Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
hatte, weil sie immer alleine hier herumsaß. Warum war sie auch nie auf die Idee gekommen, eine Freundin mitzunehmen? Nun, das konnte man jetzt nicht mehr ändern.
Natürlich. So musste es sein. Benedikt dachte, sie hätte überhaupt keine sozialen Kontakte und Angst vor Menschen. Das würde sich sofort ändern.
Hektisch blätterte Jasmin in der Zeitung herum und blieb irgendwann bei einer Anzeige hängen, die besonders groß war und dadurch herausstach. Eine Frau aus einem Ort bei Hamburg suchte bücherbegeisterte andere Frauen, mit denen sie einen Leseclub eröffnen wollte. Einmal pro Woche sollte man sich treffen, gemeinsam aus einem ausgewählten Buch lesen und dann darüber diskutieren. Eine Telefonnummer stand auch dabei und schon hatte Jasmin ihr Handy aus der Tasche geholt und die Nummer gewählt. Am anderen Ende meldete sich sofort jemand und Jasmin begann, laut und, wie sie hoffte, wichtig zu telefonieren. Am Ende des Gesprächs hatte sie eine Verabredung für den kommenden Mittwoch. Triumphierend nahm sie die Zeitung und ging ins Café zurück, um zu zahlen. Benedikt hatte das Telefonat garantiert mitbekommen und war bestimmt gebührend beeindruckt. Aber hinter der Theke stand nur Iris. Benedikt selbst war gar nicht mehr da.
So ein Mist. Jetzt hatte sie diese Frau mit der Leserunde am Hals.
*
»Na, was machen wir denn heute noch Schönes, Frau Bratzmann?«, wollte Kjell Fuchs wissen und wartete die Antwort gar nicht erst ab. »Ich geh jetzt nach Hause und lasse mir von meiner Frau was richtig Gutes kochen. Sie kocht sehr gern und sehr gut, ach, sie macht überhaupt alles gut, wenn Sie wissen, was ich meine. Ich glaube, wir geben die Kinder bald mal wieder zu den Großeltern. Hahaha. Kocht Ihr Mann Ihnen denn was Gutes? Das muss für Sie doch hier das Paradies sein mit den ganzen Supermärkten. Das gab es ja in der DDR alles nicht. Nur bei FKK, da wart ihr ja wohl ganz weit vorne. Da hattet ihr bestimmt euren Spaß an den Stränden.« Er rieb sich die Hände und grinste widerlich. »Bestimmt habt ihr es da alle miteinander getrieben. Alle durcheinander, jeder auf jedem. Ich kann es ja verstehen, ihr hattet ja sonst nichts zu lachen. Hahahahahaha!«
Imogen knallte die Ordner auf den Tisch und schloss ihren Rollcontainer ab. Warum war sie nicht schlagfertig und stopfte diesem Vollidioten mal so richtig das Maul? Verdient hätte er’s.
Sie verließ grußlos das Büro, lief die Treppen runter und war froh, als sie endlich draußen war.
Nachdem sie in letzter Sekunde noch die Bahn Richtung Hamburg erwischt hatte, versuchte sie, Ralle anzurufen, aber der ging nicht dran. Seit er weg war, hatten sie nur einmal kurz telefoniert. Merkwürdig, dass er gar nicht erreichbar war. Aber vielleicht fuhr er ja nachts und schlief tagsüber. Eine SMS hätte er aber trotzdem schicken können, das war ja wohl nicht zu viel verlangt.
Drei Stunden später saß sie in einem Bistro in der Mönckebergstraße, aß eine Lasagne und freute sich über verschiedene Röcke, Blusen, ein paar Slips, BH’s und ihr neues Make-up. Der Clou waren allerdings diese mörderisch schicken Schuhe, die sie sich in einem Anflug von Übermut ebenfalls geleistet hatte.
Imogen trank einen Schluck Tomatensaft und blätterte in einer Zeitung herum, während sie überlegte, was sie die nächsten Tage machen sollte. Ihr war langweilig. Zu ihrer Mutter würde sie keinesfalls gehen, die hatte gestern Abend schon wieder herumjammert, dass alles ganz schrecklich und die Welt so unglaublich böse wäre. Aber alleine zum Grillen zu gehen, das wollte sie auch nicht. Was also tun? Imogen seufzte. Sie musste mal was Sinnvolles tun, etwas, das ihr Spaß machte.
Und da sah sie diese Anzeige und beschloss, einfach dort anzurufen, wenn sie zu Hause war, was sie dann auch tat.
*
»Wir sagen am besten gleich Du«, begrüßte sie Elsa und schüttelte Jasmin und Imogen nacheinander die Hand. »Herzlich willkommen. Toll, dass ihr euch gemeldet habt.« Sie sah die beiden sehr unterschiedlichen Frauen an. Imogen hatte ihr erzählt, sie sei 39, und Jasmin wurde demnächst 26. Erst hatte Elsa die Befürchtung gehabt, dass sie altersmäßig zu weit auseinander lagen, schließlich hätte sie gut und gern Jasmins Mutter sein können. Aber dann hatte sie sich gedacht, dass es ja einen Versuch wert sei. Möglicherweise war es sogar gut, quasi drei Generationen hier versammelt zu haben, da waren die Ansichten bestimmt sehr unterschiedlich. Man würde sehen.
»Sind wir
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