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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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größten Teil seiner Geschäfte von zu Hause aus. Ich verbrachte einen großen Teil meiner Zeit dort, wobei meine Anwesenheit vergessen wurde, wie es bei Anwesenheit von Angestellten häufig der Fall ist. Ich stellte bald fest, dass ein Teil von Mr. Shanahans Geschäften …«
    Er errötete. »Es war nicht an mir, ein Urteil abzugeben. Mein Vater sagte immer, Aufgabe eines Buchhalters sei es, das Vermögen seines Auftraggebers zu schützen, nicht den Ursprung dieses Vermögens zu hinterfragen. Bei Mr. Shanahan aber war es nicht nur die Herkunft seines Geldes. Manche seiner Bekannten waren wenig erfreuliche Gestalten. Einer mehr als alle anderen. Er behauptete, er sei Chirurg, aber er selbst und Mr. Shanahan pflegten zu lachen, wenn er es sagte. Als diese Vorfälle in Whitechapel begannen …«
    Hull schluckte. »Ich … hörte Dinge im Gespräch zwischen Mr. Shanahan und seinem Freund. Ich versuchte mir einzureden, ich hätte mich geirrt. Dann brachte der Freund eines Abends eine Frau mit. Eine … nun ja, bezahlte Gesellschaft, aber nicht von der Sorte, bei der man erwartet hätte, dass Mr. Shanahan oder sein Freund mit ihr verkehren würden. Ich hätte am Abend noch in meinem Büro im Südflügel arbeiten sollen, war aber neugierig und schlich mich in den Hauptflügel hinüber. Es schien mir nichts weiter Ungewöhnliches vorzugehen. Im Speisezimmer wurde gesprochen und gelacht.
    Ich war im Begriff zu gehen, als ich einen Schrei hörte. Einen entsetzlichen Schrei. Ich blieb wie erstarrt in meiner Ecke stehen. Kurz darauf kamen Mr. Shanahan und sein Freund heraus. Sie sprachen darüber, einen weiteren ›beschaffen‹ zu müssen. Als Mr. Shanahan seinen Freund an die Haustür brachte, konnte ich einen Blick ins Speisezimmer werfen. Ich hatte halb damit gerechnet, die arme Frau tot auf dem Fußboden liegen zu sehen, aber sie war nicht da.
    Der Tisch war zur Seite geschoben worden, und auf dem Fußboden war ein merkwürdiges Muster zu sehen, das sie mit einem feinen Pulver gezeichnet hatten, wie Salz oder Sand. Und es waren noch andere Dinge da, Requisiten der … Teufelsanbetung. Es erinnerte mich an etwas, das ich gehört hatte, bevor all das in Whitechapel begann. Sie hatten über den Vater des Freundes gesprochen, darüber, ihn um einen Gefallen zu bitten, und wenn sie über ihn sprachen, nannten sie ihn einen Dämon. Ich hatte zunächst einfach angenommen, es sei Respektlosigkeit dem alten Mann gegenüber. Aber nachdem ich dieses Zimmer gesehen hatte, hatte ich Grund zum Zweifel.
    Einige Wochen später wirkte Mr. Shanahan sehr aufgeregt. Er gab dem Personal den Abend frei und ermutigte sie alle, früh aufzuhören. Ich gab vor zu gehen und kam dann zurück. Nach Einbruch der Dunkelheit kam Mr. Shanahans Freund. Auch diesmal zogen sie sich ins Speisezimmer zurück. Ich konnte einen Teil der Unterhaltung verstehen, vor allem Mr. Shanahans Versicherungen seinem Freund gegenüber, dass ›es‹ bereit sei und er dort in Sicherheit sein würde. Zum rechten Zeitpunkt würde er die Diener schicken, die alles für die Rückkehr seines Freundes vorbereiten würden; danach würden sie den letzten Abschnitt ihres Plans in Angriff nehmen.
    Als Nächstes hörte ich Mr. Shanahan Worte in einer fremden Sprache sprechen. Ich nahm meinen Mut zusammen und stieß die Tür einen Spalt weit auf. Ich spähte in eben dem Augenblick in das Zimmer, als Mr. Shanahans Freund verschwand. In dem einen Augenblick war er noch dort. Dann tat er einen Schritt … und verschwand. Ich war so überrascht, dass ich nach hinten stolperte. Mr. Shanahan hörte mich. Ich versuchte zu flüchten, aber er verwendete irgendeine Art von Zauberei auf mich, zerrte mich ins Speisezimmer und schleuderte mich an die gleiche Stelle, an der sein Freund verschwunden war. Das Letzte, woran ich mich erinnere, war seine Stimme, die sagte: ›Wir können einen Dritten brauchen.‹ Dann wurde alles schwarz. Als ich aufwachte, trat ich auf eine Straße in einer anderen Zeit hinaus. In Ihrer Zeit.«
    Wir sahen einander an.
    »Und«, sagte Clay, »was wollen Sie also von uns?«
    Hull starrte ihn an. Er hatte uns gerade von seiner Begegnung mit Dämonen, Zauberern, schwarzer Magie, Serienmördern und über einem Jahrhundert im Scheintod erzählt. Warum also waren wir nicht sprachlos vor Staunen und Entsetzen?
    »Sie haben vorhin gesagt, Sie wollen etwas von uns«, sagte Clay. »Was ist es?«
    Jeremy schüttelte zu Clay hin den Kopf, um ihn zur Geduld zu

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