Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
Damit wir unabhängig sind.«
»Unabhängig. Aha. Und was sagt Monika dazu?«
»Die weiß es noch nicht.« Berti verschwand und kehrte kurz darauf mit einem Bier aus der Küche zurück.
Seufzend griff Elsa nach dem Champagner, den sie auf dem Nachtisch bereitgestellt hatte. »Du wirst also mit Heiner verreisen. Und interessiert es dich gar nicht, was ich dazu sage?«, fragte sie.
»Ach, mein Schatz. Weißt du denn nicht mehr, was wir uns vor über dreißig Jahren versprochen haben?«
»Ja, dass wir in guten wie in schlechten Zeiten zusammenhalten«, nickte Elsa, die gerade mit Entsetzen feststellte, dass 30 Jahre eine verdammt lange Zeit waren.
»Eben«, Berti nickte. »Und jetzt brechen die richtig guten Zeiten an. Komm wieder her.«
»Nein.«
»Doch, jetzt komm schon. Sei nicht launisch. Nur weil ich mich für Vögel interessiere, heißt das doch nicht, dass ich kein Interesse mehr an dir habe.« Er stellte das Bier auf den Nachttisch und nahm Elsa in die Arme. »Du bist und bleibst meine Nummer eins, Schatz. Und jetzt zeig mir mal das neue Carmen-Modell. Nein, viel besser – zieh’s doch gleich nochmal an …«
*
Imogen stand in der Tür und beobachtete ihren Mann, der mal wieder vor dem Fernseher saß. Es ging um die Herstellung von Bratwurstbrät und die dazugehörigen Maschinen. Ein hessischer Metzger erklärte gerade, dass der Trend momentan zu Bärlauchbratwürsten ging und dass man den Wünschen des Endverbrauchers »nadirlisch Folge leiste tut.«
Imogen kapierte das alles schon lange nicht mehr. Sie wusste nicht, wann es angefangen hatte. Nach und nach wahrscheinlich. Schleichend und irgendwie nicht fassbar. Es war nicht so, dass die Beziehung am Anfang unglaublich stürmisch gewesen war, das nicht, aber immerhin hatten Ralle und sie ein paar Jahre lang miteinander geredet und was unternommen. Das taten sie nicht mehr. Vielleicht lag es an ihr.
Möglicherweise bekam sie jetzt die Quittung. Ihr eigener Mann hatte kein Interesse mehr an ihr. Ralle war LKW-Fahrer und oft unterwegs, aber wenn er da war, hockte er hier und schwieg den Fernseher an. Er bedankte sich noch nicht mal dafür, wenn sie für ihn kochte. Früher hatte er sich darüber gefreut. Ihre Rouladen waren der Hit und das Putengeschnetzelte auch.
Aber nun war alles anders.
Was war das überhaupt für ein tristes Leben? Morgens aufstehen, um halb acht nach Pinneberg zum Finanzamt fahren, da bis fünf hocken und sich mit Säumniszuschlägen herumärgern. Dann einkaufen gehen, nach Hause fahren, ein Brot und drei Tomaten essen und vor der Glotze hocken – oder bei ihrer Mutter in der Küche, die drei Straßen weiter wohnte und ziemlich verbittert war, seitdem ihr Vater sie schon vor Jahren verlassen hatte, um eine Frau aus Goddelau-Erfelden zu heiraten. Laut ihrer Mutter war diese Dame, die Papa durch eine Kontaktanzeige kennengelernt hatte, grenzdebil und kurzsichtig. Außerdem schwitzte sie ständig. Niemand außer Imogen hatte verstanden, was ihr Vater an dieser Hildegard gut gefunden hatte. Dabei lag das ja wirklich auf der Hand: Ihre Mutter war einfach eine komplette Nervensäge, immer nur am Meckern, nichts war ihr recht und jetzt war es noch schlimmer. Hildegard dagegen sagte nie was. Sie ließ Papa einfach machen, was er wollte.
Imogen wollte nicht so werden wie ihre Mutter, aber sie war auf dem besten Weg. Nur das mit dem Meckern hatte aufgehört. Früher hatte sie öfter mal gemeckert. Mittlerweile tat sie das nicht mehr. Sie sprach einfach so gut wie gar nicht mehr mit ihrem Mann.
Hin und wieder traf sie sich mal mit einer Nachbarin oder las vielleicht auch mal ein spannendes Buch, aber das war auch schon alles.
»Ralle«, sagte sie. »Was hältst du davon, wenn wir Anne und Volker fragen, ob wir uns nicht mal wieder treffen? Wir könnten grillen, und Anne macht bestimmt diesen leckeren Nudelsalat, den du so magst.«
Ralle gab so etwas wie ein Schnauben von sich. »Nö«, kam es dann.
»Und warum nicht? Das ist doch besser, als hier die ganze Zeit herumzuhocken.«
» Du kannst ja grillen«, antwortete ihr Mann. »Jetzt sei mal leise. Da kommt jetzt was über Schuhe.«
»Seit wann interessierst du dich für Schuhe?«, wollte Imogen wissen, aber Ralle antwortete ihr einfach nicht mehr.
»Ich muss übrigens morgen ganz früh los, schon um fünf. Mach mir ’ne Tupperdose mit Broten zurecht, ja?«
»Ja«, sagte Imogen. »Wo geht’s denn hin? Und wann kommst du wieder?«
»Würzburg, Augsburg, München«, sagte
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