Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
von denen eine irgendwie gar nicht liest und die andere nur Thriller, woraufhin die Erste wiederum andauernd Angst hat, dass sie was lesen muss, in dem Messer vorkommen. Merkwürdig. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, sie haben meine Anzeige gar nicht richtig gelesen, sondern sind eher zufällig in die ganze Sache reingestolpert. Oder es waren Verzweiflungstaten.«
»Man meldet sich doch nicht bei einem Lesekreis an, wenn man verzweifelt ist. Du meinst, eigentlich wollten die das gar nicht, sondern sind nur gekommen, weil sie sich nun mal verpflichtet hatten?« Berti lachte auf. »Du hast manchmal wirklich verschwurbelte Gedanken, Elsa.«
»Ist ja nur so ein Gefühl. Schenkst du mir noch mal nach?« Sie nahm einen Schluck. »Ich warte einfach mal ab. Wenn es die nächsten Male nicht funktioniert, kann man das Projekt ja ohne Weiteres beenden. Wir haben ja keinen Vertrag oder so.«
»Klingt vernünftig. Ich habe übrigens heute die Monatszahlen mal durchgesehen. Das Carmen-Modell ist ja wirklich der absolute Hit.«
»Ja, wir sollten das weiter ausbauen. Ich setze mich mal mit Claudia zusammen. Sie hat ein paar interessante neue Designs entworfen. Der Trend geht momentan tatsächlich sehr ins Verruchte. Merkwürdig, wie sich alles verändert. Weißt du noch, als wir die ersten Push-up-BHs auf den Markt gebracht haben? Was für einen Aufschrei es da gab!« Elsa kicherte.
»Oh ja, ich erinnere mich sehr gut an diesen BH. Und wir bösen Menschen haben ihn auch gleich noch in Schwarz und Rot angeboten, und nicht nur in Weiß.«
»Der Pfarrer hatte uns einbestellt und gesagt, wir würden sündigen«, gickelte Elsa. »Und du hast gesagt, dass du merkwürdigerweise letztens jemanden auf dem Kiez gesehen hast, der exakt so aussah wie er.«
»Herrlich war das«, lachte Berti. »Wie rot er geworden ist, und er hat dauernd gesagt, das sei sein Blutdruck. Und als seine Frau kam und ich ihn leise fragte, ob ich die lustige Verwechslungsgeschichte auch ihr erzählen soll. Weißt du noch?«
»Na klar. Ab da hat er gar nichts mehr gesagt, sondern uns immer freundlich gegrüßt. Weißt du, Berti«, Elsa richtete sich auf. »Eigentlich geht’s uns verdammt gut. Was haben wir alles geschafft. Und das zusammen.«
»Ja«, antwortete Berti. »Sogar die Kinder haben wir einigermaßen hingekriegt.«
Das stimmte. Philipp und Robin waren 26 und 27. Die beiden hatten Jura und Geschichte studiert, lebten mit netten Frauen zusammen, und Robin hatte inzwischen selbst zwei Kinder. Elsa und Berti hatten zu allen das beste Verhältnis, und die Kinder kamen regelmäßig her. Gerade für die beiden Enkel Paula und Max waren Besuche bei Oma und Opa Highlights, natürlich auch wegen des Schwimmbads. Zusammengerechnet hatten die beiden wahrscheinlich schon mehrere Monate im Wasser zugebracht. Und eben nicht auf Facebook.
»Uns selbst haben wir aber auch gut hingekriegt«, fand Elsa.
»Ja, das stimmt. Bis auf die Tatsache, dass du immer recht haben musst.«
»Das liegt daran, dass ich immer recht habe «, konterte Elsa und legte ihre Beine auf Bertis Knie, der tatsächlich anfing, ihre Füße zu massieren, wofür sie ihn umso mehr liebte. »Ohne mich würdest du Pullunder tragen und den ganzen Tag nur Bratwurst essen.«
»Weil Klamotten mir egal sind und ich Bratwurst liebe«, erklärte Berti und nahm sich ihre Zehenzwischenräume vor.
»Ich lasse meinen Mann, der eine Firma für Erotikartikel und hochwertige Dessous besitzt, nicht in Pullunder und Cordhosen auf Messen fahren«, sagte Elsa bestimmt. »Und dass in 100 Gramm Bratwurst 340 Kalorien und 28 Gramm Fett stecken und dass dein Cholesterinspiegel irgendwann explodiert, damit habe ich auch recht. Es schadet dir nicht, mal ein paar Möhren zu essen. Hin und wieder ist so eine Wurst ja okay, das mache ich ja auch, du weißt, wie gern ich esse, aber Doktor Schwenck hat auch gesagt, dass …«
»Jajaja, ist ja gut«, wurde sie von Berti unterbrochen, und er grinste sie an. Natürlich war er nicht wirklich dick, aber so ganz langsam begann sein Bauch ein bisschen zu wachsen. Früher war er laufen gegangen, aber seit einiger Zeit fand er es schöner, einfach zu Hause im Garten zu sitzen, einen guten Wein oder ein kühles Bier zu trinken, Zeitung zu lesen oder, wie seit Neuestem, mit Heiner über Vögel zu diskutieren. Berti war 1,85 groß und überragte Elsa damit um ein ganzes Stück, sein Haar war immer noch voll, fast schwarz mit ein paar grauen Strähnen. Lediglich seine Schläfen
Weitere Kostenlose Bücher