Blumenfresser
Er hielt Herrn Wurm seinen fleischigen Finger unter die Nase.
Und die Rumänen, die Türken und die Zigeuner mit ihren Lumpenärschen, hm?!
Natürlich, Nero, sie sind allesamt verrückt, sagte Herr Blatt, und die Ungarn nicht weniger! Verrückt sind auch die Slowaken, die Deutschen und die Juden.
Das ist Blödsinn!, zankte Nero Koszta, die Zigeuner sind nicht verrückt, denn sie lügen und stehlen.
Doch sie stehlen umsonst, denn was sie anderen nehmen, vergeuden sie sogleich, warf Wurzelmama ein.
Und was sie lügen, wird letztlich wahr, Herr Blatt zuckte mit den Schultern.
Na, und die Serben stehlen nicht?, kicherte Herr Wurm.
Sie stehlen nur zurück, widersprach der Grasmusikant erbost.
Genug von dem Geschwätz, beendete Wurzelmama die Diskussion, sie packte die neben ihr wartende Frau am Arm und zog sie weiter.
Deine Braut steht vor dir, Nero Koszta, stell dich vor!
Die kleine Frau, die, während die anderen stritten, ständig ihre Lippen bewegt hatte, hob den Kopf. Es wäre besser gewesen, ihr nicht in die Augen zu sehen, dennoch musterte Nero Koszta sie genüsslich und anmaßend. Sogar von allen Seiten. Dann neigte er sich vor, behauchte ihre Stirn, die trotzigen Haarbüschel, den schmutzigen Nacken, zog die Finger ihr Rückgrat entlang. Er tätschelte ihr das Gesicht, auch ihre Brust befühlte er. Sie bleckte ihre schartigen Zähne, ihre Hand schnellte vor. Der Grasmusikant geriet nicht in Verlegenheit. Er zog den Grashalm hervor und nahm ihn zwischen die Lippen.
Da musizierte er auch schon, summte leise, vergiftend, wundervoll. Als wäre es das letzte Mal!
Ich heiße Nero Koszta und habe deshalb einen so schönen Namen, weil ich ständig bestohlen werde. Doch Himmelherrgottsakra, nicht nur die Juden, Ungarn und Deutschen bestehlen mich, sondern auch die Serben! Mein eigenes Volk hat mich bestohlen, meine eigenen Landsleute haben mich übers Ohr gehauen! Lass mich deinen Hintern ansehen! Mach den Mund auf, gut! Hör mal her, Weib, wer verkündet, dass der Serbe den Serben nicht bestiehlt, ist verlogen wie ein Regenbogen. Ein Räuberbraten wird nicht von selbst gar, merk dir das!
Nero Koszta machte eine Pause, die Frau kicherte verlegen. Zufrieden redete er weiter.
Aus meinem Namen wurde zuerst die Freude, dann das Glück und zuletzt das Geld herausgestohlen!
Und der Tod, wieherte Herr Wurm.
Ah ja, auch den haben sie herausgestohlen, die Heilige Jungfrau von Niš möge die Hände des Diebes segnen, trällerte Nero Koszta, dann hob er die Stimme.
Doch die Liebe haben sie mir nicht gestohlen!
Wenn das für dich Liebe ist, dein Ding in das Loch von jedem hohlen Baum hineinzustecken!, spottete Herr Wurm, doch Wurzelmamas schwere Hand legte sich auf seinen Rücken, und der unangenehme Kerl verstummte.
Dir ist viel gestohlen worden, wie uns allen, sagte Wurzelmama, unser Leben, unser Tod, unsere Wiege und unser Grab. Auch was wehtut, ist uns gestohlen worden. Doch es gibt schon etwas, was weder Serben noch Ungarn oder Zigeuner haben stehlen können.
Sing uns, Nero, was es ist, das niemand dir stehlen kann.
Ich kann musizieren, nickte der Grasmusikant ernst. Ich musiziere euch mit Klettenblättern, Rosenblüten, Fliedertrauben, Dahlien, Wolfsmilch, Schneeglöckchen, Rosenstacheln, Robinientrauben und mit Gras, Gras, Gras! Ich spiele dir mit reifendem Mohn eine Symphonie, meine Teure, dass sich dein Rückgrat zu biegen beginnt, ein Schauer dich überläuft und du die Beine spreizt und gegen den Himmel stemmst.
Nero Koszta hatte sich in Feuer geredet.
Ich kann mächtig gut vögeln, du Modderweib! Ich bringe das Gras zum Klingen, rassle mit Disteln, Halmen und Brennnesseln, und dabei rammle ich, dass das Licht der Sterne verblasst! Nicht die Milchstraße fließt über das Nachtgewölbe, sondern mein Samen!
Ich hänge die Sonne an einen Haken, wenn ich will!
Ich habe es schon mit so vielen Weibern getrieben, dass ich sie nicht mehr zählen kann! Mit hundert jungen Mädchen und tausend reifen Frauen kann sich mein fürchterliches Fleisch rühmen. Ich habe Frau Zöld, Julia Veres, Lujzika Ruppert bestiegen, auch ihr Schwesterchen, die hundert Kilo schwere Marianna Ruppert, die man mit Pferden zum Friseur bringen musste. Ichhabe alle drei Töchter des Woiwoden Carasan aufgespießt, sogar die Bucklige, die von Essigbrei lebte und auf dem Dachboden bei den Tauben schlief, trotzdem war sie, die kleine Bucklige, die Beste, aus ihren Augen habe ich die Tränen getrunken, aus ihren Mundwinkeln den Schaum
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