Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
zu tun haben, wenn jeder für Weihnachten ein neues Partykleid haben will und für Silvester genauso, und auch während der Diät-Welle nach den Feiertagen, wenn niemand ein Vermögen für neue Kleider ausgeben will, solange man sich zwischen zwei Konfektionsgrößen befindet, und dann kommen die Hochzeitsfeiern im Frühling und …«
Frankie raffte ihren dunkelroten Wollrock und zog die in einer blickdichten schwarzen Strumpfhose steckenden Knie ans Kinn. »Hmm, ich arbeite hier schon seit drei Jahren – ich kenne das geschäftliche Auf und Ab –, aber du hast sehr oft ›du‹ gesagt. ›Du‹. Einzahl. Nicht ›wir‹ … das finde ich merkwürdig.«
»Weil«, sagte Rita und vollführte eine Drehung, »ich dir genau ebendieses zu erklären versuche. Ich vermache meinen Besitz anderen – und trenne mich von allem, was ich nicht mehr brauche –, weil ich im Dezember nicht mehr hier sein werde.«
»Wie?« Frankies Lächeln erstarb. »Wieso? Warum nicht? Oh Gott, Rita, du bist doch nicht etwa krank?«
»Liebe Güte, nein. Ich bin putzmunter. Und jetzt hör doch einfach mal auf, mich ständig zu unterbrechen, und lass mich ausreden, bevor wir wieder abgelenkt werden. Francesca Angelina Maud Meredith vermache ich mein Geschäft …«
»Was?« Frankie krallte sich an der Theke fest. »Bist du wahnsinnig?«
»Nicht dass ich wüsste, Liebes. Also, hör zu. Rita’s Rent-a-Frock wird geschlossen und nächste Woche umbenannt in Francesca’s Fabulous Frocks , Francescas Festtagsgewänder. Ich bin dann weg, und du bist ab nächstem Wochenende die Alleininhaberin.«
Frankie starrte sie verständnislos an. »Machst du Witze? Du machst Witze, oder?«
»Falsch geraten, und glotz nicht so, Liebes. Du bist ein hübsches Mädchen, aber es sieht trotzdem nicht gut aus.«
Frankie klappte den Mund wieder zu, dann runzelte sie die Stirn. »Okay – also könntest du bitte einfach noch mal wiederholen, was du eben gesagt hast?«
»Übers Glotzen?«
»Von wegen weg sein und mir das Geschäft vermachen.« Rita wiederholte es.
»Oh Gott, Rita, du bist krank! Du darfst nicht krank sein! Du wirst doch nicht etwa, äh, doch nicht etwa, äh …?«
»Sterben?« Rita gluckste. »Liebe Güte, ich hoffe nicht. Zumindest noch nicht in den nächsten paar-und-achtzig Jahren. Nein, wie ich eben schon sagte, ich fühl mich wohl wie ein Floh im Haferstroh. Ich habe gerade erst meinen Gesundheitscheck mit Bestnote bestanden.«
»Na, Gott sei Dank.« Frankie stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Aber bitte hör auf mit dem Quatsch. Du kannst mir nicht den Laden schenken – nicht mal im Spiel.«
»Zum soundsovielten Mal, das ist kein Spiel, und ja, ich kann. Und da ich nicht mehr lange hier sein werde, halte ich es nur für vernünftig, jetzt alles zu regeln und …«
»Hör auf, bitte. Das ist so abgedreht, dass mir die Worte fehlen. Und was meinst du damit, du wirst nicht mehr lange hier sein?« Frankie schluckte schwer. »Das klingt absolut grauenhaft. Rita, es ist doch alles in Ordnung mit dir?«
»Es ging mir nie besser. Also, willst du jetzt etwas über deine Zukunft hören, oder nicht?«
»Nun ja, natürlich, wenn es dir ernst ist.«
»Es ist mir sehr ernst. Sowohl, was meine Zukunft angeht – als auch deine.«
Frankie schüttelte den Kopf. »Okay, aber offen gestanden hätte ich nicht gedacht, dass ich überhaupt eine Zukunft habe. Ich mache mir schon ewig lang Sorgen, dass du mich nach Weihnachten entlassen könntest. Schließlich sind in einem Secondhand-Kleider-Verleih in einem Berkshire-Dorf, der bei der aktuellen Rezession schlecht läuft, zwei Mitarbeiter kaum gerechtfertigt und jetzt …«
»Alles nur Schwarzmalerei.« Rita rümpfte die Nase. »Es wird dir bestens gehen. Secondhand-Kleider verleihen sich immer gut, wenn die Leute knapp bei Kasse sind. Ich verlass mich darauf, dass du da weitermachst, wo ich aufhöre – und darüber hinaus. Ich weiß, du wirst Erfolg haben.«
»Aber, warum gibst du das Geschäft auf? Du liebst es doch. Es ist dein Leben. Du kannst doch nicht …«
»Kann ich und tu ich. Ich möchte, dass du das Geschäft übernimmst. Es ist alles arrangiert. Du hast hier hervorragende Arbeit geleistet; die Kunden lieben dich; du bist eine wunderbare wandelnde Reklame für den Laden, bei all den nostalgischen Klamotten, die du trägst; du hast diesen unglaublich günstigen Vertrag mit der chemischen Reinigung ausgehandelt; du bist eine Topverkäuferin – und du bist schon fast
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