Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
Vom Netzwerk:
Und präziser konnte diese Geschichte gar nicht enden. Er tat, als wolle er aufstehen.
    Von hier gehen Sie nicht fort, hauchte Kigl mit immer noch stupidem Blick.
    Seien Sie nicht kindisch, sagte der Herr aus Wien.
    Ruhigere Umstände werden wir nicht finden, um unsere Angelegenheiten zu besprechen, flüsterte Kigl. Für einen Moment hob sich seine Schulter.
    Nun, vielleicht ist das tatsächlich notwendig, der Herr aus Wien duckte sich, allein, der andere war schneller. Kigl packteihn von vorne an der Kehle, etwas krachte im Genick, dem Herrn aus Wien wurde schwindelig. Kigl war sehr stark. Wie war es möglich, dass er stärker war als er selbst?! Das hätte er wissen müssen! Er war enttäuscht, sogar Schuldgefühle hatte er, seine Beine erschlafften, er hatte keine Gewalt mehr über seinen Körper. Doch in der Hand hielt er das Messer, er nahm den Rest seiner Kraft zusammen und stach es von unten in Kigls Arm. Das Eisen traf auf den Knochen, Kigl heulte auf, doch der Druck seiner Hand wurde nicht schwächer. Er kippte zur Seite, mit einem lauten Knall zerbrach die Weinflasche. Der Redakteur fand das Gleichgewicht wieder, sich bäuchlings auf den Tisch legend schob er den Herrn aus Wien von sich, und der stürzte rücklings samt seinem Stuhl zu Boden und verlor für einen Moment die Besinnung. Kigl kniete neben ihn nieder, der Herr aus Wien röchelte.
    Bitte lächeln Sie, keuchte ihm Kigl ins Gesicht.
    Der Herr aus Wien verstand, dass es aus war mit ihm.
    Wo hatte er es vermasselt? Wo lag sein Fehler? Hätte er nicht herkommen dürfen?! Hatte er Kigl falsch eingeschätzt? Hol’s der Henker, dieser Schmierenkomödiant hatte ihn die ganze Zeit an der Nase herumgeführt! Nicht Gott, unsere Irrtümer bestrafen uns. Nicht Gott, wir selbst sind unsere Richter. Kigl, diese Elendsgestalt, nicht einmal jetzt versteht er, dass er nur ein Instrument ist. Du bist ein Werkzeug, Kigl!
    Der Herr aus Wien erbrach Blut. Wie ungerecht war, was geschah! Er lag staunend im Sterben, während ihn die in sein Gesicht hechelnde Fratze tief beleidigte. Wo war denn, wo war bitte der Glaube an die Allmächtigkeit des Stils?!
    Dein Name ist Karl!, röchelte Kigl. Du bist Karl, der kleine Freiheitskämpfer! Karl! Karl! Tu mir noch einen kleinen Gefallen, Karl!
    Der Druck verringerte sich, als Kigl über die Schulter nach hinten blickte. Neben dem Tisch beobachtete sie ein junger Mann, er sah aus wie Kigl, es war der junge Kigl, mit glattem Gesicht, rasiert, geschoren, verschönt.
    Lächle, lächle doch, wie nach einem schönen Vortrag, Karl!
    Er hätte Besseres verdient als dieses rohe Antlitz, dachte der Herr aus Wien zuletzt, und wie ein besonderes, schönes Geschenk der verfliegenden, scheidenden Welt erschien die Frau in seinem sich trübenden Bewusstsein, Frau Schön verabschiedete ihn aus dem Leben. Sie zeigte ihm den roten Fleck auf ihrer Hand, der zu wachsen begann, und mit einem glücklichen Seufzer ließ der Herr aus Wien es zu, von ihm verschlungen zu werden.
    Im Morgengrauen sah ein Marktweib den Reisenden als erste, später erzählte sie die Erscheinung in mehreren Versionen, in der einen winkte ihr der Herr, in der zweiten lüftete er seinen Zylinder, und in der dritten bat er sie, sich neben ihn auf den Bock zu setzen. Das Marktweib hielt sich im südlichen Teil der Dreifaltigkeitsstraße auf, der Geisterwagen holperte von der Unteren Stadt her Richtung Innenstadt, die Pferde trabten bereitwillig auf dem bekannten Weg. Ein Bürger mit Zylinder, ein eleganter Herr saß auf dem Bock und lächelte, als würde ihn wer kitzeln. Noch Minuten später schlug die Frau das Kreuz. Die Pferde trappelten über den Hauptplatz und liefen, wie sie es gewohnt waren, die Burgmauer entlang. Auch die Wache sah den seltsamen Reisenden, die Soldaten trauten ihren Augen nicht, einer winkte zaghaft und wünschte gute Reise. Die Pferde trabten längs der Ostseite des Platzes, wandten sich nach links, klapperten durch die Schwarzer-Adler-Straße, gelangten in die Schlangengasse, um dann nach weiteren Schwenks auf die Budaer Straße einzubiegen. Ein streunender Hund irritierte die Tiere, sie machten kehrt. Der Morgen war da, auf dem Markt erörterte das murrende Volk, dass ein Österreicher zum Hohn in der Stadt herumfahre.
    Mehr als einer konnte bezeugen, dass er sie höhnisch angrinste!
    Er hatte eine Blume im Mund!
    Eine Blume, eine Blume!
    Man sollte ihn mit Äpfeln und Eiern bewerfen!
    Mit faulen Kürbissen, flüsterte ein Bursche.
    Als der Wagen

Weitere Kostenlose Bücher