Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluescreen

Bluescreen

Titel: Bluescreen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mark; Vennemann Greif
Vom Netzwerk:
Familie für Dinge ausgeben kann, die man wirklich benutzt (selbst wenn sie keinen praktischen Nutzen haben mögen); dann sprechen wir nicht länger von Eigentum im eigentlichen Sinn, von proprium also, sondern von etwas Unangebrachtem und Unangemessenem – von dem, was man durch willkürliche soziale Arrangements, ob man sie nun absichtlich oder zufällig ausnutzt, anhäuft, nicht durch eigene Anstrengung.
    Daher mein Plädoyer für eine Beschränkung der Einkommen. Ungleichheit zwischen den Menschen wird es immer geben, man sollte allerdings nicht alle Formen und Ausmaße der Ungleichheit über einen Kamm scheren. Natürlich kann das proprium auch in anderen nicht monetären Formen weitergegeben werden – über die ganz speziellen Gene unserer Eltern, als physisches Erbstück, als Wohnhaus, Werkzeug oder Einrichtungsgegenstand, der die Spuren der Hände und des Atems der früheren Besitzer trägt. Aber man muss doch anerkennen, dass Einkommen und Vermögen immer auch das Ergebnis sozialer Arrangements innerhalb einer Gemeinschaft sind: eines gemeinsamen Marktes, gemeinsam diskutierter und beschlossener Regeln, einer Ordnung, in deren Rahmen Investitionen getätigt werden, all der Assoziationen, zu denen wir uns freiwillig zusammengefunden haben, allen voran der größte dieser Zusammenschlüsse: der Staat.
    Eine reiche Person – die auch nach Umsetzung meines Gesetzesvorschlags 100 000 Dollar im Jahr einstreichen würde – bliebe weiterhin reich. Sie wird allerdings einen Teil dieser Summe in ihr Haus stecken, einen Teil auf ihrem Konto parken und wieder einen anderen Teil in Dinge, auch Luxusgüter, investieren, die sie tatsächlich benutzt. Somit würde ein angemessener Teil des Einkommens in wahrhaft persönliches Eigentum umgewandelt, ohne dass es zu absurden Auswüchsen käme. Ein Superreicher jedoch, der eine, zehn oder gar einhundert Millionen nach Hause bringt, wird niemals, ja kann gar nicht in der Lage sein, dieses Geld in irgendeiner halbwegs vernünftigen Weise für Dinge auszugeben, die er wirklich im Alltag braucht; zumindest nicht außerhalb einer parasitären Ordnung, in der normale Sachen (ein Haus, ein Abendessen usw.) überteuert sind (weil es genug Leute gibt, die sich darum reißen, so viel bezahlen zu dürfen) oder absurd übertriebene Dimensionen annehmen (wie etwa Anwesen mit Hunderten Morgen Land). Alles, was über die 100 000 Dollar hinausgeht – gehen wir einmal von 9 900 000 Dollar aus –, stellt eine gewaltige Fehlallokation von Ressourcen dar. Würde man sie umverteilen, etwa in Form eines garantierten Grundeinkommens für alle Bürger, könnten davon sehr viele Menschen in Haushalten mit einem Einkommen unterhalb oder knapp oberhalb des Medians (der heute bei etwa 45 000 Dollar proHaushalt liegt) profitieren, und der Nutzen für die Gesellschaft wäre wesentlich größer. All das wäre möglich – und das ist ein sehr wichtiger Punkt –, ohne dass die vormals Superreichen darunter in irgendeiner Form zu leiden hätten; wenn überhaupt, würden auch sie daraus große Vorteile ziehen. (Idealerweise sollte das Geld allen automatisch zugeteilt werden, ohne spezielle Behörde. Es ist als universelles Gut gedacht, nicht als Kontrollmechanismus. Jeder bekommt 10 000 Dollar, die ihm helfen sollen, wirklich frei zu sein. Das schließt den Topverdiener mit seinen 100 000 Dollar ein. Auch er soll jederzeit die Gelegenheit haben, sich zu entschließen, sein Leben zu ändern.)
     
     
     
    Menschen, die skeptisch gegenüber diesem Vorschlag sind, malen in der Regel die Gefahr an die Wand, ohne »Leistungsanreize« würden die Menschen zu arbeiten aufhören. Das Worst-case-Szenario sieht so aus: Zehntausende von Menschen mit Jobs im Finanzwesen, Manager oder Freiberufler (ganz zu schweigen von Profisportlerinnen und -sportlern sowie Schauspielerinnen und Schauspielern) beenden ihre Karrieren, weil sie eigentlich nie wirklich Banker, Anwälte, Vorstandsvorsitzende, Schauspieler, Baseballspieler etc. sein wollten. Sie haben es doch nur des Geldes wegen getan! Eigentlich wollten sie Highschool-Lehrer werden, Sozialarbeiter, Ärzte, Ganztagseltern oder Kriminelle und Faulenzer.
    Derlei wäre alles andere als eine Tragödie, sondern der mit Abstand größte Triumph der menschlichen Emanzipation seit einhundert Jahren. Ein kleiner Teil der Reichen und Unglücklichen würde endlich von der Sklavereiihrer Jobs befreit, die sowieso nie ihre Berufung gewesen sind – und wir alle würden

Weitere Kostenlose Bücher