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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Kerr
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dabei eine Kopfbewegung in Richtung Charlie Chaplin. Ich klemmte mir den Kater unter den Arm und machte mich erneut auf die Suche nach Brennholz. Bei meiner Rückkehr saß Zoë zitternd im Sand, und ich verfolgte andächtig, wie das Wasser von ihrer Schulter tropfte, um sich seinen Weg zwischen ihren aufgestellten Härchen zu bahnen. Ich dachte eigentlich, widerstehen zu können, aber dann musste ich sie doch wieder fest an mich drücken; die Natur war wie immer stärker. Da Zoë nichts sagte, erlaubte ich mir, sie noch fester an mich zu pressen, während ich die köstliche Frische ihrer Brüste an meinem Bauch spürte, bis schließlich …
    Â»Verdammt noch mal, du erdrückst mich!«
    Â»Entschuldige, Schatz. Ich liebe dich.«
    Schweigen.
    Â»Warum antwortest du nicht, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe?«
    Sie packte den Grog aus; das passierte häufig, wenn ich sie nach ihren Gefühlen für mich fragte. Sie fand immer irgendetwas, um die Frage und die Antwort zu umgehen – in der Regel war Schnaps ihre Antwort auf alles, sowohl in traurigen als auch in glücklichen Momenten. Sie trank, wenn sie hungrige Waisenkinder im Fernsehen sah, wenn Charlie Chaplin auf ihrem Schoß schnurrte, sie trank nach dem Sex, vor dem Sex, und es war sogar schon vorgekommen, dass sie auch dabei trank.
    Â»Ich mag ganz viel an dir«, antwortete sie schließlich.
    Â»Und was genau magst du an mir?«
    Â»Dein Muttermal auf dem Rücken, das eine, das so aussieht wie ein Cheeseburger. Ich kenne sonst niemanden, der so etwas hat.« Sie unternahm einen halbherzigen Versuch, mit dem Kleid den Sand abzuwischen und zog sich dann in der Dunkelheit an; auf ihrer feuchten Haut spiegelte sich der Schein des Feuers. »Laufen wir ein bisschen? Ich würde gern Muscheln sammeln.«
    Sie ging voraus, um mir den Weg zu zeigen, obwohl sie wusste, dass ich ihr folgen würde, dass ich nicht sagen würde: »Lass uns lieber in die andere Richtung gehen.« Sie wusste ganz genau, dass ich ihr immer folgte. Sie anzuschauen tat mir in diesem Moment ziemlich weh, denn ihre Schönheit war gleichzeitig auch der Ursprung meiner männlichen Ängste und Schreckgespenster – oder anders gesagt: meiner Eifersucht. Dass ich standhielt, verdankte ich allein dem Schnaps: Einzig eine Flasche Jim Beam von sieben Uhr abends an ließ mich die folgenden Stunden überstehen, wenn Zoë sich mal wieder in ihre Salsa-Discos zum Tanzen aufmachte, umgeben von all diesen gut gekämmten, frisch rasierten und wohlriechenden jungen Kubanern. Renato hilft mir, so gut es geht, und lädt mich manchmal ein, mit ihm Catchen im Fernsehen anzuschauen oder irgendeine andere überflüssige Sportart, aber er betrachtet das alles von außen – außerdem steht er auf Nutten und nicht auf Gefühle. Zoë kehrte meist gegen fünf Uhr morgens heim, aber in Vollmondnächten, die sie »elektrisierten«, so sagte sie jedenfalls, konnte es auch schon einmal vorkommen, dass sie erst um sieben Uhr aufkreuzte. Je nachdem, wie viel Promille ich im Blut hatte, konnte ich sie mir mal besser und mal schlechter mit den Hüften wackelnd vor einem Puerto-Ricaner vorstellen. Danach dämmerte ich vor mich hin und schaute mir dabei Talkshowwiederholungen an, die irgendwelchen B-Promis gewidmet waren, jenen Beatniks, auf die die Moderatoren schmalzige Lobreden anstimmten und die mich mit Wehmut an jene Zeit denken ließen, in der Kim Novak in Grauschattierungen auf dem Fernsehschirm meiner Eltern umherstolziert war. Wenn Zoë endlich den Schlüssel ins Schloss steckte, ging ich mit ihr nach oben ins Schlafzimmer, ihrem Fliederduft dicht auf den Fersen – nach dem stundenlangen Tanzen hatte ihre Frisur etwas Wildes, Künstlerisches. Sie war dann so müde, dass sie Schwierigkeiten hatte, auch nur das Kleid auszuziehen; ich half ihr dabei, und trotz meiner psychomotorischen Störungen konnte mein Schwanz dem Lockruf des Himmels nicht widerstehen, als ihr Slip auf ihren Knöcheln landete. Ich wartete, bis Zoë eingeschlafen war, und rief dann Hawthorne an – es war halb sieben. Ich telefonierte immer häufiger mit meinem alten Psychiater. Mit der Zeit hatte sich unser Verhältnis in Richtung einer bezahlten Freundschaft entwickelt. Manchmal kam es sogar vor, dass er sich mir anvertraute, insbesondere im Hinblick auf seine Gattin, die ihn regelmäßig wegen seiner

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