Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
er präzise sein soll, ist er plötzlich kurz angebunden. »Welcher Wattebausch?«
»Der Wattebausch, den sie auf der rechten Pobacke hatte, die Unterhose hat ihn gehalten, aber als wir sie angehoben haben, ist er dann runtergefallen. Ich habe geglaubt, dass das nicht wichtig ist, dass sie sich, bevor sie gestorben ist, nur eine Spritze gegeben hat, und das nicht einmal besonders gut.«
»Was ist mit dem Wattebausch passiert?«
»In eine Tüte gesteckt, beschriftet und der Spurensicherung übergeben, ganz nach Vorschrift.« Er schweigt einen Moment. »Commissario, ich habe diese Sachen nicht in den Bericht geschrieben, aber ich habe sie Commissario Leandri, der sich um den Fall kümmert, berichtet. Wissen Sie, zur Beruhigung.«
Leandri, faul und schlampig wie immer. »Gewiss. Jetzt hören Sie mir gut zu, Ravazzi. Sie schreiben die Ergänzungen zum Bericht auf und schicken mir das Ganze per Fax. Und wenn Ihnen noch etwas anderes einfällt, dann schreiben Sie auch das auf, verstanden?«
»Ja, Commissario.«
Ich wünsche ihm noch einen schönen Aufenthalt in seinem Heimatdorf und seiner Mutter gute Besserung. Dann überdenke ich das Gehörte noch einmal, nehme Torrazzis Befund zur Hand: rechte Gesäßbacke, das stimmt mit dem Wattebausch überein.
Wer sich selbst eine Spritze gibt, setzt sie sich in die rechte Gesäßbacke. Doch der Abdruck des Körpers auf dem Bett und die zurückgeschobene Tagesdecke … Ich habe mir selbst schon Injektionen geben müssen, doch das habe ich immer im Stehen getan und bin dafür ins Badezimmer gegangen.
Ich nehme nochmals das Telefon zur Hand. »Signora Pongiu?«
»Ja, am Apparat, wer spricht da?«
»Commissario Mariani.«
»Was ist denn noch? Ich habe doch schon alles gesagt, was ich weiß.«
»Hat Ihre Schwester die rechte Hand benutzt?« Ich kann ihr Zögern durchs Telefon hören und werde deutlicher, indem ich die Frage anders stelle: »War sie Linkshänderin?«
»Woher wissen Sie das? Sie hat sich so dafür geschämt! Ist das denn wichtig?«
»Ich glaube schon. Vielen Dank, Signora.«
Ich lege auf.
Sie hat sich die Injektion nicht selbst gespritzt. Ob die Bonacellis wissen, dass jemand vorbeigekommen ist, um ihr die Spritze zu geben? Keine Ahnung, vielleicht eine Krankenschwester oder jemand aus der Nachbarschaft. Doch wenn ich noch einmal bei Signora Bonacelli anrufe, kriegt sie einen Herzanfall … Ich muss es aber wissen.
Also: »Entschuldigen Sie, Signora, ich bin’s schon wieder, Commissario Mariani. Nein, Ihr Enkel war noch nicht hier. Nein, machen Sie sich keine Sorgen, das ist zu früh. Sie werden sehen, es klärt sich alles.« Dann endlich scheint sie sich so weit beruhigt zu haben, dass sie meine Frage versteht: »Wenn Gina Gualtieri sich von jemandem Spritzen geben ließ, ich weiß nicht … von einer Krankenschwester oder von jemandem, der das konnte, das gibt es ja, dass jemand das einmal gelernt hat …«
»Sie hat mich vor einiger Zeit gefragt, ob ich so jemanden kenne. Sie hatte große Angst vor Spritzen und wollte jemanden mit viel Erfahrung, aber auch jemanden, der, wie soll ich sagen, diskret ist. Wenn wir so was brauchen, habe ich zu ihr gesagt, dann holen wir die Nonnen. Nicht, dass sie nicht gläubig wäre, hat sie geantwortet, aber sie war als Kind bei den Nonnen in der Schule und hatte schlechte Erinnerungen daran. Dann hat sie mir nichts mehr erzählt. Bestimmt hat sie jemanden gefunden, aber ich könnte nicht sagen, wen.«
Ich danke ihr nochmals und beruhige sie wegen ihres Enkels.
Keine Ahnung, wen ich fragen soll. Die Pongiu hat gesagt, dass sie von dem Vorhaben ihrer Schwester, eine Kur zu machen, wusste, aber nichts davon, dass sie das schon in Angriff genommen hatte.
Ein Blick auf die Uhr: Es ist fast eins, ich könnte vielleicht nach Hause fahren und einen Happen essen. Ich nehme meine Kopie der Akte und stecke sie in die Tasche, für den Fall, dass mir etwas einfällt, wenn ich im Stau stecke. Das kommt manchmal vor.
»Anselmi?« Er sieht von den Papieren auf, die er gerade liest. »Falls jemand etwas von mir will, ich bin zu Hause zu erreichen. Ich komme nach dem Essen wieder.«
»Und wenn der junge Bonacelli kommt?«
»Dann rufen Sie mich an, und ich mache mich sofort auf den Weg.« Es glaubt sowieso niemand mehr daran, dass er noch kommt. Er wird sich irgendwo verkrochen haben und sich irgendwas reinpfeifen.
Es ist weniger Verkehr als sonst, und ich bin schon nach einer knappen Viertelstunde zu Hause. Wir wohnen in einer
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