Blut der Wölfin
Stirnrunzeln, dann ein weiteres Schnüffeln; sein Kopf war fast bis auf den Teppich hinunter gesenkt.
Ich ging zu ihm hin. »Vielleicht das Zimmermädchen.«
»Jemand war hier. Ich rieche nichts, aber meine Papiere …« Er deutete gestikulierend zu einem Stapel Notizen hinüber, die er sich mitgebracht hatte. »Jemand hat sie durchgeblättert und dann den Stoß in Ordnung gebracht.«
Ich öffnete die Kommodenschublade, die ich für meine Kleidung verwendet hatte. Die Sachen waren immer noch achtlos hineingeworfen, aber die einzelnen Haufen waren klarer getrennt, als hätte jemand sie durchwühlt und dann versucht, die Spuren zu verwischen.
Ich ging zur Tür, ging auf alle viere und schnüffelte. Dann tat ich das Gleiche bei der Verbindungstür ins Nachbarzimmer.
»Unsere Witterung und die vom Zimmermädchen von heute Morgen. Das ist alles.«
Während Clay rasch den Raum durchsuchte, griff ich zum Telefon und rief bei Jeremy im Zimmer an. Niemand nahm ab. Als ich gerade bei Antonio anrufen wollte, schüttelte Clay den Kopf.
»Ich finde sie bestimmt.« Er ging zur Verbindungstür und öffnete sie. »Nick?«
Eine undeutliche Antwort aus dem Bad.
»Wenn du fertig bist, komm zu uns rüber«, rief Clay. »Bleib einen Moment bei Elena.«
Ich griff nach der Tür. »Geh schon, ich warte da drin.«
Clay ging. Als ich eben in Nicks Zimmer hinübergehen wollte, wurde mir klar, dass auch ich etwas im Bad zu erledigen hatte. Ich rief es Nick durch seine geschlossene Badezimmertür zu und kehrte in unser Zimmer zurück.
Die Badezimmertür stand halb offen. Hatte ich nicht gerade erst gesehen, wie Clay sie bei seiner Durchsuchung des Zimmers weit aufgestoßen und hineingesehen hatte?
Ich schlich mich näher heran und atmete tief ein. Nichts. Noch ein Schritt, und ich konnte ins Innere sehen. Leer – und immer noch keine Witterung.
Okay, das wurde mir jetzt wirklich unheimlich.
Ich ging ins Bad und schloss die Tür hinter mir. Aus dem Augenwinkel sah ich im Spiegel einen undeutlichen Fleck. Ich wollte herumfahren, die Fäuste bereits erhoben, aber ein unsichtbarer Gegner erwischte mich mit der Schlagkraft eines Werwolfs am Kiefer. Im Fallen schlug ich mit dem Kopf auf der Toilette auf und wurde ohnmächtig.
Meine Lider flatterten, und ich sah eine Gestalt, die sich über mich beugte. Ich schlug zu, aber eine Hand schloss sich um mein Handgelenk, bevor ich mein Opfer erreicht hatte.
Benommen versuchte ich, mich aufzurichten und den Angreifer …
»Elena.«
Die Stimme brachte mich schlagartig zur Besinnung. Ich nahm mich zusammen und sah Jeremy über mir; er hielt immer noch meine Hand umfasst. Clay war hinter mir und stützte meinen Kopf.
»Was ist …« Ich versuchte aufzuspringen, aber Jeremys Griff hielt mich zurück; er ließ nur zu, dass ich mich langsam aufrichtete, bis ich auf dem Fußboden des Badezimmers saß.
»Jemand hat mich …« Ich sah mich um. »Habt ihr ihn erwischt?«
»Er ist fort«, sagte Jeremy.
»Ich hab dich schreien hören«, sagte Nick hinter Jeremy hervor. »Ich bin hier reingerannt, aber er war schon draußen im Gang. Ich bin ihm nachgelaufen, aber alles, was ich gesehen habe, war … ich weiß nicht recht. So was wie ein Schatten, nehme ich mal an. Wahrscheinlich hätte ich ihm folgen sollen, aber ich hab mir Sorgen um dich gemacht.«
»Die richtige Entscheidung«, sagte Jeremy.
»Gibt es eine Spur?«, fragte ich. »Vielleicht können wir der Fährte …«
»Keine Fährte.« Antonios Kopf erschien in der Badezimmertür. »Ich hab bis zum Aufzug und zur Treppe hin nachgesehen. Dieses Stockwerk ist praktisch leer, und die einzigen deutlichen Fährten sind unsere.«
»Keine Witterung hier drin. Keine Witterung da draußen. Das ist doch unmöglich.«
»Shanahan«, sagte Clay. »Trank oder Formel, um die Fährte zu verdecken. Eine Rückstoßformel, um Elena auszuschalten. Ein Verschwimmzauber zum Flüchten.«
»Dann weiß er also, wer wir sind. Verdammt. Aber wenn er hier war – entweder um auf mich zu warten oder um nach dem Brief zu suchen –, dann möchte ich wetten, seine Zombies sind auch in der Nähe. Und ich glaube nicht, dass es einen Trank oder eine Formel gibt, die
den
Gestank überdecken könnte.«
Ich hievte wieder mich auf die Beine, taumelte einen Moment lang und hatte mich dann gefangen.
»Dürfen wir uns wandeln?«, fragte ich Jeremy.
Er nickte.
Wir wandelten uns in einer leeren Lagerhalle in der Nähe der Bahngleise.
Als ich fertig war,
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