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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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mir …«
    Kincar erhielt einen Stoß nach vorn. Aber jene, die ihn stießen, hielten sich weiter im Hintergrund, um sich der Aufmerksamkeit ihres Herrschers möglichst zu entziehen.
    »Und wer bist du nun?« richtete der Lord seine Frage direkt an Kincar.
    »Ich komme aus den Bergen, Lord – Kincar von Styr, früher Gefolgsmann von Lord Seemon …« Kincar nannte den Namen des Lords, der Herr des gefangenen Wächters gewesen war.
    »Und warum, mein guter Mann, hast du den Dienst von Lord Seemon verlassen?«
    »Ich mußte einen Schwertstreit austragen, Lord. Ich tötete meinen Gegner, aber er hatte Brüder, die den Schwerteid leisteten, einer nach dem anderen gegen mich anzutreten …«
    Lord Rud lachte. »Du hast kein Glück, Kincar von Styr, nicht wahr? Erst tötest du einen Mann mit Brüdern, die ihn rächen wollen, und dann machst du eine lange Reise, nur um dich in etwas einzumischen, was dich nichts angeht, so daß du übel endest in U-Sippar. Sage mir, Kincar von Styr, warum gabst du deine Freundschaft jenen Ratten, denen du am Strand begegnet bist?«
    »Lord, ich wußte nichts von ihnen, außer daß sie sagten, sie wären ebenfalls auf der Flucht vor Blutrache …«
    »Sie sagten? Ah, aber ich denke doch, daß einer von ihnen gar nicht imstande war, viel zu sagen, oder ist ihm ein gewisser Körperteil, der ihm genommen wurde, wieder nachgewachsen?«
    »Der junge Mann sagte es, Lord«, berichtigte Kincar sich. Er wußte sehr wohl, daß Lord Rud ein Spiel mit ihm spielte und früher oder später den Befehl geben würde, ihn zu töten.
    »Sie waren also auf der Flucht vor Blutrache, wie? Gewissermaßen zutreffend. Aber sie werden feststellen, daß man vor bestimmten Arten von Rache nicht flieht …« Lord Rud gähnte. »Sood, wir haben hier ein Rätsel …«
    Eifrig trat der Riese vor. »Ay, Lord, sollen wir ihn aufspießen?«
    »Sood, Sood«, lachte der Lord. »Du bist immer so ungeduldig. Von den blutigen Überresten eines Mannes kann man keine Antworten mehr erwarten. Nein, Sood, der junge Mann ist klug, und vielleicht steckt noch etwas anderes dahinter.« Seine Augen, harte und dunkle Augen, in deren Tiefen ein Feuer glomm, durchbohrten Kincar. »Ich frage mich … ich frage mich … Könnte Seemon sich in der Dunkelheit geirrt haben?« Er lachte leise – wie über eine erheiternde Vorstellung. »Nein, Sood, noch nicht. Ich langweile mich in diesen Mauern, und er könnte noch zu meiner Erheiterung beitragen. Bringe diesen Kincar fort, aber erhalte ihn in guter Verfassung – ausgezeichneter Verfassung, Sood. Ich will ihn vollständig an Leib und Verstand vor mir sehen, wenn ich ihn wieder rufe. Und du, Kincar von Styr, solltest inzwischen dein Gewissen prüfen und feststellen, wieviele Male du die Wahrheit zu deinem eigenen Nutzen verdreht hast, denn ich werde dir noch einmal Fragen stellen, und dann erwarte ich aufrichtige Antworten! Und ich werde sie von dir bekommen, Kincar von Styr – denn bin ich nicht ein Gott?«

 
13.
     
    Ihm wurde eine Atempause vergönnt, wenn auch eine beschränkte. Kincar klammerte sich daran. Jede gewonnene Stunde war ein kleiner Sieg für ihn. Er stellte für Lord Rud ein Problem dar, und solange er den gelangweilten Herrscher interessierte, solange konnte er hoffen.
    Sood brachte ihn nicht in die stinkende Zelle unter der Erde zurück, sondern führte ihn eine steile Treppe hinauf in eine Turmstube, in der sich immerhin ein einfaches Bett, ein Tisch und eine Bank befanden. Sie lösten seine Handfesseln und stellten ihm etwas Essen auf den Tisch, bevor sie ihn allein ließen.
    Kincar rieb sich die Handgelenke und seine blau geschwollenen Hände, in die langsam und unter Schmerzen das Blut zurückkehrte. Dann ging Kincar zum Fenster, um U-Sippar zu sehen.
    Die Dächer und Türme von U-Sippar, von oben gesehen, vermittelten den unwirklichen Eindruck einer Traumstadt, in der das Alltägliche neben dem Bizarren liegt. Hier gab es alte Steingebäude, das Werk der einheimischen Gorthianer, aber zwischen diesen alten Bauten waren andere Strukturen zu sehen, die wahrlich in dieser Welt Fremdkörper bildeten. Es gab nicht viele davon, aber doch genug, um die allgemeine Silhouette von U-Sippar zu verzerren und zu verfälschen.
    Die Festung war ein Teil davon, ein monströses Gebilde auf einem künstlichen Hügel, das die unterhalb liegenden Häuser drohend überschattete. Es war zur Hälfte aus Stein, während die andere Hälfte metallisch leuchtete, kaltes, glattes Material, das

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