Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
die Einzigen?«, fragte Jasmin und biss auf ihrer Unterlippe herum.
»Ja.« Elsa nickte. »Wahrscheinlich ist es eine ungünstige Zeit für eine Anzeige. Wer will denn schon im Sommer in einem Gemeinderaum sitzen und lesen?«
»Es ist ja nur einmal pro Woche«, sagte Imogen, und Elsa wunderte sich ein bisschen über sie. Imogen sah aus, als hätte sie sich unglaublich viel Mühe damit gegeben, gut auszusehen, aber das war ihr komplett misslungen. Der Lippenstift war viel zu orange, das Make-up zu hell, die Bluse viel zu unvorteilhaft geschnitten und zu eng, und der dunkelblaue Hosenanzug passte hinten und vorne nicht. Er ließ sie aussehen wie eine frustrierte Frau, die dämliche Versicherungsfälle bearbeiten musste. Die ganze Person schien verbittert, verhärmt und auch ein wenig aggressiv. Statt wie Ende 30 wirkte Imogen wie Mitte 50. Außerdem war das kein Haarschnitt, sondern eine Katastrophe . Hatte ihr denn noch nie jemand gesagt, dass es vorteilhafte Frisuren gab, die den Typ unterstrichen, und dass man seinen Pony nie selbst schneiden sollte? Die braunen Haare hatten schon einige silberne Freunde bekommen, alles in allem war das eine praktische Kurzhaarfrisur, die einfach nur langweilig und dämlich aussah. Ein Besuch bei einem wirklich guten Salon würde da einiges retten können. Aber das war nicht ihre Sache. Die andere, Jasmin, war bedeutend jünger und hübsch wie eine Elfe. Sie hatte fast weißblonde lange Locken und große blaue Augen, eine schlanke Figur und etwas sehr Filigranes an sich. Jasmin wirkte wie eine kleine Fee, die es unter allen Umständen zu beschützen galt. Sie trug ein chiffonartiges hellblaues Oberteil und eine mintfarbene Caprihose, dazu Flip-Flops in Rosa. Elsa bekam sofort Muttergefühle und hätte Jasmin am liebsten über den Kopf gestreichelt.
»Setzen wir uns doch erst mal hin«, schlug Elsa dann vor und die drei ließen sich am langen Tisch des Gemeindesaals nieder, den Elsa bis auf Weiteres einmal pro Woche reserviert hatte.
»Ich bin also Elsa und wohne auch hier im Ort«, begann Elsa. »Und ich habe die Leserunde ins Leben gerufen, weil ich mal was für mich tun will. Ich habe schon immer gern gelesen, bin aber in den letzten Jahren überhaupt nicht mehr dazu gekommen vor lauter Arbeit. Mein Mann und ich haben eine Firma. Sie heißt DeDiVi«, sagte sie dann stolz und sah die beiden beifallheischend an.
»Was heißt das denn?«, fragte Imogen, und auch Jasmin sah nicht so aus, als wüsste sie, was dahintersteckt.
»Wollt ihr mir ernsthaft sagen, dass ihr unsere Firma nicht kennt? Ihr seid doch Frauen!«
»Noch nie gehört.« Beide schüttelten den Kopf.
»Das glaube ich ja nicht«, echauffierte sich Elsa. »DeDiVi setzt sich aus den Worten ›Dessous‹, ›Dildos‹ und ›Vibratoren‹ zusammen.«
»Ach«, sagte Imogen. »Warum macht ihr denn so was? Ist das nicht total eklig?«
Elsa sah sie stirnrunzelnd an. »Wieso ist das eklig? Jede Frau trägt doch beispielsweise gern schöne Dessous.« ›Na ja, vielleicht nicht jede‹, dachte sie, als sie Imogen so anschaute.
»Hast du noch nie Strapse getragen?«
»Was?«, fragte Imogen.
»Strapse«, wiederholte Elsa.
»Nein«, sagte Imogen böse.
»Ich habe schon mal Strapse getragen«, warf Jasmin ein.
»Na also«, sagte Elsa zufrieden und lehnte sich zurück. »Erotische Wäsche heizt das Liebesleben an. Das wisst ihr ja bestimmt.«
Jasmin sah sie an. »Nein, ich habe die zu Fasching getragen«, sagte sie dann, während Imogen neben ihr nach Luft schnappte.
›Da hab ich mir ja zwei tolle Weiber ins Haus geholt‹, dachte Elsa giftig. ›Wie spießig sind die denn?‹
Sie ging gar nicht mehr auf das Thema Strapse ein. »Ich dachte, wir beginnen unsere Leserunde mit einem klassischen Titel. Jane Eyre von Charlotte Brontë. Ist euch das recht?«
Imogen zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst.«
»Wie, wenn ich meine? Wir sind doch hier, um gemeinsam zu lesen und wir müssen uns doch auf einen Titel einigen. Dann schlag du doch bitte was Besseres vor. Oder du, Jasmin. Hast du eine andere Idee?«
»Mir ist egal, was wir lesen«, sagte Jasmin. »Ich bin ja eher zufällig hier. Das war ja eigentlich gar nicht geplant.«
»Ich bin für Thriller«, sagte Imogen. »Schön blutig wie ein Steak. Mo Hayder zum Beispiel oder Cody Mcfadyen.«
»Wenn da Messer verwendet werden oder so, ist das nichts für mich«, warf Jasmin entsetzt ein. »Dann kann ich nicht mehr schlafen oder ich träume schlecht von
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