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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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verstand er, dann wurde er lachend auf Ungarisch gefragt, meinst du, Kumpel, der Tod ist ein Zigeuner?! Ein gewaltiger Hund scharrte röchelnd an dem Boot. Der Kahn ist blutig, murmelten sie, jemand betastete ihn, dich haben sie ja schön zugerichtet! Aufgeregte Worte, Hände, die sich um ihn herum zu schaffen machten, Finger an seinem Mund, in seinem Gesicht. Sie hoben ihn hoch, jemand stöhnte, schwer, wie schwer! Pass auf, lass ihn nicht fallen, er rutscht zur Seite, hörte er noch, bevor er abermals die Besinnung verlor.
    Tagelang war er ohne Bewusstsein, doch Doktor Schütz, den die Zigeuner alarmiert hatten, zeigte sich unbesorgt, geradezu übermütig sah er ihn an, als würde er sagen, du bist wirklich nicht totzukriegen! Die Zigeuner hatten ihn auf ein Strohlager gebettet, Würmer vertreibende Blätter und Fichtenzweige neben ihn gestreut. Er badete im Schweiß, warf sich hin und her, redete wirr und hieb mit der Faust wild in die Luft.
    Rund um die Hütten scheuchten magere Hunde die Hühner umher, neben einer rauchenden Feuerstelle lagen kaputte Kessel, und ein junger Bursche spielte auf der Geige.
    Weißt du, was du für einen Schatz gefunden hast?!, fragte der Doktor den Woiwoden, der am Türstock lehnte und sich mit der Spitze seines Klappmessers die Nägel säuberte. Er blickte über die Schulter in den Hof, Zigeunerkinder fielen übereinander her, als hätten sie Lust zu töten. Er zischte Masa an, der Hund stürzte sich kläffend auf sie und trieb sie auseinander.
    Soll ich der Familie Bescheid geben?, fragte der Doktor nachdenklich.
    Warten wir noch, der Zigeuner schüttelte den Kopf.
    Sie haben ein Recht, es zu erfahren, widersprach der Doktor.
    Wir haben auch schon Frau Klara gerettet, bemerkte Gilagóg, er lachte schnarrend und warf einen ärgerlichen Blick auf den Burschen, der mit seiner Geige zwischen den Hütten hindurchlief. Das Instrument quietschte auf.
    Die können nur winseln, brummte Gilagóg.
    Auch Imre weiß nichts?!, fragte der Doktor.
    Die glauben, sie werden berühmt, der Woiwode deutete mit der Stirn auf den Geiger. Sie träumen von Wien und Paris und dass sie in Pest Rippenstücke und Kohlrouladen serviert kriegen! Sie glauben, sie können etwas anderes sein als schlechte Zigeuner! Dass man sie respektieren wird! Was haben sie davon, wenn sie ihre Seelen verkaufen und fetten Gutsbesitzern ins Ohr fiedeln?!
    Du bist ein altmodischer Mensch, Gilagóg, wandte der Doktor ein. Warum gönnst du ihnen dieses kleine Glück nicht? Ihr habt doch immer Musik gemacht, oder etwa nicht? Schon deine Vorfahren, Woiwode!
    Weißt du nicht, Doktor, dass ich der Herr der Worte geworden bin?! Auf seinem Gesicht glänzte die Narbe auf, die vom Messer eines Lovara-Zigeuners stammte.
    Diese Krankheit kann ich nicht heilen, sagte der Doktor, zog die Decke wieder über Peters Brust, der aufstöhnte und von einer wüsten Frau, irgendeiner Blume, von einer wüsten Blume zu sabbeln begann. Gilagóg blickte düster vor sich hin, spotte nur, Deutscher, spotte, dann bedeutete er dem Doktor, ihm zufolgen. Ein Windstoß fegte durch den Hof, scheppernd stürzten Kannen um, ein Kessel begann zu kreiseln, und das nasse Laub flog zur Seite wie ein schwerer Teppich. Der Woiwode rief einer kauernden Frau etwas zu, sie wechselte einen Blick mit einem jüngeren Mann beim Feuer, und als der zustimmend winkte, lief sie in eine Hütte, um kurz darauf den Rollwagen herauszuschieben, auf dem unter einer Decke der Wahrhaftige zappelte. Gilagóg zögerte nicht, er riss die Decke weg. Der Wahrhaftige blinzelte blicklos, dann erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht.
    Gebt mir Geld!, flüsterte er. Gebt mir Geld!
    Das kenne ich schon, bemerkte der Doktor trocken.
    Aber ich verstehe es auch, Gilagóg neigte sich vor, erst nach langem habe ich erfahren, ein wie großer Schatz Habred ist! Man muss ihn nur verstehen, Doktor.
    Der zuckte mit den Schultern, er bittet um Geld.
    Er bittet nicht nur um Geld, widersprach der Woiwode.
    Gebt mir Geld!, warf Habred dazwischen.
    Gilagóg steckte seine Pfeife an und betrachtete den Deutschen spöttisch.
    Gebt mir Geld!, flüsterte Habred, seine Knochen schimmerten blau.
    Was sagt er?, seufzte der Doktor, fröstelnd zog er die Schultern zusammen. Abermals knatterte der kalte Novemberwind durch die Ansiedlung.
    Er sieht den Tod, antwortete der Woiwode.
    Wessen Tod?!
    Der Wahrhaftige sagt, der Woiwode blies den Rauch aus, und einen Moment lang verschwand sein Gesicht in der Wolke, dass der Tod nicht

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