Blumenfresser
gern, ob Sie gegen anständige Bezahlung bereit wären, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Der Schiffsbesitzer zog die Brauen zusammen. Wer bist du, dass du es wagst, mir Fragen zu stellen?! Ich besitze dreizehn Schiffe, sagte er bedächtig.
Peters Blick schweifte zu den Schwarzpappeln am anderen Ufer hinüber, dann zu den Wassermühlen der Oberen Stadt, die sich am sogenannten Gelben Ufer aneinanderreihten. Docher konnte nur ahnen, wo sie sich befanden, denn von hier aus waren sie nur als Flecken zu sehen. Am Flussabschnitt unter der Burg lag ein Frachtschiff, am belebten Ufer wurde entladen, zwei der Schiffe gehörten sicher Berger. Ein magerer Bursche balancierte über einen Balken, ein dicker Sack lastete auf seinen Schultern. Weiter oben, auf dem Damm, stand ein Fuhrwerk, der Kutscher schrie etwas, Teer wurde geliefert. Nicht weit entfernt stand ein weißhaariger Mann, ein Beil pendelte gemächlich in seiner Hand. Peter wusste, dass Bergers Leute alles im Blick hatten. Er war allein, war allein gekommen, er hatte es so gewollt. Er hatte keine Angst und überlegte nicht. Er seufzte, als plagte ihn ein Kummer.
Ich würde gern wissen, wie viele Beleidigungen das Wasser, Peter deutete mit dem Kinn auf die Theiß, noch ertragen kann. Sie reden oft hässlich daher, sind aber ein kluger Mensch. Jedenfalls haben Sie zwölf Schiffe – zwölf, und nicht dreizehn.
Berger starrte ihn mit ausdruckslosem Blick an, du belehrst mich?, fragte er leise.
Ich habe ein Geschäft angeboten, erwiderte Peter.
Ein Geschäft?! Du?! Mir?!
Berger machte ein enttäuschtes Gesicht. Wie viel Unannehmlichkeiten es dauernd gab, die Steuer hatte das Schiffsgeschäft im Würgegriff, die Finanzbeamten wussten selbst am Schaukeln der Kähne etwas auszusetzen, der Wind war so unberechenbar wie das Wasser, bald drohte es zu verschwinden, bald spielte es Ozean. Und zu allem Überdruss wurde man auch noch von solchen Nichtsnutzen molestiert!
Er schüttelte den Kopf und pfiff.
Sogleich stürzten ein Dutzend Burschen hinter reparaturbedürftigen Kähnen und aufgetürmten Säcken hervor. Geübt fielen sie über Peter her, und obgleich er mit dem Angriff gerechnet hatte, war er doch über seine Heftigkeit überrascht. Die ersten beiden schlug er mit der Faust, das Jochbein krachte, der dritte umklammerte ihn von hinten und verbiss sich in seinen Nacken. Peter kippte rückwärts um wie ein Mehlsack. Dem Kerlunter ihm entfuhr ein Stöhnen, es klang wie das Platzen einer Papiertüte. Jemand brüllte. Im Liegen trat Peter eine keulenschwingende Gestalt ins Gesicht. Er nahm wahr, dass Berger sich nicht rührte, sondern das andere Ufer absuchte, er beschattete seine Augen und blies Pfeifenrauch in die Luft. Die Angreifer waren stumm, man hörte nur Ächzen und Seufzen. Er sprang auf, es gelang ihm, einen Arm zu erwischen und zu verdrehen, bis es knirschte. Er versuchte noch, auszuweichen, doch es war schon zu spät, die graue Wolke fiel auf ihn. Mit einem Netz hatte er nicht gerechnet. Er stieß einen fetten Kerl von sich, verwickelte sich aber in dem mit Eisengewichten gespickten Maschenwerk. Seine Bewegungen wurden unsicher, jemand stieß ihn mit dem Ruder in die Seite, ein Beil musste seine Hand getroffen haben. Von dem Schlag ertaubte seine Schulter. Etwas zischte an seiner Stirn vorbei. Er schnellte nach vorn, es gelang ihm, die beiden Kerle mit sich zu reißen und zu Boden zu werfen, er drückte ihnen die Gurgel zu, dem einen stieß er mit dem Kopf ins Gesicht. Er spürte den Stich, doch es tat nicht weh, etwas Kaltes vibrierte in seinem Körper, ein Haken schien in seiner Seite festzuhängen und dann aus dem Fleisch zu reißen. Er wurde schwach, nach Luft ringend versuchte er sich aufzurappeln, griff blind um sich. Er lag am Boden. Neben ihm kniete ein Mann, ein schmales Gesicht betrachtete ihn mit Genuss. Das Netz spannte sich über Peters Gesicht, so dass es ihm die Unterlippe entzweischnitt. Der Mann riss das Messer aus ihm heraus, Peter sah, dass er über die blutige Klinge leckte.
Jetzt hab ich dich!, flüsterte er und hinkte davon.
Peter hustete, er fror sehr. Das Gesicht des Mannes mit dem Messer kam ihm bekannt vor.
Warum war es auf einmal so kalt, woher blies der eisige Wind?
Er begriff, dass er sterben würde, und das war gar kein so schlechtes Gefühl. Er hörte sein eigenes Keuchen, er hörte Rufe, Finger tasteten über ihm herum, dann wurde es dunkel, und tiefe Stille trat ein.
War er gerade gestorben?!
War das der Tod −
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