Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
dreißig, hast keine feste Bindung im Leben und bist im Grunde ohne Wurzeln. Du brauchst einen Halt.«
Frankie holte scharf Luft. Na schön, unabhängig davon, ob die kaufmännische Lobeshymne, die sie zum Erröten brachte, nun der Wahrheit entsprach oder nicht, der letzte Teil der Aussage stimmte eindeutig. Sie ging auf die dreißig zu, hatte keinen Lebensgefährten – seit Jahren hatte sie kein erwähnenswertes Rendezvous gehabt, und selbst das letzte nicht erwähnenswerte Rendezvous lag schon Monate zurück –, und nach jahrelanger Arbeit in verschiedenen Einzelhandelsgeschäften nichts vorzuweisen als ein paar spärliche Besitztümer, die in zwei Müllsäcken Platz fänden.
»Aber du kannst mir doch nicht einfach einen Laden schenken!«
»Kann ich und habe ich.«
Noch immer weitgehend überzeugt, dass dies wieder nur einer von Ritas Späßen war, nickte Frankie. »So, ab Dezember werde ich also einen Laden namens Francesca’s Fabulous Frocks betreiben, und wo bist du dann?«
»Auf Mykonos.«
»Mykonos?« Frankie blinzelte. »Mykonos?«
»Mykonos«, sagte Rita und strahlte übers ganze Gesicht. »Griechische Insel. Herrlich, entspannt, heiß, früher mal ein etwas skandalumwitterter Tummelplatz der Reichen und Berühmten, jetzt einfach nur wunderbar. Ich kann es kaum erwarten. Millionenmal besser, als einen weiteren elend kalten Winter in Kingston Dapple zu verbringen.«
Okay. Frankie nickte. Immerhin fing das alles allmählich an, einen Sinn zu ergeben. Zumindest ansatzweise. Rita hatte während all der Zeit, die sie sich kannten, keinen richtigen Urlaub gemacht. Dezember auf Mykonos wäre himmlisch. Den Rest musste sie missverstanden haben. Rita krempelte tatsächlich ihr Leben um und wollte einfach nur, dass sie während ihrer Abwesenheit die Verantwortung für den Laden übernahm.
»Gehst du für den ganzen Monat in Urlaub?«
»Nee.« Erneut sah Rita mit finsterem Blick in den unaufhörlich auf den verlassenen Marktplatz vor dem Geschäft prasselnden Regen hinaus. »Ich bleibe dort. Bis ans Ende meiner Tage.«
»Aber du kannst nicht weggehen! Du wirst mir fehlen!«
»Und du wirst mir auch fehlen. Aber wenn wir uns erst eingerichtet haben, kannst du uns besuchen kommen, in unserer Taverne am Strand.«
»Was für eine Taverne? Von einer Taverne war noch gar nicht die Rede … und ich höre da andauernd ›wir‹ und ›uns‹.« Frankie zog fragend die Augenbrauen hoch. »Ist das irgendein Tagtraum, um sich die düsteren grauen Stunden der Einkaufsflauten von Kingston Dapple zu vertreiben? Stellst du dir vor, du wärst Shirley Valentine, und Brian vom Kebabwagen wäre dein Costas oder so ähnlich, und …«
»Ich stell mir gar nichts vor, Liebes. Ich gehe wirklich nach Mykonos, und Brian vom Kebabwagen hat nicht das Geringste damit zu tun …« Wieder hielt Rita inne und lächelte verträumt. »Auch wenn du mit allem anderen gar nicht so weit danebenliegst.«
»Habe ich also richtig geraten? Komme ich der Sache näher? Prima. Ich weiß ja, dass du und Brian, äh, dass ihr euch eine Zeit lang sehr nahestandet. Und er ist wirklich ein netter Kerl, auch wenn er irgendwie etwas Kindliches an sich hat und etwas komisch riecht.«
»Ein bisschen nach Fett und Knoblauch vielleicht.« Rita schwebte mit einem imaginären Tanzpartner durch den leeren Laden. »Bei seiner Arbeit wohl ein unvermeidliches Risiko. Und außerdem ist Brian als mein Verehrer Vergangenheit. Er ist schon seit einiger Zeit mein Ex.«
»Ach so.« Frankie nickte. »Also, und da du, seit ich dich kenne, nie länger als fünf Minuten lang solo warst, wer …?«
Rita beendete ihre Darbietung und tapste schnaufend zur Theke. »Alles zu seiner Zeit. Und genau genommen spielt Brian in meinen Plänen doch eine Rolle, selbst wenn er nicht mit nach Mykonos kommt. Er kriegt meinen Bungalow – der arme Tropf wohnt immer noch bei seiner Schreckschraube von Mutter, und das in seinem Alter.«
»Gibt’s doch nicht!«
»Gibt es doch!«
Frankie schüttelte den Kopf. »Das wird mir alles viel zu abgedreht. Weiß Brian davon? Komm schon – erklär mir doch bitte, was los ist. Hast du im Lotto gewonnen oder was?«
»Ich spiele nicht Lotto, wie du wohl weißt. Vom Spielen habe ich noch nie was gehalten. Und nein, ich habe es Brian noch nicht gesagt. Ist aber alles geregelt, genauso wie mit dem Laden. Die Hypothek für den Bungalow wurde letztes Jahr abbezahlt, sodass er nur das Geld für die laufenden Unkosten und so weiter aufbringen
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