Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
gemeinsamen Mammutjagd verabredet und haben Sachen gesagt wie ›Ej Mann, ej‹ oder ›Voll cool‹ oder ›Machen wir Flashmob heut Abend‹? Die ganze Sprache hat sich über die Jahrhunderte geändert und wird sich auch noch weiter ändern. Das ist nun mal so.« Was nicht hieß, dass Elsa sämtliche Veränderungen der Sprache gut fand. Wenn sie die Gespräche der Nachbarskinder so verfolgte, die sich nur ums Chatten oder um iPhones drehten, wäre sie schon oft sehr gern dazwischengegangen, um diese bleichhäutigen Wesen zu schütteln. Sie saßen bei strahlendem Sonnenschein an ihren Rechnern und tippten herum oder glotzten auf iPhones und verblödeten. Ihre Enkel waren glücklicherweise noch zu klein für den ganzen Facebook-Mist.
Jasmin musste wegen des Worts »cool« schon wieder an Benedikt denken. Sie war nicht mehr im Café gewesen, weil sie es einfach nicht übers Herz gebracht hatte.
»Ich finde, diese Charlotte schreibt sehr romantisch«, warf sie schüchtern in die Diskussion ein. »Mit sehr viel Liebe zum Detail. Allein, wie sie die Personen beschreibt. Ich kann mir diesen John Reed, diesen ekligen Cousin von Jane, richtig gut vorstellen. Fett und ungesund sieht er aus, und er ist total unsympathisch.«
»Das ist doch mal ein guter Ansatz«, freute sich Elsa, während Imogen die Augen verdrehte und mit den Fingern auf dem Tisch trommelte. »Es könnte also sein, dass dieser dicke John neidisch auf Jane ist, weil sie selbst viel gesünder …«
Und so begann doch noch eine einigermaßen sinnvolle Diskussion, aus der Imogen sich zwar zu großen Teilen heraushielt – sie sagte nur Sachen wie: »Das ist doch völlig egal« und »Woher wollt ihr das denn wissen?« – die aber trotzdem ganz okay war.
Irgendwann schaute Elsa auf die Uhr. »Schon elf. Dann machen wir für heute wohl Schluss«, sagte sie und stellte die gebrauchten Gläser auf ein Tablett, um sie dann in die kleine Küche zu tragen.
»Wie ist euer Gefühl?«, fragte sie, als sie wieder in den Raum kam. »Wollt ihr weitermachen oder sagt ihr nach heute, dass das nichts für euch ist?« Sie wusste selbst nicht, was besser war.
»Ach, ein paar Mal versuchen würde ich es schon gern«, sagte Jasmin. »Ich fand es richtig gut gerade, weil wir auch wirklich alle sehr unterschiedliche Meinungen haben.«
»Sehe ich genauso«, freute sich Elsa. »Und du, Imogen?«
»Hm, ja, hm, ja, aber ich würde dann nächstes Mal was mitbringen«, erwiderte die. Elsa wertete das als Zustimmung. Wenigstens hatte Imogen nicht schon wieder »Von mir aus« oder »Ist mir egal« gesagt.
»Das finde ich prima«, flötete sie daher. »Dann bringst du nächste Woche einen Thriller mit, Imogen?«
»Mal sehen.«
»Aber nichts mit einem Messer«, sagte Jasmin.
»Herrje, nein, Jasmin. Nichts mit Messern.«, sagte Imogen. »Ich überlege mal.«
»Aber auch keinen Agententhriller mit Folterszenen«, forderte Elsa freundlich, aber bestimmt, weil sie nicht wollte, dass Jasmin ihr hier kollabierte. »Alles andere ist mir recht, aber bitte nicht das . Also dann, ihr beiden – bis nächsten Mittwoch. Ich freue mich!«
»Kann ich mir Jane Eyre ausleihen?«, fragte Jasmin und Elsa drückte ihr das Buch in die Hand.
*
»Heiner und ich werden versuchen, in die Weltarbeitsgruppe für Greifvögel und Eulen zu kommen. Da liegt einiges im Argen. Der Schreiadler zum Beispiel …«
»Ja, danke, mein Abend war auch schön«, unterbrach Elsa ihren Mann und ließ sich neben ihn auf den Gartenstuhl sinken. Es war ruhig hier draußen, die Innenbeleuchtung des Pools erzeugte ein gedämpftes Licht und Sterne glitzerten am Himmel. Berti hatte eine Petroleumlampe angemacht und wohl den Abend mit Broschüren über Vögel verbracht.
»Heiner ist gerade gegangen«, verkündete er jetzt. »Ehrlich, mein Schatz, das war die beste Idee, die wir je hatten. Also die mit den Vögeln. Wenn man sich da erst mal reingefummelt hat, macht das richtig Spaß. Willst du ein Glas Wein?«
»Gern.« Elsa zog ihre Sandaletten aus und streckte sich. Berti reichte ihr ein Glas mit eiskaltem Weißwein, und sie stießen an. »Das tut gut«, sagte Elsa.
»Wie war es denn bei dir? Hat es Spaß gemacht? Sind die Frauen nett?«
»Ich kann dir alle drei Fragen mit ›Weiß ich nicht‹ beantworten«, sagte Elsa.
»Ist das jetzt gut oder schlecht?«
»Keine Ahnung. Sagen wir mal so. Die beiden sind … außergewöhnlich. Ich hatte natürlich Menschen erwartet, die total gern lesen. Aber da kamen diese zwei an,
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