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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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vor.
    Wir stiegen in die dunklen Dienstwagen. Die
Flics nahmen einige der Kugeln mit, die Milandre auf mich abgefeuert hatte. Die
Untersuchung im Labor sollte ergeben, daß sie aus derselben Waffe stammten, mit
der Marius Dufour durchlöchert worden war.
    Im Jachthafen angekommen, gab Pellegrini seine
Anweisungen. Das schneeweiße Schiff schaukelte sacht auf den Wellen. Es wurde
eingekreist, umzingelt und gestürmt. Doch an Bord befand sich keine
Menschenseele. Alle Vögel waren ausgeflogen!
    „Diese gottverdammte Bande!“ donnerte der Korse.
„Wer hat denen erzählt, daß Milandres Attentat auf Sie mißglückt ist?“
    „Niemand“, erwiderte ich gelassen. „Die Flucht
war schon seit langem vorbereitet. Milandre bildete so was wie die Nachhut und
hatte die Order, mich umzubringen. Riechen Sie nichts? Trotz der geöffneten
Bullaugen stinkt die riesige Kabine immer noch wie ‘ne Druckerei!“
    Der Kommissar schnupperte.
    „ Die Druckerei?“ fragte er ungläubig.
    „Allerdings. Hier wurden die Blüten gedruckt,
auf offener See, und die Maschinen der Jacht hämmerten den Takt dazu. Gestern
hat die Bande eine wichtige Reise unternommen. Nach dem Tod des Radierers, des
Engländers usw. ist ihnen der Boden zu heiß geworden. Da haben sie beschlossen,
ihre gesamte Ausrüstung zu versenken.“
    Pellegrini kratzte sich fluchend am Hinterkopf.
    „Los, wir haben keine Minute zu verlieren!“
schrie er plötzlich. „Ich werde alle verfügbaren Leute darauf ansetzen, irgend
jemand zu finden, der eine brauchbare Beschreibung des Besitzers samt
Mannschaft geben kann! Kommen Sie mit?“
    „Nein. Ich könnte Ihnen sowieso keine große
Hilfe sein. Außerdem liegt mir meine Sekretärin mehr am Herzen. Werd mich auf
die Suche nach ihr machen. Hoffentlich haben die Banditen ihr nicht zu weh
getan... Da fällt mir ein: Passen Sie auf, einer der Matrosen ist ein
erstklassiger und erprobter Klettermaxe!“
    Ich machte kurz Station in einem Bistro, wo ich
die beiden Briefe öffnete, die mir der müde Postbeamte anvertraut hatte. In
dem, der mich interessierte, stand nur der eine Satz: Zerstören Sie die 100.
    Ich zerbrach mir über diese geheimnisvolle
Nachricht nicht den Kopf. Pierre de Fabrègues hatte einen wahren Katalog von
Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Klar, daß er sich in diesem wichtigen Brief so
sibyllinisch ausdrückte. Ich hielt nach einem Taxi Ausschau.
    Ein braver Familienvater döste hinter dem Steuer
seines Peugeot. Er war bereit, mich zur Pergola zu fahren. Auf dem Weg,
der zur Villa führte, kam uns einer seiner Kollegen entgegen. Ich zeigte ihm
meinen Ausweis und fragte ihn, wen er soeben abgesetzt habe. Der Mann mochte
keine Privatdetektive und antwortete schroff:
    ,,’n Kerl in Hemdsärmeln mit kurzen Haaren.
Personenbeschreibungen sind nicht meine Stärke.“
    Bestimmt eine Berufskrankheit! Ich bat meinen
Taxichauffeur zu warten und rannte in Rekordtempo zur Villa. Das Gartentor
stand offen. Ich stürzte ins Haus. Die Haushälterin empfing mich im
Morgenmantel.
    „Ich hab ein Geräusch gehört“, erklärte sie
verwirrt. „Madame hat soeben Besuch bekommen“, keuchte ich außer Atem. „Schließen
Sie die Tür eigentlich nie ab?“
    Sie stammelte etwas Undeutliches, das durch
einen Schrei aus der ersten Etage unterbrochen wurde. Ich sprang die Treppe
hinauf. Eine Tür öffnete sich, und vor mir stand Marcel Chevalme, aschfahl im
Gesicht.
    „Monsieur Burma!“ rief er perplex.
    „Haben Sie eben geschrien?“ fragte ich.
    “Ja.“
    „Wo ist Raymonde?“
    „Sie... Sie ist tot.“
    Ich schob ihn zur Seite und stieß die Tür auf.
An der Deckenleuchte schaukelte der Körper von Raymonde Saint-Cernin.

13

Zimmerschmuck
     
    Ich rief der Haushälterin zu, nicht
hinaufzukommen und uns etwas Trinkbares bereitzustellen.
    „Sie war schon vor Ihrer Ankunft tot“, sagte ich
zu Chevalme. „Folglich kann man Ihnen nichts anhaben.“
    „Ist es... Ist es denn kein Selbstmord?“ fragte
er verdutzt. „Glauben Sie an eine Suizid-Epidemie?“ fragte ich zurück.
    „Wo ist denn der Stuhl oder der Hocker oder so
was Ähnliches, auf den Raymonde sich gestellt hat, um sich aufzuhängen? Zwei
Meter weit weg? Nein, hier geht es um Mord! Begangen von jemandem, den sie gut
genug kannte, um ihn in ihr Schlafzimmer zu lassen.“
    Ich ging hinunter, um die Getränke in Empfang zu
nehmen. Die Haushälterin suchte mit flatternden Händen im Kühlschrank nach
Bier.
    „War außer mir und dem Herrn da oben heute abend
noch

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