleidung angezogen. Weite, bodenlange Roben aus dunkelroter Seide bedeckten ihre nackte Haut. Ein Seil in der gleichen
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