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Bluescreen

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Titel: Bluescreen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mark; Vennemann Greif
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dürfe sich keiner Stadt gegenüber zu Loyalität verpflichtet fühlen.
    Für ihn stellte die Philosophie eine Methode dar, mithilfe der Vernunft all jene materiellen Bedürfnisse hinter sich zu lassen, denen die übrigen Menschen sich unterwarfen, und sich so von allen Sorgen zu befreien, von denen die Mitbürger geplagt wurden. Obgleich dieses Streben nach Freiheit von konventionellen Bedürfnissen undsomit von allen Ängsten zu einem weltabgewandten Leben führen konnte, ging es eine Verbindung mit dem philosophischen Hedonismus des Aristippos von Kyrene ein, eines direkten Schülers Sokrates’. Der Hedonismus der Kyrenaiker lehrt, dass Lust und Schmerz allen anderen Motiven zugrunde liegen und dass es gilt, nach dieser Einsicht zu leben. Diese Schulen legten somit ein ganz anderes Fundament für die Philosophie als Platon.
    In Momenten, in denen ich besonders friedlich und hoffnungsvoll gestimmt bin, denke ich oft, dass Epikur, ein Genie der nächsten Generation antiker Philosophen, vielleicht der perfekte Denker für das Amerika der Gegenwart wäre. Epikur war Hedonist, genau wie wir. Er würde uns jedoch von dem Schmerz befreien, der mit dem unablässigen Streben nach Erfahrung verbunden ist und der darauf zurückgeht, dass wir die seltensten und am schwersten zu erringenden Genüsse irrtümlicherweise für die wertvollsten halten. Epikur erreichte noch zu Lebzeiten Aristoteles’ das Mannesalter, begann jedoch, eine vollkommen andere Lehre zu verbreiten: Zwar sei die Lust der Zweck des Lebens, Lust definierte er jedoch als Abwesenheit des Schmerzes: »Dann nämlich bedürfen wir der Lust, wenn uns die Abwesenheit der Lust schmerzt. Wenn uns aber nichts schmerzt, dann bedürfen wir der Lust nicht mehr.« 3 Das Ideal der Epikureer war die Ataraxie , was so viel heißt wie Unerschütterlichkeit oder Seelenruhe. Diese Unerschütterlichkeit konnte man nicht erreichen, indem man starke Erfahrungen vermied –der Schmerz würde einen heimsuchen, ob man wollte oder nicht –, sondern nur indem man lernte, richtig mit unvermeidlichen Erfahrungen umzugehen. Vergnügen, die einem begegnen, ohne dass man sie bewusst gesucht hätte – ein üppiges Mal oder eine Liebesnacht –, gilt es nach Epikur nicht als solche zu verschmähen. Das Problem bei solchen positiven Lustempfindungen ist jedoch, dass »sich für uns aus ihnen ein Übermaß an Lästigem ergibt«. 4 Verschwenderische Genüsse verstricken den Menschen in Unsicherheit und Schmerz – man weiß nicht, ob man sie noch einmal erleben wird oder wie man sie aufrechterhalten kann. Wenn das Vermeiden von Schmerz Vorrang vor dem Streben nach positiver Lust hat, wird die »Beruhigtheit der Seele« zur »Erfüllung des seligen Lebens«. 5
    »[Das] Naturgemäße [ist] leicht, das Sinnlose aber schwer zu beschaffen [. . .], und [. . .] bescheidene Suppen [erzeugen] ebensoviel Lust [. . .] wie ein üppiges Mahl, sowie einmal aller schmerzende Mangel beseitigt ist [. . .]. Wenn wir also sagen, daß die Lust das Lebensziel sei, so meinen wir nicht die Lüste der Schlemmer und das bloße Genießen, wie einige aus Unkenntnis und weil sie mit uns nicht übereinstimmen oder weil sie uns mißverstehen, meinen, sondern wir verstehen darunter, weder Schmerz im Körper noch Beunruhigung in der Seele zu empfinden.« 6
    »Um dessentwillen tun wir [Epikureer] nämlich alles«, schreibt der Gründer dieser Schule, »damit wir weder Schmerz noch Verwirrung empfinden.« 7 Am RandeAthens begründete Epikur eine Gartenkolonie, in der seine Freunde und Schüler wohnten, unter denen, darauf weist der Gelehrte D. S. Hutchinson hin, sich auch Hausdiener und Frauen befanden, die dieselben Rechte und Pflichten hatten wie die Männer – ein Zustand, welcher der übrigen athenischen Gesellschaft als skandalös erscheinen musste. In dieser Enklave lebten sie in Frieden und vollkommener Ruhe. Stand ihnen der Sinn nach einem kleinen Genuss, so tranken sie Wasser mit einem Schuss Wein, und wer Epikur zu einer verschwenderischen Freude verhelfen wollte, den bat er, man möge ihm ein Töpfchen Käse schicken. Worauf es wirklich ankam, war die Freundschaft. Denn die Freunde erinnerten einander daran, dass die wahre Glückseligkeit in der Freiheit von Angst bestand, dass der Tod keine Bedeutung hatte und jeder Schmerz ertragen werden konnte. Sie mühten sich, allen Verlockungen zu widerstehen, alle Störungen zu vermeiden und so einen sanften Sieg über die starken Erfahrungen zu

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