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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Klauen tief in sein Fell geschlagen. Sie begrüßte Kincar mit einem hellen Schrei und verlangte, gefüttert zu werden und den Teil der Beute zu bekommen, der rechtmäßig ihr gehörte. Und Kincar machte sich an die blutige Aufgabe, den Suard zu zerlegen.
    Als das von Vorken erlegte Tier für den Transport zur Burg bereitet war, ging Kincar zurück zu seiner eigenen Beute, während Vorken noch gierig fraß. Als geübter Jäger bewegte er sich geräuschlos – so leise, daß er am Ort der zweiten Beute einen anderen bei der Arbeit überraschte. Als er die geduckte Gestalt über dem Suard im blutbefleckten Schnee bei der gleichen Aufgabe, die er soeben beendet hatte, entdeckte, erstarrte er. Dies war kein Gefährte von der Festung – es sei denn, eines der Kinder war fortgelaufen und ihm gefolgt …
    Dann drehte sich der andere zur Seite, als er einen Teil des Fells abzog. Nein, das war kein Kind, trotz des kleinen Wuchses und trotz der Hände, die halb so groß waren wie seine eigenen, aber mit dem Geschick eines langerfahrenen Jägers arbeiteten. Das Gesicht unter der überhängenden Pelzkapuze war das eines Mannes am Ende seiner Jugend, ein breites Gesicht, von hartem Leben gezeichnet. Aber als der Fremde sich aufrichtete, war er gerade so groß, daß sein Kopf Kincars Schulter kaum überragt hätte. Dieser verhielt sich zu Kincar etwa so, wie Kincars Größe zu der hochgewachsenen Gestalt eines Sternenlords. Der kräftige Körper, eingehüllt in Felle und warme Kleidung, zeigte keinerlei Mißbildungen – der Zwerg war wohlproportioniert und hatte die Haltung eines ausgebildeten Kriegers.
    Aber wäre der andere auch so groß gewesen wie Lord Dillan persönlich, Kincar hätte sich ihm dennoch gestellt. Zusehen zu müssen, wie dieses zwergenhafte Geschöpf den Suard zerlegte, den er, Kincar, getötet hatte, und sich das Fleisch nahm, das so dringend in der Festung benötigt wurde – das war zuviel. Kincar steckte seine Sternenwaffe ein, überquerte den Abstand zu dem Zwerg mit einem großen Sprung und hielt die Hände bereit, den Fremden an den Schultern zu packen. Aber was dann geschah, war in seinem Plan nicht vorgesehen gewesen.
    Der Fremde mochte zwar die Größe eines Halbwüchsigen haben, aber in seinem leichten Körper war eine Kraft, die der Kincars durchaus gleichkam. Unvorbereitet und überrascht, wie er gewesen sein mußte, reagierte er automatisch wie jemand, der in unbewaffnetem Kampf wohlgeübt ist. Seine Schultern zogen sich hoch, er machte eine Bewegung, und zu Kincars unbeschreiblichem Staunen – er konnte es kaum glauben –, lag er plötzlich auf dem Boden, und der andere stand mit einem Messer über ihm, das noch vom Blut des Suard tropfte.
    »Lieg still, Tieflandratte …« Der Mann hatte eine merkwürdige Aussprache, aber Kincar konnte seine Worte verstehen. »Bewege dich nicht, oder du wirst zwei Münder haben – den zweiten meiner Machart.« Und das Messer näherte sich bedrohlich Kincars Kehle.
    »Großes Gerede, Dieb eines anderen Mannes Fleisch!« gab Kincar zurück. »Hast du nie gelernt, daß der Jäger nur die eigene Beute häutet?«
    »Deine Beute?« Der Fremde lachte. »Zeige mir die Wunde, mit der du diesen Tod verursacht hast, du schwatzender Jäger, und dann will ich dir das Fleisch geben.«
    »Es gibt andere Arten zu töten als nur durch Schwert oder Speer!«
    Die Zähne des anderen wurden sichtbar in einem grimmigen Lächeln. »Ay, Tiefländer«, erwiderte er leise, »es gibt solche anderen Arten zu töten. Aber deine Sorte versteht sich nicht darauf. Nur die ›Götter‹ töten auf solche Weise.« Aber nach dem Wort »Götter« spuckte er aus, so wie man beim Namen eines Blutsfeindes ausspuckte. »Und kein ›Gott‹ würde einem Sklaven seinen Machtstab geben! Du bist nichts als ein Ausgestoßener, den man ausliefern sollte um des Kopfpreises willen, der auf ihn ausgesetzt ist – um der Zerstreuung der ›Götter‹ zu dienen, nach ihrer verfluchten Art.«
    Ausgestoßene hatte es auch im Gorth von Kincars Geburt gegeben, und er konnte durchaus den Gedanken akzeptieren, daß solche Männer auch hier lebten. Aber das mit den »Göttern« war eine andere Sache. Sein augenblickliches Problem bestand jedoch darin, sich aus der Reichweite dieses Messers zu retten, und seine rasche Niederlage hatte ihm einen gesunden Respekt vor seinem Gegner eingeflößt.
    »Ich bin kein Ausgestoßener. Ich bin ein Jäger. Meine Murd ist auf die Suards herabgestoßen. Einen hat sie geschlagen,

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