Blumen Für Sein Grab
anderes für Nevil finden könnte!«, murmelte Mrs. James.
»Jemand Intelligentes, mit Charakter und dazu attraktiv. Aber so jemanden haben wir nicht in Lynstone.« Später am Tag folgte Meredith dem Wegweiser, auf dem
»Lynstone. Einspurige Fahrbahn. Vorsicht!« stand, und bog in eine schmale Landstraße ein. Die Straße stieg sanft an und bot zu beiden Seiten einen hübschen Ausblick auf eine geschwungene Hügellandschaft, die sich in wenigen Monaten in ein Meer blauer Flachsblüten verwandeln würde, doch im Augenblick war alles von monotonem stumpfen Grün überzogen. Oben angekommen, führte die Straße wieder hinab in ein schmales Tal, das von Gras bewachsenen Hängen umschlossen wurde, bis Meredith unterhalb der Felder war und den Eindruck gewann, durch einen Hohlweg zu fahren. Danach stieg der Weg wieder an, doch steiler diesmal und von Bäumen gesäumt, die kaum Licht durchließen. Meredith fuhr weiter in Richtung Hügelkamm, zuversichtlich, dass es nicht mehr weit sein konnte bis zur nächsten Ortschaft. Es gab Hinweise darauf, dass die Gegend bewohnt war. Schmale Einfahrten, die in größeren Abständen zwischen Bäumen und hohen Hecken abzweigten und zu großen, einsam liegenden Häusern führten. Meredith passierte ein Schild mit der Aufschrift
»Lynstone Kennels and Cattery«, Zwinger und Katzenpension. Das Schild war in ungelenker Schrift handgemalt, und eine Zeichnung zeigte einen Hund und eine Katze. Die Katze sah vielleicht noch halbwegs nach einer Katze aus, doch der Hund erinnerte an ein zu groß geratenes Nagetier mit einem langen Hundeschwanz. Danach kam ein weiteres Schild, auf dem in unregelmäßigen Großbuchstaben zu lesen stand:
»BITTE LANGSAM FAHREN. SCHLECHT EINSEHBARE ABZWEIGUNG. LYNSTONE HOUSE HOTEL.« Wie nicht anders zu erwarten, passierte sie eine weite Kurve und bemerkte hinter einer Reihe von Bäumen ein düsteres Herrenhaus. Danach folgten weitere Auffahrten, die zu weiteren ähnlich großen Häusern führten, und schließlich der Hügelkamm selbst. Meredith überquerte die Anhöhe und fand sich plötzlich hinter Lynstone wieder. Die Straße führte steil nach unten in offenes, freies Farmland. Irgendwie war sie am Dorf vorbeigefahren. In der Einfahrt zu einem Feld wendete Meredith den Wagen und fuhr die gleiche Strecke wieder zurück. Auf der einen Seite nach Lynstone hinein, auf der anderen wieder heraus. Aber wo lag das Dorf? Es war, als suchte sie nach dem legendären Brigadoon. Nur nach dem Phantom eines Dorfes. Es existierte überhaupt nicht. Es war nichts weiter als ein Name auf einer Landkarte. Lynstone besaß keine Kirche und kein Pub, es sei denn, man zählte das Lynstone House Hotel dazu. Es gab keine Cottages, keinen heruntergekommenen Dorfladen, keine Schule. Keine Bushaltestelle, keine gepflasterten Bürgersteige, keine flatternden Banner, die einen Flohmarkt ankündigten. Es gab absolut nicht das Geringste, was darauf hingewiesen hätte, dass der Ort Lynstone ein Zentrum hatte. Er erstreckte sich einfach über zahlreiche Fahrwege und Auffahrten, eine Art Schlupfloch für Reiche, die gerne auf dem Land leben und ungestört ihre Privatsphäre genießen wollten. Der einzige Hinweis, dass hier auch irgendjemand arbeitete, war die Existenz der Tierpension. Nirgends war eine Menschenseele zu sehen. Meredith hätte sich vielleicht einfacher zurechtgefunden, wenn Rachel ihr eine Wegbeschreibung gegeben hätte.
»Du kannst es überhaupt nicht verfehlen!«, war alles, was Rachel gesagt hatte, als Meredith zurückgerufen und ihren Besuch angekündigt hatte. Wie es nun aussah, blieb ihr nichts anderes übrig, als erneut zu wenden und zum Lynstone House Hotel zu fahren, um dort um Auskunft zu bitten. Sie stieg aus dem Wagen, warf die Tür zu und ließ den Blick über die stille Fassade des Hotels gleiten. Es sah aus wie die Residenz eines viktorianischen Gentlemans, die harte Zeiten durchmachte. Meredith drückte auf den Klingelknopf neben der äußeren Eingangstür zur Lobby, und dann, als nichts geschah, öffnete sie die Tür und trat ein, durchquerte die Lobby und die eigentliche Tür, um das Haus selbst zu betreten. Sie fand sich in einer gefliesten Halle wieder. Sie war leer, und es war totenstill. Eine breite Treppe führte nach oben in unsichtbare Regionen. An den Wänden hingen Drucke von Jagdszenen, und aus Glasvitrinen starrte sie eine Auswahl mottenzerfressener ausgestopfter Vögel an. Sie war nicht wirklich überrascht, als sie ein weiteres handgemaltes Schild
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