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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Augen.
    „Zum Teufel mit Ihnen“, fauchte er.
    „Hu, Sie böser Mensch! Einen Priester zur
Konkurrenz zu schicken!“
    Ich setzte mich auf den umgeknickten Baumstamm.
    „Fangen wir mal ganz von vorne an“, fuhr ich
fort. „Sehen Sie, Dédé, wenn Sie mir gleich zu Anfang gesagt hätten, daß Sie
Pierre de Fabrègues gekannt haben...“
    „Woher wissen Sie das?“ unterbrach er mich
überrascht.
    Auch wenn er viel von meinen Fähigkeiten hielt,
konnte er doch nicht fassen, daß ich so gut informiert war. Mit Recht! Ich
klärte ihn über seinen Irrtum auf.
    „Ich wußte es nicht“, gestand ich. „Hab’s mir
nur zusammengereimt. Fehlte noch die Bestätigung, die Sie mir durch Ihre Frage
soeben geliefert haben. Vielen Dank, Dédé. Als wir zusammen die Villa des
Grafen betraten — Sie erinnern sich? — , begrüßte uns der Butler mit einem
höflichen ,Guten Morgen, Monsieur’. Ich dachte, er meinte mich. Doch am
nächsten Tag schon war er weniger höflich zu mir. Nicht mal ein kurzes
Kopfnicken war ich ihm wert! Und da fiel es mir auf: Er hatte uns nicht im
Plural begrüßt! Sein ,Guten Morgen, Monsieur’ war an Sie gerichtet. Warum? Weil
er Sie von früher kannte, als einen Freund des Grafen. Aber warum Ihre
Geheimniskrämerei mir gegenüber? Ich fand Ihr Verhalten ziemlich unerklärlich,
jedenfalls nicht ohne Bedeutung. Joseph konnte ich leider nicht mehr fragen. Er
verschwand genau zu dem Zeitpunkt, als ich ihn brauchte. Als er am nächsten
Morgen wieder auftauchte, war er ertrunken. Das geht auf Ihr Konto, nicht wahr?
Sie hatten Angst, ich könnte neugierig und Joseph gesprächig werden. Denn
dieses Gerede vom gebrochenen Herzen, von dem Kummer, seinen Herrn verloren zu
haben, den er schon von klein auf kannte... Entschuldigen Sie, aber darüber
kann ich, mit Verlaub, nur lachen... Hut ab, Dédé! Sie haben saubere Arbeit
geleistet. Pellegrini, der seine Schlüsse mit dem Holzhammer zieht, und der
Gerichtsmediziner, der überhaupt keine Schlüsse zieht und sich lieber an die
Fakten hält (keine Spuren eines Kampfes etc.)... Für die beiden war das ein
klarer Fall von Selbstmord... Sie haben mir also Ihre Beziehungen zum Hause de
Fabrègues verschwiegen. Gefiel mir gar nicht, diese Heimlichtuerei. Und so nach
und nach fielen mir noch ein paar andere Kleinigkeiten auf, zum Beispiel der
anonyme Anruf bei der Polizei, die daraufhin Frédo Pottier festgenommen hat.
Monatelang wurde der Mann nicht behelligt. Es genügte, Ihnen von seiner
Anwesenheit an der Côte zu erzählen, und schon wurde er denunziert! Sie können
sich vorstellen, wie Frédo auf mich zu sprechen ist. Hatte er mich doch tags
zuvor im Gespräch mit Pellegrini gesehen! Von dem anonymen Anruf bis zu den
ebenso anonymen Schüssen auf mich in meinem Hotelzimmer war es nur ein kleiner
Schritt. Das passierte übrigens am Abend desselben Tages, an dem Sie Joseph
stumm gemacht haben. Wieder so ein treffender Ausdruck: Stumm wie ein Fisch!
Man konnte das Attentat aufs Konto der Freunde meines Sparringspartners Belami
setzen, was Sie mir natürlich einzureden versuchten. Aber die Herren saßen
bereits im Bau, was Sie nicht wußten. Sie selbst kamen als Täter nicht in
Frage. Zufällig wollten Sie zu mir, als das Schützenfest losging! So was nennt
man ein handgestricktes Alibi... Zu schön, um echt zu sein! Mir jedenfalls kam’s
verdächtig vor. Um so verdächtiger, da ich vor dem Hotel ein verliebtes Pärchen
gesehen hatte. Weder verliebt noch Pärchen, wie mir nach reiflicher Überlegung
klar wurde! Sie, Dédé, standen in dem Hauseingang und warteten auf den
geeigneten Augenblick, mir Ihre Aufwartung zu machen. Mit den Schüssen jedoch
hatte mir jemand anders aufgewartet, ein Komplize!“
    Ich holte tief Luft, um dann meine
Matrosen-Artisten-Theorie auseinanderzulegen.
    „Ich konnte noch nicht herausfinden, zu welcher
Mannschaft der Matrose gehört“, schloß ich. „Würde mich aber nicht wundern,
wenn er auf dem ,Fliegenden Holländer’ angeheuert hätte. Wie dem auch sei, als
Drahtzieher des Attentats kommen nur Sie in Betracht. Unwahrscheinlich, daß die
Geldfälscher, die mich überhaupt nicht kennen, so großen Schiß vor mir haben.
Zumal ich so gut wie nichts von der Affäre weiß! In Ihrer Bande muß demnach
jemand sein, der mich näher kennt und weiß, was von mir und meinen Fähigkeiten
zu erwarten ist. „
    „Bescheiden wie immer, dieser Nestor Burma! Wie
ein schüchternes junges Mädchen“, brachte Milandre mühsam hervor. Seine

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