Blumen Für Sein Grab
aus.
»Ich höre, du fährst nach Lynstone, um ein paar Tage bei ihr zu bleiben?« Seine Stimme klang tonlos.
»Ja. Tut mir Leid, aber mir fiel keine Ausrede ein.« Sie überlegte kurz, ob sie ihm von Foster erzählen sollte, doch dann entschied sie sich dagegen. Je weniger Alan in die Geschichte hineingezogen wurde, desto besser.
»Sie ist völlig aufgelöst. Fast hysterisch, genau genommen. Wenn ich sie richtig verstanden habe, wird sie von der Presse belagert. Hawkins hat vorausgesagt, dass sich die Journalisten auf sie stürzen würden. Es war wirklich ein schlimmer Schock für sie. Ich werde am Freitag zu ihr fahren und vielleicht bis Dienstag oder Mittwoch kommender Woche bleiben. Ich kann mir denken, dass dir das nicht besonders gefällt.«
»Was soll ich sagen, außer, dass du Rachel einige Jahre länger kennst als ich?« Markby grinste schief.
»Außerdem, sie hat mich am Sonntag zum Mittagessen eingeladen, während du zu Besuch bist. Rachel hat sich noch nie von etwas abhalten lassen, nur weil es anderen Leuten peinlich sein könnte.« Meredith starrte ihn an. Sie wusste, dass ihr der Schreck darüber in großen, deutlichen Buchstaben auf die Stirn geschrieben stand und konnte doch nichts dagegen tun.
»Also wirst du ebenfalls zu ihr fahren? Du hast ihre Einladung angenommen?« Er bewegte sein Glas so über die Tischfläche, dass es eine nasse, runde Spur hinterließ.
»Es ist schwer, Rachel etwas zu verweigern, wie du selbst herausgefunden hast. Außerdem hat sie einen schlimmen Schlag hinnehmen müssen, und ich vermute, sie hat sonst wirklich niemanden, an den sie sich wenden könnte …«
»Ich verstehe.« Merediths Stimme klang sehr leise und sehr kalt. Markby sah auf und schob eine blonde Locke zurück, die ihm in die Stirn gefallen war. Er blickte zugleich gereizt und elend drein.
»Hör mal, mir gefällt das genauso wenig wie dir! Ich will nicht zu ihr, und du willst nicht zu ihr! Mein Unbehagen ist wahrscheinlich noch größer als deins, weil meine Beziehung zu Rachel etwas ist, von dem ich geglaubt habe, es sei vergangen und vergessen! Aber wie ich schon sagte, wenn Rachel ein Problem hat, wird jeder in ihrer Umgebung mit hineingezogen!«
»Verdammter Constantine!«, stieß Meredith unvermittelt hervor.
»Gott sei seiner Seele gnädig und alles, aber wenn er sich schon ermorden lassen muss, warum kann es dann nicht in Lynstone sein? Dann wäre es eine Sache der einheimischen Polizei gewesen!«
»Ja«, sagte Markby und nahm sein Glas hoch.
»Ich könnte mir vorstellen, dass irgendjemand genau das vermeiden wollte.« Mit offener Besorgnis blickte Markby sie über den Rand des Glases hinweg an.
»Halt bitte die Augen offen, Meredith, während du in Lynstone bist. Ich habe so ein ungutes Gefühl, als würde irgendwo dort der Mörder herumlaufen.« Hatte Mr. Foster vielleicht auch über diese Möglichkeit nachgedacht?
KAPITEL 6
»Was machst du da, Nevil?« Mrs. James stand in der Küchentür und starrte ihren Sohn an, der in einer Schublade des Schranks kramte. Er drehte sich zu ihr um und hielt etwas hoch, das aussah wie eine winzige Zange.
»Ich hab Rachel gesagt, ich würde nach Malefis kommen und ein paar Krallen stutzen.« Bevor seine Mutter etwas darauf erwidern konnte, fuhr er hastig fort:
»Nein, sag es nicht, Ma! Nicht jetzt. Nicht, nachdem Rachel so etwas Schreckliches widerfahren ist! Sie ist in einem entsetzlichen Zustand. Wir alle sollten tun, was in unserer Macht steht, um ihr über diesen Schicksalsschlag hinwegzuhelfen!«
»Ein paar Krallen zu schneiden sollte ihre Fähigkeiten nicht übersteigen!«, sagte Mrs. James mit spröder Stimme.
»Das lenkt sie ab. Gar nicht verkehrt, wenn sie etwas zu tun hat. Das ist nämlich ihr Problem, dass sie überhaupt nicht weiß, was sie mit sich anfangen soll!«
»Sei fair, Ma! Es war Alex’ Aufgabe, und du kannst nicht erwarten …« Er brach ab und fügte dann störrisch hinzu:
»Du kannst nicht erwarten, dass sie über Nacht lernt, ohne ihn zurechtzukommen.«
»Und warum nicht?« Mrs. James wollte den Streit nicht fortsetzen, doch es gelang ihr nicht, den Mund zu halten.
»Ich musste es schließlich auch, als dein Vater auf und davon gegangen ist!«
»Alex hat sie nicht verlassen, er ist tot!« Nevil schob die Zange in die Tasche.
»Fang nicht wieder damit an, Ma, bitte! Ich hab das alles schon so oft gehört, dass es mir vorkommt wie ein alter Film, der immer wieder von vorn anfängt! Das Einzige, was fehlt, ist
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