Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
oder, ähm, fast neuwertige … Ja, kann ich Ihnen helfen? Sie möchten aussehen wie Brigitte Bardot? Für die hat Ihr Mann immer geschwärmt? Sprechen Sie mit Amber und Clemmie – dort drüben, sehen Sie sie? Die werden Ihnen helfen, in der Abteilung Fünfzigerjahre etwas zu finden – ich glaube, wir haben dort mehrere kurze Karokleider und auch einige schulterfreie.«
»Die wird in einer Million Jahre nicht aussehen wie Brigitte Bardot«, meinte Lilly stirnrunzelnd.
»Nein, aber wenn es ihren Mann glücklich macht.«
»Klingt ziemlich antifeministisch. Jennifer sagt, eine Frau sollte sich in erster Linie für sich selbst schön machen und dann erst für andere.«
»Jennifer Blessing, die große Philosophin«, meinte Frankie lachend, verstummte aber, weil sie plötzlich unter einem herübergereichten Stapel Achtzigerjahre-Spezialitäten begraben wurde: drei Powersuits, drei Jerseykleider mit Fledermausärmeln und ein Hemdkleid in Margaret-Thatcher-Blau, begleitet von einer hektisch hin und her gewedelten Kreditkarte.
Zwei Stunden später, der Laden war noch immer voll, tauchten ein Reporter und ein Fotograf vom Winterbrook Advertiser auf. Sie ließen Frankie vor jeder Abteilung posieren, umgeben von strahlenden Kundinnen mit Kleidern und Tüten und Federboas, dann draußen im frostigen Nebel vor den hübschen, glitzernden Weihnachtsschaufenstern, und zu Lillys großer Erheiterung musste sie sich zuletzt noch, eine Francesca’s Fabulous Frocks -Tragetasche verschämt in der Hand, dekorativ an die Theke lehnen.
»Wetten, die drucken alles falsch«, sagte Frankie, als die Schreiberlinge wieder abzogen. »Du weißt schon, ›Fiona Merryweather, siebenundfünfzig …‹«
»Ja, immer verdrehen sie die Namen irgendwie. Und warum sind die so versessen auf Altersangaben?«, antwortete Lilly stirnrunzelnd, während sie sorgfältig einen Prinzessin-Diana-Glitzerfummel verpackte. »Und immer suchen sie das allerscheußlichste Foto aus. Eines, auf dem man aussieht wie eine fette Ladendiebin vor Gericht.«
»Na vielen Dank, jetzt freue ich mich ja schon ganz doll auf die nächste Ausgabe des Advertiser «, meinte Frankie glucksend. »Trotzdem ist das Ganze wahrscheinlich eine gute Reklame.«
»Nicht, wenn man dich für eine fette Ladendiebin hält.«
»Stimmt«, kicherte Frankie. »Oh mein Gott … es kommen noch mehr Kunden herein … und meine Füße bringen mich um.«
»Ich glaube, meine sind vor Ewigkeiten schon abgefallen.« Lilly sah auf ihre hochhackigen Stiefel hinab. »Meine Zehen habe ich seit halb zehn nicht mehr gespürt. Wir hätten Pantoffeln anziehen sollen. Hallo, kann ich Ihnen helfen?«
Zur Mittagszeit kam es Frankie vor, als gehörte ihr Francesca’s Fabulous Frocks schon immer. Es lief alles wie am Schnürchen. Das dunkle, kalte, neblige Wetter schien niemanden abgehalten zu haben, alle Kunden, die in Kingston Dapple ihre samstäglichen Weihnachtseinkäufe tätigten, waren scharenweise hereingekommen, um sich umzusehen, und mindestens die Hälfte von ihnen hatte etwas gekauft.
Sie war gerade dabei, die Preise für ein Minikleid aus den Sechzigern, ein Boho-Maxikleid aus den Siebzigern sowie ein rückenfreies Cocktailkleid der Achtziger zu addieren, als ihr plötzlich auffiel, dass viele ihrer weiblichen Kundinnen aufgehört hatten, die Kleiderständer zu durchstöbern, und zur Tür starrten.
»Dexter-Alarm«, gluckste Lilly. »Sämtliche Frauen im Laden haben sich in Erdmännchen verwandelt. Er muss irgendwas absondern – wie heißt das noch gleich?«
»Pheromone?«, mutmaßte Frankie.
»Ja – ich glaub schon. Wie auch immer, der Effekt ist wirklich verblüffend, oder?«
Frankie lächelte. So war es.
»Ich weiß, du hast gemeint, du möchtest kein Essen«, sagte Dexter vergnügt durch mehrere Schals hindurch, »zumindest nicht für die Kunden, damit die Kleider nicht schmutzig werden, aber ich dachte mir, du und deine Freundinnen, ihr habt inzwischen bestimmt Hunger, und darum habe ich eine kleine Stärkung aus dem Greasy Spoon mitgebracht.«
»Schinkenbrötchen!« Frankie lief das Wasser im Mund zusammen, als der köstliche Duft über die Theke wehte. »In Mengen! Oh, ich bin am Verhungern. Du bist ein Schatz. Vielen, vielen Dank.«
»Es ist so kalt draußen, dass ich meine schon längst aufgegessen habe, wenn ihr euch also für zehn Minuten oder so in die Küche zurückziehen wollt, halte ich hier die Stellung.«
»Bist du sicher?« Frankie sah ihn fragend an. »Ich meine, es geht
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