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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Kerr
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911!«
    Dieses Miststück besaß doch tatsächlich die Frechheit, einfach aufzulegen. Ich wollte es beim Tierschutz versuchen, aber die Notrufsäule wählte bloß die 911 an. Nicht weit entfernt auf einer Düne befand sich ein Einkaufszentrum. Auf dem dazugehörigen Parkplatz brach ich einen Unterflurhydranten auf, füllte Wasser in einen meiner Mokassins und kehrte zum Auto zurück. Als ich mich zum Reh hinunterbeugte, um ihm zu trinken zu geben, tauchte ein junger, rothaariger Mann in khakifarbener Uniform hinter der Reklametafel auf und richtete seine Waffe auf meine Brust. Instinktiv, und weil ich viele Folgen von
Cops
angeschaut hatte, hob ich die Arme über den Kopf.
    Â»Hände hoch!«, brüllte der Rotschopf.
    Â»Das mache ich doch bereits!«
    Der Typ verstaute die Waffe wieder im Halfter. Da bemerkte ich Zoë im Inneren eines funkelnden Fords, die Hände in Handschellen.
    Â»Tut mir leid, wenn ich Ihnen Angst eingejagt habe«, sagte der Mann. »Heute ist mein erster Arbeitstag und diesen Satz wollte ich immer schon mal sagen. Da ging Ihnen aber ganz schön die Muffe, was?«
    Â»Ein bisschen schon«, gab ich zu.
    Er fragte, was ich mit einem gefesselten Hirsch am Straßenrand machen würde. Ich antwortete, es handele sich um ein Reh, und dass ich ihm bloß helfen wolle, da es verletzt sei. Derweil versuchte Zoë, sich von den Handschellen zu befreien, während sie Officer Fitzpatrick Beleidigungen an den Kopf warf – sein Name stand auf dem vergoldeten Stern, der sein Hemd schmückte.
    Â»Ihre Freundin ist ja gemeingefährlich«, sagte er zu mir. »Schauen Sie sich das mal an!«
    Er krempelte den Ärmel hoch. Eine Bisswunde, die mehr an die Fangzähne eines Raubtiers denn an ein menschliches Gebiss denken ließ, hatte sich tief in sein Fleisch gegraben, das mit lockigen roten Härchen überzogen war. Ich fragte ihn, ob er gegen Tollwut geimpft sei, was ihn zum Lachen brachte. Dann wischte er sich ein unsichtbares Staubkorn von der Schulter und zog von dannen. Ich spürte, wie es mir den Boden unter den Füßen wegzog, als er seinen goldfarbenen Ford startete und der Wagen in einer Staubwolke verschwand, und Zoë mit ihm. Ich kehrte zum Reh zurück – es hatte das Wasser im Schuh komplett ausgetrunken.
    Â»Und was machen wir jetzt?«, fragte ich es.
    Das Reh gab ein leises Brummen von sich und leckte mir die Hände. Während ich ihm den Bauch streichelte und damit rechnete, dass die brennende Sonne oder eine starke Blutung es dahinraffen würde, hielt ein Pickup neben uns.
    Â»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte der Fahrer und kurbelte dabei das Fenster herunter.
    Â»Mehr als Sie sich vorstellen können!«
    Er stieg aus dem Wagen und bewegte sich mit dem Gang eines städtischen Cowboys auf das Reh zu.
    Â»Ich bin Tierarzt«, verkündete er, während er seine Fliegerbrille abnahm. »Ist das Ihr Reh?«
    Â»Könnte man so sagen.«
    Er begann, das Tier abzutasten.
    Â»Ein Lauf ist wahrscheinlich gebrochen. Ich wohne nicht weit von hier. Ich könnte mich um das Tier kümmern, wenn Sie wollen. Ich habe heute meinen freien Tag.«
    Ich nahm das Angebot an. Mein ramponierter Cadillac folgte dem Pick-up auf einen jener Hügel für Reiche, wie sie bloß die Westküste hervorbringen kann. Ich fragte den Tierarzt, wo wir uns befänden. »In Santa Barbara«, antwortete er wie selbstverständlich. Bei ihm angekommen, gingen wir einen langen Flur entlang, dessen Wände mit nackten Frauen bebildert waren. Ich half ihm, das Reh auf den Wohnzimmertisch zu bugsieren. Aus einer Küchenschublade zog er ein Stethoskop.
    Â»Ich werde es einige Zeit zur Beobachtung dabehalten müssen. Morgen mache ich Röntgenaufnahmen; Sie bekommen es wahrscheinlich im Laufe der Woche zurück. In der Zwischenzeit werden wir ihm etwas zur Beruhigung geben.« Er pikste das Reh in das Hinterteil. »Ich heiße übrigens Renato. Wie lange haben Sie vor zu bleiben?«
    Â»Das weiß ich noch nicht, meine Freundin ist gerade verhaftet worden. Im Augenblick ist sie vermutlich im Gefängnis.«
    Â»Das ist ja furchtbar!« Er hielt kurz inne. »Haben Sie Hunger? Ich habe Kaninchen zubereitet. Hätten Sie Lust? Ich habe es heute Morgen über den Haufen geschossen, bevor ich zur Arbeit bin, es schlief aufrecht in der Nähe des Briefkastens.«
    Â»Ich dachte, Sie wären

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