Blumen Für Sein Grab
heißt, mein armer Alex sei ermordet worden? Kannst du dir das vorstellen? Er hatte nicht einen einzigen Feind auf der ganzen Welt! Jeder hat nur das Beste von ihm gedacht! In meinem Kopf herrscht ein einziges Durcheinander! Ich kann mich einfach nicht mit diesem schrecklichen Gedanken befassen!«
Die tränenerstickte Stimme wurde immer schriller, hielt zögerlich stammelnd inne und fuhr nach einer kurzen Pause fester fort:
»Ich bin gerade eben erst nach Lynstone zurückgekehrt. Ich war bei Freunden in London. Sie waren so gut zu mir und haben mir die Presse vom Hals gehalten. Aber ich konnte ihnen nicht noch länger zur Last fallen, und jetzt bin ich hier – ganz allein, und es ist einfach schrecklich! Überall sehe ich Alex, und ständig klingeln irgendwelche Zeitungsleute an meiner Tür! Erst gestern kam eine Frau den ganzen Weg aus London, um mich zu interviewen! Sie spazierte einfach zu meiner Haustür und hat geklingelt, kannst du dir das vorstellen?«
Meredith fand ein paar angemessen mitfühlende Worte als Erwiderung.
»Selbstverständlich habe ich diese Frau weggeschickt, aber sie hat mit einem Fotografen vor dem Grundstück gelauert, bis der Gärtner sie schließlich davongejagt hat! Ich werde noch verrückt, wenn ich alleine hier bleiben muss! Du musst für eine Weile zu mir kommen, Merry! Du musst mir Gesellschaft leisten und mir helfen, die Presseleute auf Abstand zu halten. Ich kann das nicht alleine! Du hast überhaupt keine Vorstellung, wie schrecklich das alles ist!« Meredith unternahm einen letzten Versuch, aus der Sache herauszukommen, trotz Mr. Fosters eindringlicher Worte.
»Was ist mit deiner Familie?«
»Ich habe niemanden. Na ja, eine Schwester, aber sie ist ein hoffnungsloser Fall, besessen von ihren Kindern, und sie leben oben in der schottischen Wildnis. Die einzigen anderen Verwandten, die ich noch habe, sind zwei grimmige alte Tanten, und sie haben Alex nie gemocht, weil er ein Ausländer war. Ich habe ihnen wieder und immer wieder gesagt, er sei Brite. Ich habe ihnen sogar seinen Pass unter die Nase gehalten. Aber sie haben nur den Kopf abgewandt! Jede Wette, dass sie mich enterbt haben, diese alten Besen!« Rachels Stimme sank aus schrillen, verärgerten Tonlagen zu einem leisen Flehen herab.
»Du bist eine meiner ältesten Freundinnen, Merry! Du kannst mich nicht einfach im Stich lassen!« Das war wirklich stark. Mit sechzehn hatten sie sich das letzte Mal gesehen und erst letzte Woche wiedergetroffen. Doch Rachel schien sich bereits davon überzeugt zu haben, dass sie früher Busenfreundinnen gewesen waren.
»Du musst kommen!«, wiederholte sie, herrischer diesmal, wieder ganz sie selbst. Der flehende Tonfall hatte nicht wirklich ehrlich geklungen.
»Also schön, Rachel«, lenkte Meredith mit einem Seufzer ein. Also schön, Mr. Foster, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Ich erledige noch das Notwendigste und komme so schnell nach Lynstone, wie ich kann.«
»Sehr gut, Merry! Ich wusste, du würdest mich nicht im Stich lassen!« Rachels Stimme klang so erleichtert, dass Meredith Gewissensbisse bekam.
»Ich hoffe nur, ich kann dir helfen.«
»Das wirst du. Schon deine Anwesenheit ist Hilfe genug! Die einzige Gesellschaft, die ich hier habe, sind diese verdammten Vögel!« Sie legte auf. Vögel? Was für Vögel? Vielleicht hatte sich Meredith auch verhört. Jedenfalls gab es eine Menge anderer Dinge, die ihr gegenwärtig im Kopf umhergingen. Beispielsweise, wie sie Alan die Neuigkeiten beibringen sollte. Während sie noch überlegte, rief sie bei Mr. Foster an und berichtete ihm von der neuesten Entwicklung. Wenigstens er schien erfreut zu sein. Hätte Meredith sich nicht so unbehaglich gefühlt, als sie am folgenden Abend Alan im Bunch of Grapes in Bamford auf einen Drink traf, wäre ihr vielleicht aufgefallen, dass auch er sichtlich nervös wirkte.
»Rachel hat mich angerufen«, berichtete sie und nippte an ihrem halben Pint Cidre, während sie sich zum sicher hundertsten Mal fragte, wie sie ihm beibringen sollte, dass sie die Absicht hatte, seine Exfrau zu besuchen.
»Ich weiß«, erwiderte er.
»Sie hat mich gleich danach angerufen.«
»Oh. Ich verstehe.« Sie hatte nicht daran gedacht, dass Rachel es für sie tun könnte, doch es ergab Sinn. Wenn Rachel bei ihr anrief, dann würde sie auch Alan anrufen. Sie wünschte, sie hätte gewusst, was Alan empfunden hatte, als er die Stimme seiner früheren Frau am Telefon gehört hatte, doch darüber schwieg er sich
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