Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
noch, dann geht sie aus. »Raus hier, damit ich aufräumen kann. Und geh unter die Dusche. Du stinkst nach Bulle und nach all den Weibern, die du seit heute Morgen gevögelt hast.«
Ich verlasse die Küche. Manu ist in ihr Zimmer gegangen, das Gästebad war wohl zu nah an unserem Streit. Sie muss etwas gehört haben, denn sie sieht mich verstört an und schiebt ihre Legosteine herum. Ich hasse mich, hasse Francesca, hasse unsere Ehe. Ich hasse alles und alle außer Manu.
Ich würde sie gerne drücken, so fest ich kann, doch das würde sie nur erschrecken. So sehe ich nur zu, wie sie ihren Kran baut. Seit wir mit Manu im Aquarium waren, ist sie in Kräne vernarrt. Kein Wort über die Fische.
Samstag
Ich schaue auf die Uhr: sieben. Alles ist still. Ich versuche ganz leise zu sein. Aufstehen, duschen, anziehen.
Manu hat samstags keine Schule, und Francesca geht nur ins Büro, wenn etwas Besonderes ansteht. Heute ist kein solcher Tag. Wenn dieser Fall aber eintritt, dann lädt sie meine Mutter für den Abend vorher ein, damit sie bei uns übernachtet, und sie schläft dann in meinem, vielmehr in unserem Bett anstatt im Gästezimmer.
Ich öffne die Tür und vor mir steht die stets auf der Lauer liegende Nachbarin: »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie aufhalte …«
»Kein Problem.« Ich trete zur Seite, um sie hereinzulassen.
»Ach, wissen Sie, ich weiß gar nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, aber das hier ist vor ein paar Tagen angekommen, mein Sohn, Sie wissen schon, der, der studiert, hat es entgegengenommen. Dann hat er es irgendwo hingelegt und vergessen. Er hat immer so viel im Kopf.«
Ich kenne ihren Sohn. Wie in seiner Schulzeit kommt er auch jetzt noch zu meiner Frau, wenn er Probleme in Physik oder Mathematik hat, und verschlingt sie mit Blicken. Während ich das denke, habe ich plötzlich ein Päckchen in der Hand. So groß wie zwei übereinandergelegte Zigarettenschachteln.
»Mein Sohn hat gesagt, dass auf der Verpackung sein Name stand, deshalb hat er es aufgemacht, und drinnen war dann das hier mit Ihrem Namen: Antonio Mariani.«
»Haben Sie die ursprüngliche Verpackung noch?«
»Das habe ich ihn auch gefragt, aber er hat gesagt, dass er sie nach dem Öffnen weggeworfen hat - er hat ja nicht gedacht, dass es wichtig sein könnte.« In der Tat ist ihr Sohn keine Leuchte, vermutlich wendet er seine ganze Energie für das Glotzen auf.
»Ist er zu Hause?«
»Er ist mit seinen Freunden unterwegs an die Küste zu einer Party. Er hatte gestern eine Prüfung.«
»Wissen Sie, wann genau er das Päckchen bekommen hat?«
»An dem Tag, an dem ich beim Zahnarzt war, hat er gesagt. Also Montag.«
Und heute ist Samstag. Samstagmorgen.
Vielleicht hat sie meinen Gesichtsausdruck gesehen, denn sie fügt ein wenig gereizt hinzu: »Es hat unter einem Stapel Bücher gelegen. Er hat es erst gefunden, als er ihn weggeräumt hat.« Hätte der Junge also keine Prüfung gehabt, läge das Päckchen immer noch dort, vergessen unter den Büchern.
»Danke«, sage ich ein wenig gezwungen.
»Nichts für ungut.« Auch ihre Antwort ist nicht besonders freundlich. Als wir uns gegenseitig einen schönen Tag wünschen, klingt es teilnahmslos.
Braunes Packpapier, das gibt es an jeder Ecke zu kaufen. Ein aufgeklebtes Etikett mit meinem Vor- und Nachnamen aus Klebebuchstaben. Auch die bekommt man überall.
»Was ist los?«
Ich drehe mich um: Da steht Francesca in einem sehr kurzen Nachthemd und barfuß. Zerwühltes Haar und vom Schlaf verquollene Augen.
»Der Sohn der Nachbarn …« »Paolo?« »Ja, Paolo - jemand hat ihm ein Päckchen geschickt und drin war das hier für mich.«
»Was ist es?«
»Das weiß ich erst, wenn ich es aufmache.«
»Dann mach es auf.«
»Ich will aber die Spuren nicht vernichten. Es lag schon zu lange unter einem Bücherstapel.«
Sie reibt sich die Augen, die dadurch noch röter werden: »Ich will aber jetzt wissen, was drin ist.«
»Sobald ich es aufgemacht habe, werde ich es wissen.«
»Ich will wissen, was da drin ist.« Sie lehnt mit dem Rücken am Rahmen der Schlafzimmertür. Unter dem Nachthemdchen sind ihre langen, braungebrannten Beine zu sehen (sie spielt auch im Winter Tennis). Ich wende meinen Blick ab, das ist nicht der richtige Augenblick, seltsame Vorstellungen in sich aufkommen zu lassen, die obendrein nicht realisierbar sind. Aber ich sehe aus den Augenwinkeln, wie sie sich umdreht und ins Schlafzimmer zurückgeht. »Sag mir dann Bescheid. Sag mir bitte Bescheid, Anto.«
Ich
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