Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
haben, denn er fuhr fort: »Geoffrey Shanahan hat zu den Leuten gehört, die betrunken am sympathischsten waren. Normalerweise hat er keine zwei Worte mit mir geredet, aber wenn er getrunken hatte, hat er gern geschwatzt, vor allem über die Sammlung seines Vaters. Er hat Pat und mich mit da reingenommen und uns die Geschichten zu den einzelnen Stücken erzählt, was sie angeblich bewirken sollten, wer sie als Fälschungen entlarvt hatte …«
    »Fälschungen?«, unterbrach ich.
    »Natürlich.« Wieder sah Tolliver uns an; dann sah er zu Zoe hinüber. »Du musst das doch gewusst haben, Zoe. Du hast diese Sammlung selbst um ein paar Stücke bereichert.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Theodore Shanahan hat den Auftrag erteilt, ich habe ihn ausgeführt. Oft genug habe ich kaum gewusst, was ich da eigentlich stehle.«
    »Vielleicht gar nicht so überraschend. Er war ein arroganter alter Mistkerl. Wie so viele Leute, die ihr Geld mit zweifelhaften Geschäften gemacht haben. Wenn man sich benimmt, als wäre man schon mit einem Haufen Geld auf die Welt gekommen, fragt keiner nach, woher es kommt.«
    »Dann ist es also eine Sammlung von … Fälschungen?« Ich sah Clay an und erinnerte mich plötzlich an die Akten, die wir in Shanahans Haus gefunden hatten, unsere Überzeugung, dass er seine Schätze klugerweise als Fälschungen dokumentiert hatte. »Paranormale Kuriositäten.«
    Tolliver nickte. »Samt und sonders, einschließlich dieses Briefs. An die Details der Geschichte erinnere ich mich nicht, aber Patrick wird es in der Akte stehen haben.«
    »Die Akte ist weg«, sagte Clay.
    Tolliver nickte, als sei er weder überrascht noch empört, dass wir das Haus durchsucht hatten.
    »Erinnern Sie sich an irgendwas darüber?«, fragte ich.
    Er zögerte und schüttelte dann den Kopf. »Ich überleg’s mir noch eine Weile, aber dieses Stück hat mich nie interessiert. Und Jack the Ripper selbst auch nicht.« Ein kurzes Lachen. »Ich glaube, es hat mich schon als Kind empört, dass ein Arzt für all das verantwortlich gewesen sein soll. Patrick müsste mehr wissen. Der Brief war eins seiner Lieblingsstücke.«
    »Womit wir wieder ganz am Anfang wären …«, sagte Clay.
    »Patrick finden. Ich stimme euch zu, das Portal muss geschlossen werden, und zwar schnell. Und ich weiß zwar nicht, ob Patrick dabei eine große Hilfe sein kann, aber ich würde euch gern helfen, ihn aufzutreiben … wenn ich könnte.«
    »Warum können Sie nicht?«, fragte ich.
    »Weil Patrick und ich uns als Jungen zwar sehr nahegestanden haben, einander seit dem College aber kaum noch zu sehen bekommen. Er ruft hin und wieder mal an, um rauszufinden, ob ich zu Verstand gekommen bin und eine profitablere medizinische Laufbahn eingeschlagen habe … deren Erträge er für mich anlegen könnte. Wenn er dann hört, dass dem nicht so ist …« Tolliver zuckte die Achseln. »Ist das das Ende des Gesprächs, bis zur jährlichen Weihnachtskarte jedenfalls. Ich kann versuchen …«
    Tollivers Handy klingelte. Er nahm das Gespräch an, und während er zuhörte, schloss er die Augen; er sah plötzlich sehr müde aus. »Sagen Sie ihnen, ich bin unterwegs«, sagte er und drückte die Austaste.
    »Sie haben ein paar Fälle von Magen-Darm-Infektionen in einem Pflegeheim, für das ich zuständig bin, und machen sich Sorgen, es könnte die Cholera sein. Verdorbenes Essen wegen der Hitze halte ich für wahrscheinlicher, aber ich muss sofort hin und es mir ansehen. Wie gesagt, ich lasse mir das mit dem Brief und mit Patrick noch mal durch den Kopf gehen, vielleicht fällt mir irgendwas Hilfreiches ein.«
    Ich holte einen Notizzettel heraus, schrieb meine Telefonnummer darauf und gab sie ihm. Er war aus dem Hof verschwunden, bevor ich auch nur vom Stuhl aufgestanden war.
     
    Zoe ließ sich versprechen, dass wir anrufen und sie auf dem letzten Stand halten würden. Sie selbst würde in der Zwischenzeit versuchen, mehr über die Geschichte des Briefs herauszufinden.
    Wir fünf gingen zum Abendessen, bevor wir uns mit Matthew Hull trafen. Jeremy hatte beschlossen, dass wir tatsächlich zu dem Treffen gehen würden – dass die möglichen Vorteile das Risiko aufwogen.
    Wir fanden einen ruhigen Tisch in einem Restaurant. Es war nicht weiter schwer – dank der »Choleraepidemie« herrschte in den Restaurants wenig Betrieb. Die Stadt hatte das Trinkwasser noch nicht reinigen können. Man hatte alle nötigen Schritte unternommen – mehrmals –, aber das Problem blieb. So

Weitere Kostenlose Bücher