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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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geleckt und ihren Nabel umknabbert! Ich habe die Armenierin Drugocska und die Mutter des griechischen Tabakhändlers aufs Kreuz gelegt, die alte Malva, in deren Runzeln es von Käfern wimmelte und deren zappelige Zunge ich wegen ihres Schnurrbarts einen Tag lang nicht finden konnte! Ich habe die zaudernde Julianna Dudás hergenommen, die mich mit so vielen Flüchen überhäufte, wie Stöße ihren Schoß trafen! Ich habe die verträumte Klara Pelsőczy und ihre Mutter, die bittere Margit erwärmt, die flachbrüstige Panni Csepregi, Zita Bierbauer und die Hutmacherin Frei, die eine so gewaltige Scham hatte, dass ich in ihr verlorenging. Ich habe das schreckliche Fleisch von Frau Léni erklommen und Berta, die Puddingköchin, die süß war und gluckste, wenn ich sie traf, und auch dem jüdischen Geschwisterpaar Marja und Esther habe ich Feuer im Schoß gemacht, wie auch …
    Du hast wohl nur Geschichten bestiegen oder vielleicht auch Erde, du Angeber?, fragte Herr Blatt gelangweilt.
    Wie viele Sprösslinge von mir laufen in den Gässchen von Niš und auf dem Markt von Subotica herum, wisst ihr das?
    Leben sie oder redet man nur von ihnen, Grasmusikant!, sagte Wurzelmama, die seine uferlose Schwadronade zu ärgern begann.
    Meine Bälger sind sowohl am Leben als auch tot, und gesprochen wird auch über sie!
    Schon gut, Nero Koszta, beruhigte Herr Blatt den Erhitzten, reg dich nicht so auf, sonst platzt dir eine Ader im Kopf, und dann kannst du nicht nur nicht mehr bimsen, sondern auch das Pinkeln wird dir Probleme machen. Schließlich geht es nur um eine Heirat. Eine Heirat ist nicht das Weltende!
    Du erschreckst deine Braut, du Rindvieh!, fügte Herr Wurm hinzu.
    Und in der Tat, die Frau zitterte bereits am ganzen Körper und starrte Nero Koszta an, als hätte der Teufel höchstpersönlich vor ihr geprahlt. Sie warf den Kopf hin und her, Speichel floss ihr aufs Kinn, sie winselte. Wurzelmama drückte ihren Arm und tätschelte sie im Gesicht, worauf sie sich langsam beruhigte.
    Gut, erzähle, wie deine Tortur begonnen hat!, ermutigte ihn Wurzelmama.
    Nero Koszta schnaubte auf wie ein Pferd. Sein Blick umwölkte sich, er steckte den Daumen ins Knopfloch seiner Pelzjacke.
    Meine Tortur hat niemals begonnen, weil sie immer nur weitergegangen ist, habe ich euch das nicht schon ein paarmal ins Ohr gebrüllt?! Ich war ein kleines Kind, blond und taufrisch, Diener für alles am Hof des heldenhaften Fürsten Lázár, wo Rosenknospen und Sonnenblumenköpfe dreimal so groß waren wie in den heutigen kümmerlichen Zeiten. Wenn mein Herr vom Spazierengehen, vom Kämpfen oder vom bis in den Morgen dauernden Tanzvergnügen ermüdet war, massierte ich ihm die Fußsohlen. Fürst Lázár hatte so große Sohlen, dass man noch zusätzliches Leder brauchte, als er den Kampfelefanten eines Stambuler Agas fing und man ihm aus dem Ohr des Tiers Sandalen nähen wollte. Nur dass ihr es wisst, auch Fürst Lázár konnte ausgezeichnet lieben! Wenn er zu Königin Marica ging, weil er den Krampf gekriegt hatte und sich nicht gedulden konnte oder auch nicht wollte, schmierte ich, das Mädchen für alles, ihm das Glied mit Öl und wildem Honig ein und die Beugen seines Körpers mit Feigenmarmelade. Ich zählte für ihn die schlauen griechischen Wolken und die spionierenden türkischen Tautropfen, und wenn er es wünschte, sammelte ich die grauen Haare der hingerichteten Türken ein und stopfte ein Kissen damit aus, auf dem Fürst Lázár wie ein Toter schlief und erst dann aufwachen konnte, wenn ich ihm die Klinge eines eisgekühlten Messers auf den Adamsapfel legte. Wollt ihr noch mehr hören?
    Wir wollen, aber wir können nicht, antwortete Herr Blatt.
    Die Zeit ist abgelaufen, kicherte Herr Wurm, dann machte auch er ein strenges Gesicht.
    Ihr wollt nicht hören, wie Kosovo Polje verlorengegangen ist?!
    Später einmal, Nero, morgen, im nächsten Jahr, in einem anderen Jahrhundert!, sagte Wurzelmama.
    Nero Koszta nickte widerwillig, dann trat er mit einem tiefen Seufzer zu der kleinen Frau. Sogleich fühlte er sich besser. Er umarmte sie und führte sie, wie es sich gehörte und an das strudelnde Vergehen der Zeit erinnerte, langsam zum Tanz.
    Am Nachmittag donnerte und blitzte es in Szeged lange, Hitze würgte die Stadt, es begann ein wenig zu regnen, einzelne dicke Tropfen fielen, dann brach ein solcher Wolkenbruch los, dass ein im Freien gelassenes Pferd vom Hagel erschlagen wurde.
    Nero und die kleine Schauspielerin tanzten noch immer, tanzten und

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