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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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oft rutschen sie einfach nur so rein, dann machen sie weiter, weil sie nicht das Leben ihrer Mutter oder ihrer Schwester leben wollen. Ich mache einen Laden auf: Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Sie können es schaffen, sofern sie dann nicht an einen Zuhälter geraten oder ihnen etwas anderes zustößt. Zunächst dem Kreislauf entronnen, werden sie wieder rückfällig, sobald das Geschäft schlechter zu gehen beginnt - Steuern, Rezession, Gewohnheit. Nein, ich bin kein Moralist, doch ich weiß, dass es schwieriger ist, aus der Scheiße herauszukommen als hineinzugeraten, und dann kennt man eben nur noch bestimmte Leute. Wie bei den Junkies.
    Nando.
    Ich habe noch nichts von Nando Bonacelli gehört. Die Nummer habe ich mir ja aufgeschrieben, nehme also das Telefon. Die Schmetterlingsfrau nimmt beim ersten Läuten ab, sie ist außer Atem. Ich frage nach ihrem Enkel. »Er ist gestern Abend erst spät nach Hause gekommen und vor ungefähr einer Stunde wieder gegangen. Er hat gesagt, dass er zur Questura will. Als das Telefon geklingelt hat, habe ich gehofft, dass er dran ist.«
    Eine Stunde vom Corso Torino zur Via Diaz - ein bisschen lang. Ob er versucht hat, eine Dosis aufzutreiben, um sich Mut zu machen?
    »Wann hat er mit den Drogen aufgehört?«
    »Vor zwei Jahren.«
    Zwei Jahre sind lang, vielleicht aber nicht lange genug.
    »Er hat nicht wieder angefangen, das weiß ich«, sagt sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Oder vielleicht war es ein Gebet. »Behandeln Sie meinen Jungen bloß gut.«
    »Ja, natürlich.« Ich verabschiede mich.
    Seit Jahren schon mache ich diesen Job und sollte daran gewöhnt sein. Leichen von Ermordeten habe ich schon reichlich und in großer Vielfalt gesehen, viel Blut und etliche Perversionen. Ich habe ein dickes Fell bekommen. Doch das Wissen, dass bei jedem Mord so viele Menschen leiden müssen, macht mir immer noch viel aus. Wie eine Kettenreaktion. So viele Unschuldige. Oder das Wort Unschuld hat seine ursprüngliche Bedeutung verloren, und wir sind alle in einer düsteren Vorhölle gefangen.
    »Commissario!«
    Ich fahre hoch. Es ist Anselmi.
    »Ravazzi ist am Telefon.«
    Kaum habe ich den Hörer ans Ohr genommen, geht die Salve schon los: »Commissario, als ich daheim angekommen bin, haben sie mir gesagt, dass Sie mit mir sprechen wollten, und ich habe sofort zurückgerufen, Commissario, gibt es denn ein Problem? Wissen Sie, bevor ich zu meiner Mutter gefahren bin, bin ich noch im Nachbardorf gewesen, da wohnt nämlich meine Freundin, Sie müssen wissen, meine Familie weiß nichts davon, es ist was Ernsthaftes, aber sie wollen sie nicht, weil sie schon zwei Jahre lang offiziell mit einem aus ihrem Dorf verlobt gewesen ist, und da habe ich die Gelegenheit genutzt, um sie zu besuchen. Ich bin weggefahren, weil Sie mir Urlaub …« Die Leitung ist gestört, ein Brummen und Pfeifen, das Stakkato Ravazzis gepaart mit den anderen Hintergrundgeräuschen hört sich an wie die Geräuschkulisse bei der Landung in der Normandie.
    »Kein Problem, Ravazzi«, unterbreche ich ihn, »ich brauchte ein paar genauere Angaben zum Fall Gualtieri. Erinnern Sie sich daran?«
    »Ja, ich erinnere mich, Commissario. Die rote Perücke und die Schwester. Glauben Sie, die hat geweint? Nein, stumm wie ein Fisch war die, nichts hab ich aus ihr herausbekommen, gar nichts. Nur Nachname, Vorname, Adresse.«
    Ravazzi spricht, wie er schreibt: wie ein Wasserfall. Ihn mit einer Frage zu unterbrechen, ist, wie den Corso Italia bei Sturzregen zu überqueren. »Haben Sie außer der roten Perücke noch etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Was verstehen Sie unter ungewöhnlich, Commissario? Ungewöhnlich sind zwei so verschiedene Schwestern.«
    Er hat Recht, jeder findet etwas anderes ungewöhnlich. Es hat keinen Zweck, lange um den heißen Brei herumzureden.
    »Auf den Fotos habe ich gesehen, dass die Tote eine weiße Blüte in der Hand gehalten hat.«
    »Wenn ich das in den Bericht geschrieben hätte, wäre er zu lang geworden. Wissen Sie, ich versuche, mich an die Anweisungen zu halten, und Sie haben mir gesagt, dass ich mich kurz fassen und nicht vom Thema abkommen soll …«
    »Haben Sie noch etwas Anderes ausgelassen?«
    »Ich verstehe nicht, Commissario.«
    Will er nicht verstehen, oder liegt es an der Verbindung? »Gibt es noch irgendwelche Details, die Sie nicht in den Bericht geschrieben haben?«
    Brummen und Pfeifen, bevor Ravazzi wieder zu hören ist: »Der Wattebausch, Commissario.«
    Jetzt, wo

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