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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Überraschung säumte kein Eis das Ufer des Baches, und jetzt sah er, daß der Dampf von der Oberfläche des Wassers herkam. Fasziniert von diesem Phänomen stieg er den steilen Hang hinunter. Ein unangenehmer Geruch empfing ibn mit dem Dampf – ein scharfer, beißender Geruch, der ihm das Wasser in die Augen trieb und ihn zum Husten brachte. Vorsichtig tauchte Kincar einen Finger in das rötlich-braune, undurchsichtige Wasser. Es war so heiß, daß er rasch seinen Finger zurückzog. Er hob seinen nassen Finger an die Nase und schnupperte daran. Der Gestank war so übel, daß er ihn nicht hätte beschreiben können.
    Neugierig ging er bachaufwärts, bis er die Stelle fand, an der das verfärbte Wasser aus dem Berg sprudelte. Aber es war keine Quelle, sondern ein rundes Loch, rotbraun verfärbt – ein Abflluß von irgendwo aus der Tiefe. Kincar konnte sich noch keinen rechten Vers auf seinen Fund machen, aber trotz des Gestanks war ihm die Wärme des Wassers in der Kälte willkommen, und er hielt seine starren Hände in den Dampf.
    Müßig beobachtete er die braunen Wassersprudel, unwillig, wieder in die Kälte hinaufzuklettern, als ein Gegenstand an die Oberfläche der öligen Flut sprang, gegen einen Stein schlug und davongetragen worden wäre, hätte Kincar nicht rasch zugegriffen. Er stieß einen Fluch aus, denn hier war das Wasser viel heißer noch als weiter stromabwärts. Aber er hielt die Beute fest in der Hand – dieses Ding, was aus dem Berg gekommen war.
    Es war ein Stück Holz, frisches Holz, denn es hatte immer noch die hellgelbe Farbe kürzlich geschlagenen Zemdols. Aber es war nicht nur ein Stück Holz – jemand hatte daran geschnitzt, und die groben Umrisse eines Suard waren deutlich erkennbar. Dort waren die gewundenen Sommerhörner, die in der kalten Jahreszeit abfielen, da die kräftigen Hinterbeine, die schlanken Vorderfüßte – ein Suard, geschnitzt von jemandem, der nicht nur sehr geschickte Finger besaß, sondern auch sehr gut Suards kannte!
    Und doch war dieser halbfertige Suard aus dem Herzen des Berges herausgesprungen! Und Kincar war sicher, daß es nicht das Werk eines der Flüchtlinge war. Wohin hatten sich die Erbauer der Festung zurückgezogen – unter die Erde? Kincar suchte die Felswand und die Erde ab, aus der dieser braune Strom kam, aber nirgendwo konnte er einen Eingang entdecken. Nichts deutete darauf hin, daß ein Suardjäger, der sein Messer an einem frischen Stück Zemdol-Holz ausprobiert hatte, hier in einer Höhle lebte.
    Kincars Wunsch, dem Geheimnis und dem Ursprung des braunen Wassers nachzugehen, war groß, aber niemand war imstande, die Massen von Erde und Fels zu bewegen, um zu sehen, was in der Tiefe verborgen war. Zu guter Letzt steckte er das Stück Holz in seine Gürteltasche und kletterte den Hang wieder hinauf in die eisige Kälte.
    Er pfiff Vorken, und ihre Antwort kam von der anderen Seite des Hangs. Dann sah er sie, wie sie in Kreisen immer höher stieg. Offenbar hatte sie eine Beute erspäht, und er zog die Waffe hervor, die Lord Dillan ihm anvertraut hatte – mit der Auflage, sie nur zu benutzen, wenn er mit Sicherheit ein Wild erlegen konnte. Man mußte den Stab auf das Opfer richten und dann mit dem Zeigefinger auf einen Knopf drücken. Es folgte ein geräuschloser Tod, ein unsichtbarer Strahl, der tötete, ohne irgendwelche Spuren am Körper des Opfers zu hinterlassen. Kincar mochte diese Waffe nicht, ihm erschien sie ungut im Vergleich zu dem ehrlichen Gewicht eines Schwertes oder Speeres. Aber zu einer Zeit, wo nahrhafte Beute lebenswichtig war, war sie vielleicht doch am besten.
    Kincar wartete und beobachtete Vorken. Ging er weiter, bestand die Gefahr, die Beute zu warnen. Jetzt stieß Vorken herab, alle vier Klauenfüße ausgestreckt und mit offenem Schnabel. Ein hoher Schrei ertönte, als sie hinter den Baumwipfeln verschwand, und Kincar rannte los.
    Plötzlich hörte er Geräusche im Unterholz und duckte sich.
    Ein Suard brach mit schreckgeweiteten Augen aus dem Dickicht, und Kincar benutzte die fremde Waffe, wie es ihm gezeigt worden war. Das Tier fiel mitten im Sprung in sich zusammen, und sein Fluchtversuch endete in einem Strauch. Kincar lief hin. Der Suard wies keine Klauenspuren auf – er konnte also nicht Vorkens Beute sein. Hatten sie das seltene Glück gehabt, auf mehrere Tiere zu stoßen?
    Kincar blieb nur solange, um dem Suard das Blut abzulassen, dann lief er weiter, bis er Vorken fand, die auf einem zweiten Suard hockte, die

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