Blumenfresser
dieses Dämmerlicht, diese kaum sichtbaren Streifen vor seinem Gesicht, dieser Schlammgeruch, dieser metallene Geschmack im Mund, dieser Fischgestank?!
Er hörte Stimmen, Berger redete, nein, hier ist nichts Besonderes passiert.
Sieh mal an, jedenfalls ist die Erde blutig!, knurrte jemand, vielleicht ein Polizist, den es an den Schauplatz der Auseinandersetzung verschlagen hatte. Und der Bursche dort, er sieht wirklich seltsam aus, hat er sich gestoßen?!
Ich habe ihm ja gesagt, dass der Sack zu schwer ist, aber er hat darauf bestanden, dass er ihn tragen kann, flötete Berger.
Mein Fehler, gnädiger Herr, verzeihen Sie mir, ließ sich eine kindliche Stimme vernehmen.
Der Sack hat dir den Arm gebrochen, die Nase eingeschlagen und die Augenbrauen abgerissen?, erkundigte sich der Polizist.
Ein Fisch hat ihn verletzt, sagte Berger.
Vielleicht ein Hai?, auch die Stimme des Polizisten klang freundlich. Herr Berger, haben wir neuerdings Haie in unserer Theiß? Meine zur See fahrenden Freunde erzählen, dass diese Bestien mit ihrem riesigen Maul einen Menschen mitten entzwei beißen können.
Es war ein hiesiger Fisch, ein echtes Untier, wir haben unseren Augen nicht getraut. Wir hatten schwer mit ihm zu kämpfen, erklärte Berger. Wir wissen noch nicht, was für einer es ist, jedenfalls ein seltenes Exemplar.
Könnte ich ihn mir vielleicht mal ansehen, Herr Berger?!
Hebt das Boot, befahl der Schiffsbesitzer, scharfes Licht fiel Peter ins Gesicht. Ein dicker, rotbäckiger Mann sah ihn freundlich an, dann spuckte er auf ihn.
In der Tat ein stattliches Vieh, meine Hochachtung, Herr Berger!
So eine Bestie richtet Verheerendes an, wenn sie nicht gebändigt wird, antwortete Berger, wir werden uns um sie kümmern, Herr Polizist.
Sie ließen den Kahn wieder hinab, Peter wurde erneut vonDunkelheit umhüllt, draußen zischten Kommandos. Etwas kratzte an der Bootswand. Peter hörte eine Stimme, er ahnte, dass der Kerl sprach, der ihn gestochen hatte.
Und jetzt warten wir, bis du krepierst.
Und dann werfen wir dich dem Wasser zum Fraß vor, Monstrum.
Peter verlor die Besinnung. Als er zu sich kam, lag er auf dem Grund einer dunklen Stille. Nur die Theißnacht verfügt über diese von kleinen Geräuschen erfüllte Stummheit, in der die Strömung des Flusses einer aus irgendwelchen Tiefen aufsteigenden Musik gleicht. Er zitterte, sein Körper glühte, doch er war ruhig. Er spürte, dass er nicht allein war. Und das tat gut, sehr gut. Sie kamen ihn holen, ließen ihn nicht einfach so zugrunde gehen! Er versuchte zu reden, doch nur das im Mund angesammelte Blut blubberte zwischen den Lippen hervor. Der Kahn hob sich, er spürte die Kühle der Luft. Jemand streichelte ihm das Gesicht. Seine Gedanken begannen dahinzueilen, sie strudelten, wie der Herbstwind das Laub herumwirbelt, Bild folgte auf Bild, Gesichter und Körper blitzten auf, Bewegungen entwuchsen der Phantasie.
Ich komme zurück zu dir, flüsterte die warme Frauenstimme, ich komme zurück, mein Sohn.
Gleich darauf blinzelte Klara aus dem Gesicht der Mutter.
Rede lieber darüber, was du mir weggenommen hast! Du hast mich bestohlen, ausgeplündert! Du Mörder!
Zsófia, du weißt ja genau, dass ich nicht schlecht bin, ich kann nur meine Kraft nicht in Zaum halten! Wie konntest du glauben, dass ich den Jungen umbringe?! Wie hätte ich mich mit dem Blut eines Schattens besudeln können?!
Klara, ich sterbe, vielleicht bin ich schon gestorben. Klara, Klara, wer wird dir Likör bringen, wer wird dich hochheben, wenn du die letzten Kirschen vom Ast reißen willst?
Wer bist denn du, schwarzer Robinienast?
Ich bin Somnakaj, Dienstmädchen im Haus der Familie Schön und noch mehr als das!
Was bist du denn sonst noch, kleines Küken?!
Wo waren jetzt wohl die anderen, Salamon, Kigl und Pietro? Warum halfen sie ihm nicht?! Warum ließen sie zu, dass er hier starb?! Wenn es doch nur nicht so dunkel wäre!
Klara, Klara, sieh mich an, damit es hier ein bisschen heller wird!
Zsófia, teure Zsófia, umarme mich!
Während er am Boot herumkratzte, riss er sich an einer Ritze den Nagel ein. Der Schmerz vertrieb die Schatten. Plötzlich wurde es eiskalt. Es stank nach Fisch, nach Schlamm, der Duft der Theiß nahm ihm den Atem. Er wurde wieder ohnmächtig. Als jemand ihn schüttelte, schreckte er auf. Er hörte seine eigene Stimme, er war es, der redete, er, Peter Schön.
Bist du es, Tod?!
Du bist also da, Tod?!
Da haspelte jemand in der Zigeunersprache, Devel, so viel
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