Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Blüte?«
»Was für eine Blüte ist es denn?«
Ich komme mir wie ein Idiot vor, weil ich das nicht geklärt habe.
»Nicht alle Blumen sind gleich, Antonio. Jetzt mache ich Schluss, Manu wartet mit den Legos auf mich.« Ende des Gesprächs. Meine Frau ist der Typ »kein Wort zu viel und kein Wort zu wenig«.
Meine Frau: In enger Umarmung mit einem Mann. Ein Kollege, mit dem sie etwas gemeinsam hat. Doch wir haben Manu gemeinsam. Aber wie lange wird unsere Tochter noch dafür sorgen, dass Francesca bei mir bleibt, auch wenn diese Ehe nur noch Fiktion ist?
Ich sollte vielleicht versuchen, sie zurückzuerobern. Noch nie, nicht einmal am Anfang, habe ich ihr den Hof machen müssen. Vielleicht ist jetzt der richtige Augenblick dafür. Ihr Blumen schicken.
»Nicht alle Blumen sind gleich.« Ich sollte herausfinden, um welche Sorte es sich handelt. Hat die Blüte eine Bedeutung, eine erkennbare Bedeutung?
»Anselmi, weißt du, was das für eine Blüte war?«
»Welche Blüte?« Er stockt, dann spricht er weiter. »Die, die nicht in Ravazzis Bericht stand?«
»Genau.« Ist für Anselmi der unvollständige Bericht wichtiger als die ermordete Frau? Vielleicht. »Jemand soll herausfinden, was das für eine Sorte ist. Schon was Neues von Ravazzi?«
»Nichts. Soll ich eine Nachricht schicken?«
Ich zucke die Schultern und blicke auf die nackte Wand vor mir, meine Gedanken beginnen, den Rissen zu folgen … Ein Teil von mir registriert, dass Anselmi leise hinausgeht, der andere ist schon bei der Arbeit.
Zunächst einmal die zeitliche Abfolge:
1. Das Päckchen trifft am Montag bei Paolo ein, also wurde es mindestens drei oder vier Tage vorher abgeschickt.
2. Nur durch Zufall wurde es mir erst heute, am Samstag, ausgehändigt.
3. Gina Gualtieri wurde am Mittwoch ermordet und am Donnerstag gefunden.
4. Am Donnerstag kommt das Buch bei mir zu Hause an, aber ich bekomme es erst am Freitag.
Dann die gesicherten Fakten:
1. Gina Gualtieri wurde ermordet, indem man sie mit einer Plastiktüte erstickt hat. Die Fingerkuppe wurde erst nach Eintritt des Todes abgetrennt.
2. Die Analysen der Spurensicherung ergeben, dass das Stück Fleisch, das mit der Post kam, der abgetrennte Finger ist.
Francescas Vermutungen:
1. Der Mörder verfolgt einen Plan: der Gummifinger und die abgetrennte Fingerkuppe, Corso Torino und der Gianduiotto.
Meine Fragen:
1. Die Blüte?
2. Die Perücke?
»Commissario?« Ich lasse meine Augen von den Rissen in der Wand zu Anselmi schweifen. »Die Gerichtsmedizin«, sagt er und wedelt triumphierend mit einem Bündel Blätter.
Bei der Lektüre eines Berichtes von Torrazzi hat man immer das Gefühl, besoffen zu sein, doch zumindest ist aus diesem zu ersehen, dass sich der erste Eindruck bestätigt hat. Tod durch Ersticken, dann das Abtrennen der Fingerkuppe. Auf den ersten Blick keine Anzeichen von Sexualverkehr. Spuren eines starken Schmerzmittels und in einer Gesäßbacke der Einstich einer Spritze.
Ich denke an den Abdruck auf dem Bett. Sie könnte sich hingelegt haben, und eine andere Person hat ihr die Injektion verpasst. Wenn sie unter dem Einfluss von starken Medikamenten stand, war es natürlich nicht schwierig, ihr eine Plastiktüte über den Kopf zu ziehen.
Doch wie hat der Mörder es nur angestellt, dass sie sich nicht gewehrt hat?
Keiner lässt sich gerne eine Spritze verpassen. Ich lese noch einmal genau, nein, keine Anzeichen von Drogenmissbrauch. Und außerdem muss man den Fixer erst noch finden, der sich in den Hintern spritzt.
Ich suche mir die Telefonnummer der Schwester heraus. Nach drei- oder viermaligem Klingeln nimmt sie ab: »Pronto.«
»Hier spricht Commissario Mariani.«
»Was wollen Sie?«, fragt sie mit gesenkter Stimme.
»Hat sich Ihre Schwester irgendeiner Behandlung unterzogen?«
»Behandlung? Was für eine Behandlung? Sie war nicht krank.«
»Spritzen.«
»Nein. Manchmal hat sie davon gesprochen, dass sie gerne eine Aufbaukur machen würde, doch sie wollte nicht, dass jemand in ihre Wohnung kommt. Außerdem hatte sie Probleme mit der Halswirbelsäule, deswegen konnte sie oft nicht schlafen oder bekam manchmal sogar eine Blockade. Sie hat es mit Tabletten versucht, aber das hat nicht geholfen, davon sie hat nur Magenbeschwerden bekommen. Sie wollte aber auch keine Fremden in ihrer Wohnung.«
Ich danke ihr, lege auf und denke, dass, wenn ich richtig liege, die Gualtieri zu Recht keine Fremden in der Wohnung haben wollte.
Ich habe Frauen wie sie kennen gelernt,
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