Blut der Wölfin
lange dieses Portal offen war, würde der Stadt auch die Cholera erhalten bleiben.
Während Jeremy und Antonio uns von ihren eigenen ergebnislosen Unternehmungen erzählten, warf Clay besorgte Blicke in meine Richtung, und ich stocherte in meinem Essen herum.
Als wir an der Reihe waren und ich Clay bat, ihnen zu erzählen, was wir herausgefunden hatten, beugte er sich zu mir herüber.
»Was ist los?«, murmelte er.
»Nichts.«
»Du hast das Essen kaum angerührt.«
»Es ist einfach die Hitze.«
»Du siehst blass aus«, sagte Jeremy. »Ich dachte, es ist die Beleuchtung hier, aber …«
»Ist es auch. Mir geht’s prima.«
»Wahrscheinlich bist du dehydriert«, sagte Antonio. »Trink deine Milch aus, wir bestellen dir noch ein Glas.«
Ich hob beide Hände. »Es reicht. Mit der Schwangeren ist alles in Ordnung. Ich habe nicht viel Hunger heute Abend, das ist alles.« Ich spürte, wie Clays Blick sich in mich hineinbohrte, und seufzte. »In Ordnung, ein bisschen müde vielleicht, aber auch nicht mehr als alle anderen. Es war ein ziemlich langer Tag.«
Clay stieß seinen Stuhl zurück und stand auf. »Komm. Ich bringe dich ins Hotel.«
»Bevor ich aufgegessen habe?«
Das ließ ihn innehalten, aber nur einen Moment lang. »Wir bestellen uns was aufs Zimmer.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ja, ich bin müde, von der Hitze wahrscheinlich, aber je früher wir das hier erledigt haben, desto früher kann ich zurück nach Hause und mich ausruhen – in meinem eigenen Bett. Jetzt setz dich wieder hin und erzähl allen anderen, was Randall Tolliver zu sagen hatte.« Ich sah zu ihm auf. »Bitte.«
[home]
Magie
S iehst du?«, sagte ich, als Jeremy unser Hotelzimmer verließ. »Diagnose – einfach bloß müde.«
»Erschöpft«, sagte Clay, während er mir eine Flasche Wasser hinreichte. »Und dehydriert.«
Ich nahm das Wasser und verzog das Gesicht. »Oh, das ist einfach Jeremy.«
»Aber mit heute Abend hat er recht. Du musst dich ausruhen, nicht in ein paar Minuten wieder losrennen.«
»Hast du gemerkt, wie er diesen ›Vorschlag‹ hat einfließen lassen und dann abgehauen ist, damit du dich mit den Reaktionen befassen darfst?« Ich schlüpfte aus dem T-Shirt, das trotz der morgendlichen Dusche und großzügig aufgetragenem Deodorant eine Spur nach Körperschweiß roch. »Kannst du mir das andere da rübergeben?«
»Wir haben noch nicht mal drüber geredet, und du ziehst dich schon um, um wieder wegzugehen. Du musst dich ausruhen, Elena.«
»Werde ich auch. Gleich nachdem das Portal zu ist. Wenn Hull mit Shanahan zusammenarbeitet, könnte die Sache mit diesem Treffen …«
»Erledigt sein? Wie oft haben wir das in den letzten paar Tagen schon gesagt? Einfach nur den Brief stehlen, und die Sache ist erledigt. Einfach den zweiten Zombie umbringen, und die Sache ist erledigt. Einfach den Zombie zu Shanahan zurückverfolgen, und die Sache ist erledigt.« Er legte die Hand um meinen Unterarm und sah mir ins Gesicht. »Vergiss dieses Treffen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Hull gar nicht vorhat aufzutauchen. Und selbst wenn – er hat uns heute gefunden, also kann er uns auch noch mal finden. Im Moment ist es
das da,
worum ich mir Sorgen mache. Du und das Baby. Du musst …«
Er zog die Hand ruckartig zurück und zwinkerte verblüfft.
»Was ist los?«
»Dein Bauch. Er …«
»O bitte. Jeremy hat gesagt, es ist alles in Ordnung, also versuch mir jetzt bitte nicht einzureden, dass was nicht stimmt.«
Sein Mund wurde schmal. »Du glaubst, das würde ich tun? Ich wollte gerade sagen, ich habe gespürt …« Er brach ab; der Ärger verschwand in einem raschen Grinsen. »Da. Gib mir die …«
Er griff nach meiner Hand und legte sie mir seitlich auf den Bauch.
»Ich spüre nichts.« Ich spürte einen Stoß gegen meine Handfläche. »O mein Gott. Ein Tritt! Das war ein Tritt!«
»Oder ein Schlag«, sagte Clay immer noch grinsend. »Wenn das unser Baby ist, war’s wahrscheinlich ein Schlag. Er oder sie versucht jetzt schon, da rauszukommen.« Er manövrierte mich quer durchs Zimmer. »Da, schau in den Spiegel. Man kann es sehen.«
Nach einer Minute der Spannung sah ich eine Beule rechts unten an meinem Bauch erscheinen und wieder verschwinden.
»Kannst du’s spüren?«, fragte Clay.
Ich nickte, und dabei ging mir auf, dass Jeremy recht gehabt hatte. Ich hatte
wirklich
schon seit Wochen gespürt, wie das Baby sich bewegte, wenn es auch noch nie so unverkennbar gewesen war. Selbst dies fühlte sich
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